Leben und lieben auf der Alp

Eva und Mattia Arnoldi sind Bergbauern aus Überzeugung. Auf dem Hof Marachiei in Osco TI erzählen sie die Geschichte von Engagement, Bergleben und familiärer Harmonie zwischen Ziegenhaltung, Käseproduktion, Agrotourismus, Pferden und Kindern.

Die Geschichte von Eva und Mattia Arnoldi beginnt schon in der Kindheit. An Wochenenden und in den Ferien verbringen sie Zeit im selben Dorf, Osco im Leventinatal, wo sie heute leben und arbeiten. «Anfangs habe ich ihn gar nicht als möglichen Freund gesehen», erinnert sich Eva Arnoldi mit einem Lächeln.

Als Erwachsene bringt sie ein Abendessen unter jungen Dorfbewohnern wieder zusammen. «Wir haben stundenlang über Ziegen und Landwirtschaft geredet», erzählt sie. Daraus entsteht eine Beziehung, die 2014 in der Hochzeit mündet – kurz vor der Geburt von Emily (11), gefolgt von Seraina (8) und Oliver (7). «Ich wollte weder heiraten noch Kinder haben», gesteht Eva Arnoldi. «Aber mit Mattia ist es passiert. Er war der Richtige für mich.»

Gemeinsamer Weg in die Landwirtschaft

Beide entscheiden sich bewusst für die Landwirtschaft, wenn auch auf unterschiedlichen Wegen. Sie, Tochter des italienischen Bauern Ottavio Cottini, wächst bei der Mutter im bündnerischen Misox auf – fernab vom bäuerlichen Leben. «An den Wochenenden ging ich zu meinem Vater und arbeitete mit, aber es war eher Pflicht. Mit 14 wollte ich nur noch weg.» Doch mit der Zeit entdeckt sie die Freude an Natur und Tieren wieder. Sie macht eine landwirtschaftliche Lehre im Kanton Graubünden, danach eine Käsefachausbildung am Plantahof in Landquart und kehrt zurück auf den väterlichen Hof Marachiei.

Mattia stammt aus dem Luganese TI und hat keinen bäuerlichen Hintergrund. Als Jugendlicher hilft er jedoch im Sommer bei einem Bauern in Osco. Nach der Ausbildung an der Kantonalen Landwirtschaftsgesellschaft Mezzana arbeitet er sechs Saisons mit Ottavio Cottini zusammen – zur selben Zeit, als auch Eva Arnoldi als Sennin auf der Alp ist. «Ich hätte nie gedacht, dass ich mal sein Schwiegersohn werde», sagt er lachend.

Geteilte Verantwortung, familiäre Harmonie

Die Hofübergabe verläuft nicht reibungslos. «Der Stall war modern, aber mein Vater melkte noch von Hand. Ich wollte neue Technologien einführen», erzählt die Landwirtin. Die Spannungen führen zu einem Jahr Stille: Eva Arnoldi widmet sich den Pferden, Mattia Arnoldi arbeitet auf einem anderen Hof. 2014 beginnen sie wieder zusammenzuarbeiten, 2015 übernehmen sie den Betrieb offiziell. «Papa tat sich schwer mit dem Loslassen, aber er sah, dass wir sein Werk auf unsere Weise weiterführen wollten.» Vermittler ist der Schwiegersohn: «Er hat mit ihm gesprochen, die Brücke zwischen den Generationen gebaut.»

Heute führen Eva und Mattia Arnoldi den Betrieb gemeinsam mit klar verteilten Aufgaben: Er kümmert sich um Wiesen, Heu, Ziegen und Unterhalt; sie um Pferde, Trekking, Kinderlager, Verwaltung und Bürokratie. «Wir wechseln uns mit den Kindern ab und können einander vertreten», sagen sie. Flexibilität ihres Mannes hilft ihr besonders in intensiven Zeiten mit den Kleinen, während er an ihr «Kompetenz und Entschlossenheit» schätzt. Die gemeinsame Arbeit stärkt ihre Beziehung.

