Sie meistern den Hofalltag mit Teamgeist

Nadin Fankhauser und Christoph Tschanz haben beide je den elterlichen Hof übernommen. Das in Langnau BE wohnhafte Paar hat auch den Mut, Neues zu wagen.

Jacqueline Graber |

Mit schnellen Schritten laufen Nadin Fankhauser und Christoph Tschanz über den Hofplatz. Hinter ihnen hüpft die eineinhalbjährige Emilia, die versucht, mit ihren Eltern mitzuhalten. «Manchmal ist es schon ein Spagat, draussen auf dem Hof zu arbeiten und zugleich auf Emilia zu achten», sagt die 29-Jährige. Doch beide Elternteile probieren, wann immer möglich, Emilia miteinzubeziehen – zum Beispiel bei den Stallarbeiten.

Sie hat eine kleine Schaufel und kann mithelfen. «Und manchmal hütet auch der Grossätti», sagt Nadin Fankhauser. Der Grossvater heisst Hans Fankhauser; er hat per 1.  Januar 2025 den Hof an seine Tochter übergeben. Seither arbeitet er bei ihr im Angestelltenverhältnis. Hans Fankhauser wohnt im Bauernhaus, während die junge Familie im Stöckli nebenan lebt.

Wollte nicht Bäuerin werden

Nadin Fankhauser machte nach der obligatorischen Schulzeit die Ausbildung zur Kaminfegerin. Dass sie heute den 12-Hektaren-Betrieb in der Obermatt in Langnau führt, war eigentlich nie ihr Plan. Trotzdem fand sie sich in der Bäuerinnenschule auf dem Hondrich im Berner Oberland wieder. Eine Kollegin wollte die Ausbildung Bäuerin/Bäuerlicher Haushaltleiter mit Fachausweis absolvieren und motivierte sie zum Mitmachen. «Ich dachte mir: Eine Ausbildung kommt mir irgendwann zugute», begründet sie ihren Entscheid. Das war im Jahr 2017.

«Zwar muss ich in der Tierhaltung noch einiges lernen, doch das Rüstzeug habe ich»

Nadin Fankhauser, Bäuerin

Nadin Fankhauser absolvierte die Ausbildung im Vollzeitkurs und entschied sich bei den Wahlmodulen für Gesundheit und Soziales sowie Rindviehhaltung – alles Bereiche, die ihr jetzt zugutekommen. «Zwar muss ich in der Tierhaltung noch einiges lernen, doch das Rüstzeug habe ich», sagt sie und fügt hinzu: «Wenn ich unsicher bin, frage ich meinen Vater oder Christoph.»

Auch der 35-jährige Christoph Tschanz bewirtschaftet einen eigenen Betrieb. Zeitgleich mit Nadin Fankhauser übernahm er per 1. Januar 2025 den Biohof seiner Eltern auf der Gartegg in Langnau, rund fünf Kilometer entfernt von der Obermatt. Während Nadin Fankhauser gemeinsam mit ihrem Vater im Stall die rund 20 Red Holstein, Holstein und Swiss Fleckvieh melkt, kümmert sich Christoph Tschanz auf seinem Betrieb um 28 Rinder, davon acht Ammenkühe mit je zwei bis drei Kälbern. Seine Mutter Therese Tschanz unterstützt ihn bei der Arbeit.

Auch Meisterlandwirt

Doch anders als bei seiner Lebenspartnerin war Christoph Tschanz’s Berufswunsch bereits von Kindesbeinen an klar: «Ich wollte schon als kleiner Junge Landwirt werden.» Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte er die dreijährige Ausbildung zum Landwirt EFZ. Die ersten beiden Lehrjahre verbrachte er auf zwei verschiedenen Bauernhöfen, das dritte am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung (BBZN) in Schüpfheim LU. Nach der Ausbildung zum Landwirt erlernte er zudem den Beruf des Zimmermanns.

Da der elterliche Betrieb zu klein war, dass man davon leben könnte, entschied er sich, einen Zweitberuf zu erlernen. Anschliessend folgten berufsbegleitend die landwirtschaftliche Betriebsleiterschule sowie die Meisterprüfung – die beiden Ausbildungen zusammen dauerten insgesamt drei Jahre. «Die Betriebsleiterschule und die Meisterprüfung haben mir viel gebracht, sei es in der Buchhaltung, der Betriebsführung oder in der Vorbereitung auf die Hofübernahme», so Christoph Tschanz.

«Einfach ausprobiert»

Dank der Ausbildung habe er seinen Betrieb besser kennen gelernt. Doch die Ausbildungen von Nadin Fankhauser und Christoph Tschanz bringen nicht nur Wissen über Tiere und Buchhaltung mit sich, sondern geben ihnen auch Mut, Neues zu wagen – wie das Projekt «Honig- und Wassermelonen». Auf einer Fläche von 300 Quadratmetern haben sie heuer zum ersten Mal in der Obermatt die Kultur angepflanzt.

Auf die Melonen kamen sie durch Nadin Fankhausers Vater, der im Fernsehen eine Sendung über deren Anbau gesehen hatte. «Wir haben uns eingelesen, viel diskutiert und dann einfach probiert», sagt die junge Bäuerin. Den Grossteil der Melonen verkauften sie im eigenen Hofladen in Langnau. Zudem gehört auch ein Gastrobetrieb zu ihren Abnehmern.

Apropos Hofladen: Hier finden die Kunden allerlei Selbstgemachtes von Nadin Fankhauser, wie zum Beispiel Konfitüre. Es gibt auch Produkte von anderen Bäuerinnen und Landwirten. Wichtig sind der jungen Frau ein vielfältiges Sortiment, dass die Produkte aus der Region stammen und eine gute Platzierung der Ware. «Ein Laden muss einladend sein», sagt sie und rückt einen 5-Kilo-Sack Kartoffeln zur Seite. «Der stand am falschen Ort», meint sie und schmunzelt.

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