Der bunte Reigen der Schokolade-Osterhasen, ausgestellt auf einem Tisch, ist derzeit die grosse Attraktion in der Brunnenstube in Fraubrunnen BE. Neben dem Suure Mocke oder dem Hecht aus Angelfang oder dem «Ämmitaler Gitzi», die Alexander Rufibach im Gasthof «Brunnen» zubereitet und die seine Frau Brigitte serviert.
Diese hat einst Konditorin-Confiseurin gelernt und setzt ihr Wissen und Geschick nicht nur für Guetzli ein, die bei Rufibachs zum Kaffee gereicht werden, sondern auch zum Giessen von Osterhasen aus Schokolade. Über die Jahre hat sie eine Sammlung von Hunderten Gussfiguren zusammengetragen.
Vielzahl von Figuren
Tochter Ladina Rufibach hilft ihrer Mutter vor Ostern beim Hasengiessen. «Schon als Kind habe ich da mitgearbeitet. Das mache ich gerne. Ich habe auch meine Lieblingsserie bei den Hasen», sagt sie beim Besuch in der Brunnenstube. Wie ihre Mutter nimmt sie es genau, wenn es um das Färben der Hasen geht, die Farben werden vor dem Giessen millimetergenau in die Formen gemalt. Das Resultat sind Hasen und Figuren, die so fein bemalt sind, wie es sie beim Supermarkt nie und in einer Konditorei fast nie zu kaufen gibt.
Schoggihasen mit einer Hutte voll Eier, Schoggihasen auf einem Motorrad, Schoggihasen alleine und zu zweit – fast alles gibt es bei Mutter und Tochter Rufibach. Am speziellsten sind zwei Osterhasen, die auf Traktoren sitzen. Diese sind unterschiedlich bemalt.
Einer ist in Grün und Rot gehalten und mit «Fendt» angeschrieben, der andere ist gelb-rot und trägt den Schriftzug «Versatile».

Ein «Versatile» und ein «Fendt» aus Schokolade.
Daniel Salzmann
«Im Jahr 2019 haben wir bei einer spezialisierten Firma die erste Traktorenform gekauft, heuer haben wir eine zweite gekauft.» Der Grund: Die Traktor fahrenden Osterhasen sind bei der Kundschaft gefragt. Was in einem Landgasthof mitten in der Kornkammer des Kantons Bern nicht erstaunt.
Die Ziegen waren wichtig
Mit Lebensmitteln und deren Herkunft ist Ladina Rufibach als Wirtetochter schon früh in Kontakt gekommen. Bei Landwirt Martin Buri im Nachbardorf Etzelkofen BE half sie als Schülerin mehrmals bei der Kartoffelernte mit. Für ihre Berufswahl zur Landwirtin war aber ihre Begeisterung für Ziegen ausschlaggebend. «Mein Vater arbeitete viele Jahre in der Marketingkommission des Schweizerischen Ziegenzuchtverbandes mit. Manchmal begleitete ich ihn. So lernte ich Ziegenhalter kennen.»
Bei Jakob Gerber in Süderen BE molk sie Ziegen von Hand. Bei Pierre Schlunegger in Forel VD, wo sie zum Schnuppern war, molk sie eine Woche lang 250 Geissen (mit Maschine). So entwickelte sich eine grosse Freude an den Tieren und überhaupt an der ganzen Landwirtschaft.
Für das erste Lehrjahr, das sie im Jahr 2017 antrat, suchte sie einen Hof mit Ziegen und fand ihn bei Christina und Daniel Bill in Utzigen BE, die heute in Oberthal BE sind. Die Familie hält Burenziegen. Heute noch pflegt Ladina Rufibach einen guten Kontakt zu ihr. «Es ist geplant, dass ich auch in diesem Sommer der Familie Bill auf der Bundalp im Berner Oberland helfen gehe. Sie sömmert dort Milchkühe und Milchziegen und führt ein Alprestaurant. Ich helfe mit, wo es mich gerade braucht», berichtet sie.
Für das zweite Lehrjahr ging sie nach Hindelbank BE zu Andreas Siegenthaler, einem Betrieb mit Milchkühen, Mastkälbern und Ackerbau. «Dort kam ich mehr zum Traktorfahren. So richtig ins Traktorfahren hinein fand ich aber im dritten Lehrjahr auf dem Saatzuchtbetrieb von Robert Zurkinden in Düdingen FR. Seither interessieren mich auch Maschinen.» In allen drei Lehrbetrieben war sie übrigens die erste Frau in der Ausbildung zur Landwirtin und sie ist dankbar für die Bereitschaft, sie als Nichtbauerntochter so viel zu lehren.
Nun ist sie am Studieren
Die Marke «Versatile» auf einem der zwei ausgestellten Traktoren verweist darauf, dass Ladina Rufibach Auslanderfahrung in der Landwirtschaft hat. Nach dem Erlangen der Berufsmatur hat sie ein Jahr lang in Kanada gearbeitet. In Alberta war sie auf einem 2800-Hektaren-Betrieb mit 1300 Mutterkühen und 600 Schafen. Dort war sie mit John-Deere-Traktoren unterwegs.

Ladina Rufibach ist eine geübte Traktorfahrerin.
zvg
In Saskatchewan gaben 2500 Mastrinder im Feedlot, eine Mutterkuhherde mit 550 Tieren und umfangreicher Ackerbau auf den 3400 Hektaren viel zu tun. Dort besorgte sie auf Case-Traktoren auf Getreidefeldern tagelang den Pflanzenschutz. Vermisst hat sie dort Schweizer Käse und Schweizer Schoggi. «Versatile» lautet der Schriftzug auf einem Osterhasenschoggitraktor, weil sie diese Traktorenmarke mag und weil ihr ein kanadischer Kollege sagte, sie werde doch sicher einen solchen fertigen. Für Kollegen hat sie auch schon orangefarbene Fiat und natürlich grüngelbe John-Deere-Traktoren gefertigt.
Derzeit sitzt Ladina Rufibach aber eher nicht auf Traktoren, sondern auf der Schulbank in Zollikofen BE, wo sie die Fachhochschule für Agrarwissenschaften (Hafl) besucht. Sie setzt auf die Vertiefung Pflanzenwissenschaften und Ökologie und denkt daran, den Minor «Unterricht und Beratung» zu absolvieren, «da in der Schweiz die finanziellen Hürden für die Übernahme eines Betriebes sehr hoch sind, wenn man keinen Betrieb in der Familie hat».