Mattia Arnoldis Mutter hilft oft bei den Mahlzeiten für die Kinderlager und im Haushalt. Jeden Sommer nehmen sie dank Agriviva junge Menschen auf dem Hof auf – dieses Jahr sind es zwei Mädchen, deren Beitrag sehr geschätzt wird.

So verkaufen sie ihre Produkte

Drei Kilometer von Osco entfernt steht der moderne Laufstall Marachiei, 2004 erbaut mit automatischer Heutrocknung und mechanisierten Anlagen. Der Betrieb umfasst 38 Hektaren zwischen 1100 und 1600 Meter über Meer, über 50 Prozent davon ökologische Ausgleichsflächen. Seit über 20 Jahren ist der Hof Bio-Suisse-zertifiziert.

Zentrum der Sommerarbeit ist die Alp Pian Cavallo (2100 m), nur zu Fuss von Carì aus erreichbar. «Wir haben zwar eine Strasse gebaut, aber nur für die Landwirtschaft – die Touristen steigen zu Fuss auf, wir mit dem Geländewagen», erklärt die Landwirtin. Von März/April bis September produzieren sie dort Frischkäse, Caciotta und Büscion – auch mit Kräutern –, aus der Milch von 120 bis 150 Ziegen, hauptsächlich der seltenen, robusten Bündner Strahlenziege, die sich ideal für das Gebirge eignet.

Pferdeaktivitäten und Agrotourismus

Daneben leben auch Pferde, Schweine und Hühner. Die Tiere bleiben von Juni bis September auf der Alp. Die von Cottini ausgebildeten Hütehunde leben im Stall und begleiten die Herde bei ihren Wanderungen. Die Produkte wie Käse, Fleisch, Eier und Würste verkaufen Arnoldis über einen Selbstbedienungskühlschrank, direkt auf der Alp, in lokalen Geschäften und über Bioplattformen wie Conprobio und Linea Bioverde.

Zwischen 2025 und 2026 soll der Stall ans Trinkwassernetz angeschlossen und die Alp ans Stromnetz angebunden werden. Ein grösseres Projekt ist der Bau eines neuen Hauses direkt beim Stall mit Platz für Pferdeaktivitäten und Agrotourismus. «Für fünf ist unser Wohnraum inzwischen zu klein», sagt Eva Arnoldi. Die Pferdearbeit soll auf den Hof verlegt werden, um mehr Autonomie zu gewinnen. Die Pläne existieren, aber die Bewilligungen dauern. Ihre Kinder wollen sie nicht unter Druck setzen. «Man darf sie nicht drängen, sondern den Beruf attraktiv machen. Ein Spiel daraus machen, keine Pflicht», sagt sie.

Leben auf der Alp ist intensiv

Das Leben auf der Alp ist intensiv. «Pferde und Alp zusammen war unmöglich», erklärt die Landwirtin, die heute auf die Tätigkeit als Sennin verzichtet und sich im Tal ganz den Pferden widmet. Die Tage sind lang, der Kopf stets beschäftigt. Eva und Mattia Arnoldi bilden Lernende aus, arbeiten mit Agriviva zusammen und empfangen Gäste in einer mongolischen Jurte auf der Alp. Dann gibt es noch weitere Herausforderungen: «Ein Wolfsangriff kann Monate Arbeit zunichtemachen.»

Und trotzdem bleibt die Leidenschaft grösser als die Müdigkeit: «Ich entspanne mich zu Pferd, mitten in der Natur, umgeben von Bergen.» Für Mattia Arnoldi kommt die Zufriedenheit nach dem Heuen: «Ein sauber gemähtes Feld gibt all der Mühe Sinn.» Ein Gleichgewicht, das sie sich Tag für Tag erarbeiten – mit gegenseitiger Unterstützung und der gemeinsamen Liebe zur Landwirtschaft.

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