Sie bringt als Farmfluencerin die Landwirtschaft näher

Silvana Roffler ist ein «Naturtalent». Für die Kampagne des Zürcher Bauernverbandes produziert sie gemeinsam mit Pascal Ott informative Videos, um der städtischen Bevölkerung die Landwirtschaft näherzubringen.

Christine Bieri |

Viele kennen Silvana Roffler aus Gams  SG aus den sozialen Medien. In kurzen Videos erklären sie und ihr Studienkollege Pascal Ott Tätigkeiten und Sachverhalte aus der Landwirtschaft so, dass sie auch für Leute verständlich sind, die sich in einem ganz anderen Umfeld bewegen. Aufgewachsen auf einem Milchwirtschaftsbetrieb in Klosters  GR, machte Silvana Roffler eine Lehre zur Landwirtin.

Ab ins Flachland

Während ihrer drei Lehrjahre bekam sie Einblick in unterschiedliche Betriebe und unterschiedliche Kulturen. «Das erste Lehrjahr machte ich in Sent, im Engadin», erzählt die heute 24-Jährige. Im romanischen Gebiet war sie auf einem Milchwirtschaftsbetrieb mit Bergackerbau. «Es war schon etwas Besonderes, auf 1200  Meter über Meer Getreide anzubauen.» Im zweiten Lehrjahr war sie auf einem Aufzuchtbetrieb in Bergün. Im dritten Lehrjahr arbeitete sie in Tomils im Domleschg, das von der Valserkultur geprägt ist. «Das war ein Biobetrieb mit Milchkühen und Gemüse. Wir hatten Erdbeeren und machten viel Direktvermarktung.»

Mit all diesen Einblicken und Erfahrungen machte sie sich auf den Weg nach Lindau ZH. Am Strickhof absolvierte Silvana Roffler die Ausbildung zur Agrotechnikerin HF. Im Rahmen der Ausbildung durften alle Studierenden ein eigenes Projekt verwirklichen. Rofflers Idee war ein Podcast im Bereich Agrarpolitik. Gemeinsam mit Michelle Wüthrich, die heute beim «Schweizer Bauer» arbeitet, und Pascal Ott entwickelte Roffler die Idee eines Podcasts mit Politikern über den Selbstversorgungsgrad.

«Dr Buur erklärt»

Hinzu kamen Videobeiträge für Social Media. Ihr Projekt stellten Sie dem Zürcher Bauernverband vor und stiessen auf grosses Interesse. Ihre ersten Videos machten sie mit der Überschrift «Dr Buur erklärt ‒ den Selbstversorgungsgrad». Nach Abschluss des Projektes fragte der Bauernverband an, ob sie sich eine Weiterführung des Projektes im Rahmen von Naturtalent.ch vorstellen könnten. So haben Silvana Roffler und Pascal Ott noch zwei weitere Themenstaffeln gedreht.

Eine mit dem Thema der Vielseitigkeit des Bauernberufes und eine zweite Staffel mit den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der Landwirtschaft in der Schweiz und in Europa. «Mein Ziel ist es, die Bevölkerung zu informieren. Ich möchte den Stadt-Land-Graben möglichst kleinhalten. Wir wollen den Personen, die in ihrem Leben keine Berührung mit der Landwirtschaft haben, eine Chance geben, eine Ahnung von etwas zu bekommen, wovon sie wegen ihrer Lebensumstände gar kein Wissen haben können», sagt die Agrotechnikerin.

Arbeitsteilung

Dass sie die Videoserie weiterführen könnten, gebe ihr die Gelegenheit, ihren Studienkollegen Pascal Ott, der auf dem elterlichen Betrieb im Kanton Thurgau arbeitet, weiterhin ab und an zu treffen. Dabei hätten sie für die Produktion eine klare Arbeitsaufteilung. «Pascal ist für die Ideen zuständig und ich für die Umsetzung, das heisst für das Skript und den Schnitt.» Ihre Ideen legen die beiden dem Bauernverband vor, und dieser entscheidet dann, welche Themen sie verwirklichen sollen.

Auch die finale Produktion liegt bei Naturtalent.ch. Unter diesem Projektnamen engagieren sich auch andere Landwirtinnen und Landwirte. «Die meisten zeigen, was sie auf ihrem Betrieb machen. Sie zeigen dann zum Beispiel, wie Zuckerrüben angebaut werden. Wir machen politische Videos.» Die Kommentare unter den Videos schaue sie sich meistens nicht an. «Ich bekomme vorwiegend Reaktionen aus dem engeren Umkreis, welche die Videos amüsant finden, da sie mich kennen.

«Bist du jetzt Influencer?»

Negative Rückmeldungen gibt es vorwiegend als Sprüche wie ‹Bist du jetzt Influencer?›, welche mir unangenehm sind, jedoch meist nicht lange belasten.» Die erste Staffel haben die beiden bei Rofflers Eltern in Klosters gedreht. Die zweite dann auf dem Herkunftsbetrieb von Pascal Ott. Die aktuelle Staffel wurde in Silvana Rofflers Wohnung in Gams gedreht. In Gams wohnt sie gemeinsam mit ihrem Partner und hilft auf dem Betrieb mit, den sie 2027 übernehmen möchten.

Naturtalent.ch

Die Website naturtalent.ch beherbergt Projekte mit dem Ziel, Brücken zu bauen, um Stadt und Land zu verbinden. Unter dem Begriff Farmfluencer finden sich Erklärvideos, wie unsere Nahrungsmittel von Grund auf produziert werden. Die Serie «Familie Richter» bietet umfassend recherchierte Artikel zu landwirtschaftlichen Themen.

Die Familie Richter ist fiktiv und wohnt in der Agglomeration Zürich. Die Familienmitglieder bilden die Bevölkerung ab und diskutieren am Esstisch mit klischierten Meinungen zu einem konkreten Thema. Diesen Klischees wird in Interviews, Podcasts, Filmen mit Fachexperten, Statistiken und Eigenrecherchen nachgegangen und die Resultate in einem umfassenden Artikel zusammengeführt. cbi

Im Haupterwerb ist Silvana Roffler als Versicherungsberaterin für den Bauernverband des Kantons St. Gallen tätig. Ihr Partner arbeitet auswärts als Maurer. Die ausserbetrieblichen Tätigkeiten möchten die beiden auch nach der Hofübernahme weiterführen. «Ziel ist es, auf dem Betrieb und auswärts tätig zu sein. Das gibt Abwechslung, und man wird dann weniger betriebsblind. Man kommt mit anderen in Kontakt und hat am Abend einander etwas zu erzählen.»

Sie macht weiter

Für die Zukunft wünscht sie sich mehr Verständnis zwischen Stadt und Land. «Wenn ich Abstimmungsresultate betrachte, habe ich den Eindruck, dass der Graben klar spürbar ist. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass die städtische Bevölkerung besser versteht, wieso die Schweizer Bauern zum Beispiel sagen, dass man besser Schweizer Fleisch essen soll, und die Unterschiede zu ausländischem Fleisch aufzeigen.»

Kommentare (1)

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  • Dennis | 10.04.2025
    Schleichwerbung vom Bauernverband 😖
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