Vom «Gwunder» zum Titel: Zu Besuch bei der «Landfrauenküche»-Siegerin

Manchmal beginnt ein markanter Wendepunkt mit einem stillen Entschluss. Im zugerischen Alosen führte dieser zu einer Anmeldung bei der SRF-Sendung «Landfrauenküche». Irène Meier, vierfache Mutter, Bäuerin und Gastgeberin, ging am Ende als Siegerin der aktuellen Staffel hervor. Der «Schweizer Bauer» hat sie besucht. Mit Video.

Michelle Wüthrich |

Beworben habe sie sich aus reinem «Gwunder», erzählt Irène Meier. Ohne jemandem davon zu berichten. Auch ihr Mann Pirmin Meier wusste zunächst nichts davon. Erst als sich das Schweizer Fernsehen für einen ersten Betriebsbesuch ankündigte, musste sie die Karten auf den Tisch legen.

Gemeinsames Projekt

Zunächst reagierte der Bauer zurückhaltend, doch daraus entwickelte sich ein gemeinsames Projekt, das die ganze Familie mittrug. Am Ende bedankte sich Pirmin Meier bei seiner Frau für den Mut zu diesem Schritt. Im Gespräch meint sie: «Es hat uns einmal mehr gezeigt, dass wir auch unter Druck sehr gut als Team funktionieren.»

Irène Meier führt mit ihrem Mann Pirmin in Alosen ZG einen Milchwirtschaftsbetrieb in Betriebsgemeinschaft mit den Nachbarn. Zum Hof gehören rund 55 Milchkühe, Aufzuchtrinder, Kälbermast sowie über 250 Legehennen. Pirmin Meier übernahm den Betrieb früh, nachdem sein Vater verstorben war. Neben ihrer Arbeit als Kindergärtnerin ist sie auf dem Hof tätig. Die Abwechslung schätzt sie.

Vieles war unklar

Zu Beginn war vieles offen. Weder Menü noch Kochpartner standen fest. Klar war für Meier einzig, dass die Präsentation überzeugen musste. Der Frage nach dem Menü näherte sie sich vorsichtig. Weil niemand von ihrer Anmeldung wusste, fragte sie beiläufig ihre Alphornkollegen, was sie denn kochen würden, rein hypothetisch natürlich, angenommen, man würde bei der «Landfrauenküche» mitmachen. Die Antworten reichten von Fleischvögeln bis Cordons bleus.

Der dritte Vorschlag brachte schliesslich Klarheit. Das Filet setzte sich durch. Dafür nahm sie schlafarme Nächte in Kauf. Ideen hielt sie in einem Notizbuch fest, oft auch mitten in der Nacht, bis sich daraus schrittweise ein klares Konzept formte. Als Kochpartner wählte sie ihren Bruder Erwin Blattmann. «Er wusste auch mit meiner unter Druck manchmal schnippischen Art umzugehen», sagt Meier und fügt an: «Am Ende war er noch nervöser als ich, aber gedanklich ganz bei der Sache.»

Beinahe-Aus kurz vor Drehstart

Ebenso klar war für Irène Meier der Ort. Früh machte sie ihrem Mann unmissverständlich klar: «Ich mache nur mit, wenn wir in der Wäschehütte servieren.» Dieses Setting war nicht verhandelbar. Gewählt wurde ein alter Spycher, rund hundert Meter vom Betrieb entfernt, der früher als Wäschespycher gedient hatte. Darauf baute auch das Menü auf. Die Vorspeise als «Vorwäsche», der Hauptgang als «Kochwäsche», das Dessert «an der Wöschhänki». Die Idee zum Wäschekonzept stammte von ihrem Mann.

Kurz vor den Dreharbeiten geriet der Plan jedoch ins Wanken. Beim Einfeuern des alten Ofens entwickelte sich zu viel Hitze, und brachte den Spycher gefährlich nahe an einen Vollbrand. Für einen Moment stand alles auf der Kippe. Doch das Glück war auf ihrer Seite. Es ging glimpflich aus. Denn einen Plan B für die Location gab es nicht.

Ein Auftakt, der Zweifel brachte

Besonders in Erinnerung geblieben ist Meier der Auftakt der Staffel. Zum ersten Mal trafen sich die Teilnehmerinnen kurz vor dem ersten Abendessen in einem Restaurant. Eine ungewohnte Situation, zumal die erste Gastgeberin Lorena Röösli, bei der man erst später essen würde, fehlte. «Schliesslich sass man am Tisch einer Fremden, ohne eine Hintergrundgeschichte zu kennen», erinnert sich Irène Meier.

Hinzu kam, dass Röösli gleich zu Beginn mit ihrem Menü überzeugte. Nach diesem Abend fuhr Meier nach Hause und dachte: «Das ist nicht mehr zu toppen. Sie hat mich schlicht vom Hocker gehauen.» Für Meier blieb Röösli bis zum Schluss eine Favoritin. Kurzzeitig kam sie ins Grübeln. Gegenüber dem «Schweizer Bauer» sagt Meier: «Ich war etwas überfordert und fragte mich, ob ich ausgerechnet jetzt dabei sein muss.»

Der Sieg und das Danach

Ambitionen, die neue Bekanntheit gezielt für den Betrieb zu nutzen, hat Meier kaum. «Ich möchte nicht mehr Tiere schlachten müssen, nur weil die Nachfrage im Hofladen steigt», sagt sie. Als Social-Media-Profi sieht sie sich nicht, ihren Instagram-Account eröffnete sie erst Anfang Jahr. Im Mittelpunkt zu stehen, falle ihr schwer. Als sie vom Titel Landfrau 2025 erfuhr, habe sie zunächst gezweifelt, ob dieser gerecht sei. Die anderen Teilnehmerinnen seien ebenso stark gewesen. Trotz aller Zurückhaltung sei die Freude gross. «Vielleicht muss ich lernen, dieses Glück einfach anzunehmen», sagt sie.

Aktuell steht das Telefon kaum still. Zahlreiche Nachrichten und Anrufe aus dem Bekanntenkreis erreichen Meier. Besonders berührt habe sie der Anruf der Vorjahressiegerin Irma Schatt. «Das hat mich sehr gefreut», sagt Meier. «Es tut gut, zu wissen, dass ich mich im kommenden Jahr bei jemandem melden kann, der weiss, was auf mich zukommt.» Das gebe ihr zudem Mut und Sicherheit. Was dieser Sieg alles mit sich bringe, sei ihr allerdings noch nicht klar. «Ich habe es noch nicht richtig realisiert», sagt sie. «Vielleicht lasse ich es auch noch nicht ganz zu, aber ich nehme es einfach, wie es kommt, und freue mich darauf.»

×

Schreibe einen Kommentar

Kommentar ist erforderlich!

Google Captcha ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

Das Wetter heute in

Lesershop

Hier gehts zum Lesershop

Umfrage

Welches Fleisch isst du am liebsten?

29.2 % Schwein
7.3 % Kalb
9.3 % Schaf- und Lamm
32.9 % Rind
3.7 % Wild
10.1 % Geflügel
2.8 % Kaninchen
4.8 % Ziege

Teilnehmer insgesamt 356

Zur aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?