Sie ist Landwirtin und noch viel mehr

Die Bündnerin Katja Kohler-Schnider vereint viele Rollen auf sich. Sie ist Mutter, und als Landwirtin führt sie mit ihrem Mann einen Pachtbetrieb. Zudem geht sie ihrem ersterlernten Beruf im Nebenerwerb nach.

Elisabeth Bardill |

Mit jugendlicher Energie gestaltet eine Bauernfamilie den Anfang in die Selbstständigkeit. Katja und Gion-Andrea Kohler-Schnider übernahmen am 1. Mai 2024 einen kleineren Pachtbetrieb in Surcuolm GR.

Werte mitgeben

Knapp zwei Monate nach dem Tag der Unterschrift des Pachtvertrags kam Noe zur Welt. Jetzt schaukelt der Kleine schon voller Wonne im Hängesitzli zwischen den Futterkrippen beidseits des Stallganges. Es gibt viel zu sehen. Noe ist mit Heu- und Dungdüften sowie mit dem Geräusch der kauenden Kühe bereits vertraut.

Es sind sinnliche Eindrücke und Einzelheiten, die für seine Mutter von Bedeutung sind. Sie ist mit drei Schwestern auf einem Bauernhof in derselben Gemeinde aufgewachsen und sagt: «Ich habe es genossen, auf dem Land aufzuwachsen und zu lernen, woher unser Essen kommt und dass dafür gearbeitet werden muss, auch wenn ich als Schulmädchen lieber in die Badi gegangen wäre, als beim Heuen zu helfen. Diese Werte möchten wir unserem Sohn Noe für sein Leben mitgeben.»

In der Tourismusregion

Die Gemeinde Obersaxen Mundaun, zu der Surcuolm gehört, liegt auf der lang gezogenen Landschaftsterrasse rechtsseitig über der Talsole des Vorderrheins, auf 1300  Meter über Meer. Die leicht ansteigenden Hänge wurden einst vom einwandernden Walservolk besiedelt und bewirtschaftet und sind bis heute eine deutschsprachige Insel im romanischen Sprachgebiet. Die Entwicklung zur Tourismusdestination schreitet unaufhaltsam voran. Das hat Einfluss auf die ansässige bäuerliche Bevölkerung.

Das merkt auch Katja Kohler-Schnider. «Es ist nicht immer einfach. Jetzt, im Frühling, kommt man vom Spaziergang mit einem gefüllten Plastiksack voller Abfall von der Skipisten zurück.» Es sei schade, sagt sie, doch sie sieht den Tourismus auch als Chance. Er sei wichtig für das Dorf. «Wir möchten unsere Hofprodukte vermarkten und freuen uns immer, wenn sich Interessierte bei unserem Hof zeigen. Vielen von ihnen ist nicht bewusst, dass auch ein kleinerer Betrieb täglich viel Arbeit gibt.» Zurzeit verkaufen sie Grillfleisch und Trockenwürste. Dabei hilft ihnen auch Social Media.

Werbung über Social Media

Über Instagram erreichen wir eine andere Personengruppe, denen wir Einblicke in unser Leben zeigen können.» Auf Instagram stellt die Landwirtin unter dem Namen «Mundauner Beef» ihren Betrieb vor. Hier kann sie ihre Erstausbildung hervorragend einbringen. Nach dem Schulabschluss machte sie die Ausbildung zur Fotografin bei Foto Surselva in Ilanz. Nach einer Reise durch Neuseeland und Australien absolvierte sie die Ausbildung zur Landwirtin und die Betriebsleiterschule am Plantahof.

Damals fuhr sie abends ab und zu nach Niederurnen, wo die «Bluebox» der Treffpunkt der landwirtschaftsorientierten Jugend ist. Dort lernte sie 2019 Gion-Andrea Kohler kennen. Er ist Landwirt nach der Zweitausbildung und arbeitet zurzeit 80 Prozent auswärts im nahen Ilanz. Die Landwirtin betätigt sich als freischaffende Fotografin: «Hochzeiten und Schulkassen sind meine Spezialität. Festliche Ausnahmesituationen mit mehr oder weniger Glamour haben es mir angetan. Als selbstständige Fotografin liebe ich die Abwechslung. Ich lerne viele neue Menschen kennen und habe tolle Gespräche.»

Lustig seien auch die Reaktionen, wenn sie erzähle, dass sie auch Landwirtin sei, da dies keine alltägliche Berufskombination ist. Sie schätzt es, wenn ihre Kunden immer wieder auf sie zurückkommen. «Viele Hochzeitspaare begleite ich nun als Familienfotografin. So sind neue Freundschaften entstanden. Ich komme aber nach jedem Auftrag gerne nach Hause zu meiner Familie. Seit der Geburt unseres Sohnes und mit der Hofübernahme tritt die Fotografie etwas in den Hintergrund.»

Das erste Betriebsjahr

Nach der Übernahme des Pachthofes im vergangenen Frühling hat die junge Familie vor und während der Alpzeit und der Heuernte in Eigenarbeit und mit hilfsbereiten Freunden und Familie einige Anpassungen im Stall vorangetrieben. Es wurde gespitzt und betoniert, was das Zeug hält. 13  Tonnen Bauschutt haben sie weggeführt. Der erworbene Gebrauchttraktor ist für Feldarbeiten und Transporte aller Art dienlich.

Die Anschaffung anderer Maschinen würde sich für den Betrieb in der Bergzone 3 und 4 noch nicht lohnen. Kohlers haben eine Maschinengemeinschaft mit Katjas Vater und Onkel, deren Betriebe in der Nähe sind. Das Hof-Vorpächterpaar kommt auch gerne zu Hilfe. Eier, Gemüse und Eingemachtes für die Küche liefern Mutter und Grossmutter, und der kleine Noe ist dort willkommen, wenn Katja auf Fotoreportage ist.

Handwerkliches Geschick

Katja Kohler-Schnider sagt mit Überzeugung: «Eine Bäuerin ist Mutter, Hausfrau, Putzfrau, Wäscherin, Näherin, Köchin, Tierbetreuerin. Und sie ist bei der Stall- und Feldarbeit dabei. Sie ist Managerin, modern ausgedrückt macht sie «Multitasking». Für die junge Frau sind überlieferte ursprüngliche Werte selbstverständlich und passen in die Gegenwart.

Das handwerkliche Geschick beider Partner ist auf dem Hof gut wahrnehmbar. In ihrem Arbeitszimmer stehen neben den elektronischen Apparaturen eine neue Nähmaschine mit verschiedenen Funktionen. Da wird auch gerne etwas für Noe genäht. Nicht überall gibt es das Hofsterben. Hier ist der verheissungsvolle Anfang einer künftigen Generation sichtbar.

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