Drei Jungschwinger: Ihr Weg ans Esaf

Was für den einen bereits mit 5 Jahren begann, trat für den anderen erst mit 13 ins Leben. Doch sie alle teilen sie: die Leidenschaft fürs Schwingen. Der «Schweizer Bauer» stellt drei Schwinger vor, die auf dem Weg ans Esaf an unterschiedlichen Punkten ihrer Laufbahn stehen.

Daniel Hasler |

Es sind die kleinen Geschichten, die am Rande des Sägemehls beginnen, die Grosses ankündigen können. Viele Wege stehen an unterschiedlichen Stufen der Karriereleiter. Drei junge Schwinger stehen im Vorfeld des Esaf in Glarus im Fokus: Michael Moser aus Biglen BE, Andy Signer aus Wittenbach SG und Dario Schafroth aus Urtenen-Schönbühl BE. Ihre Biografien sind verschieden, ihre Charaktere ebenso – und doch führen ihre Wege in denselben Ring. Doch erstmal der Reihe nach.

Top-Anwärter mit 20

Michael Moser ist gerade einmal 20 Jahre alt, aber längst kein Geheimtipp mehr. Mit 27 Kränzen, seinen Siegen am Bernisch-Kantonalen und am Oberaargauischen und seiner Wahl zum «Aufsteiger des Jahres» ist er einer, den man auf der Rechnung haben muss. Und doch klingt er am Telefon nicht wie ein Lautsprecher, sondern wie einer, der weiss, dass Schwingen mehr ist als rohe Kraft. «Ein grosser Teil läuft im Kopf ab», sagt er und erklärt, warum er früh auf Mentaltraining setzt. Nicht, weil er Probleme habe, sondern weil er vorbeugen wolle.

«Wenn man wartet, bis man ein mentales Problem hat, ist es zu spät.» Bei ihm sind die Tage streng getaktet: morgens in den Stall, wenn es das Programm grundsätzlich zulässt, am Vormittag Training, Physiotherapie oder Mentaltraining, nachmittags wieder Arbeit, abends fast jeden Tag Schwingtraining – Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag.

Manchmal sei man erst um halb zwölf in der Nacht zuhause. «Da will ich sicher schauen, dass ich genug schlafen kann.» Es ist ein Alltag, der zeigt, wie sehr der Sport längst Berufung geworden ist. Und doch sagt er über das Esaf: «Ich finde es eigentlich schön, dass so auf mich geschaut wird. Aber ich will mir keinen Druck machen. Mein Ziel ist klar: der Kranz und in jedem Gang mein Optimum geben.»

Überraschung aus dem Osten

Seit dieser Saison ist klar: Ihn muss man auf der Rechnung haben. Anders klingt Andy Signer, 22 Jahre alt, Milchtechnologe aus Wittenbach SG. Vor kurzem ist er von zu Hause ausgezogen – und lacht, wenn er erzählt, wie er nun Teigwaren vorkocht und zum ersten Mal selbst für seine Ernährung verantwortlich ist. «Das ist für mich eine ganz neue Herausforderung.» Auch sportlich hat er gelernt, mit Herausforderungen umzugehen. Als Kind interessierte er sich zunächst für Fussball, aber seine überschüssige Energie brachte ihn immer wieder in Schwierigkeiten.

«Bis sie mich ins Schwingen geschickt haben, wo ich diese Energie etwas abbauen konnte. Heute profitiert er von dieser frühen Disziplin. Er gilt als leichtestes Kaliber im Sägemehl, wiegt nur rund 80 Kilo, und doch hat er mit technischer Raffinesse und viel Cleverness schon 15 Kränze gewonnen. Am Appenzeller Kantonalschwingfest holte er 2025 sogar den gemeinsamen Festsieg, punktgleich mit Domenic Schneider. «Ich werde oft belächelt», sagte er danach, «aber für mich ist das wie ein Sieg.»

Sein Vorbild ist Emil Signer, der selbst ein erfolgreicher Schwinger war. Dass Andy früh aufstehen muss – oft schon um halb vier, wenn er in der Appenzeller-Käserei Siebenhausen beginnt –, macht den Trainingsalltag nicht einfacher. Manchmal muss er am Nachmittag nachschlafen, bevor er abends ins Training fährt. Doch statt zu klagen, nimmt er es mit einem Schmunzeln: ein junger Mann, der zwischen Pasta, Arbeit und Schwingen seinen eigenen Rhythmus gefunden hat.

Begeisterter Viehzüchter

Wieder zurück Richtung Westen. Dario Schafroth, Jahrgang 2004, 6 Kränze, Landwirt und aktuell auf dem Weg zur Berufsmatura am Inforama Rütti in Zollikofen BE, erzählt seine Geschichte wieder ganz anders. Für ihn begann das Schwingen vergleichsweise spät. Erst mit 13 ging er in ein Schnuppertraining. «Es war anspruchsvoll, sich gegen alle durchzusetzen, die schon mehr Erfahrung hatten.» Aber die Kameradschaft zog ihn sofort in den Bann. Heute trainiert er regelmässig, aber er hört auch auf seinen Körper.

«Nach einem strengen Tag in der Landwirtschaft mache ich auch mal eine Ruhepause und fahre nicht ins Training.» Für ihn gehört das genauso dazu wie Schweiss im Sägemehl oder im Kraftraum. Besonders geprägt hat ihn die Landwirtschaft: Zu seiner Konfirmation bekam er ein Simmentaler Kalb geschenkt – geschwärmt hat er schon immer von den Eigenschaften dieser Rasse. «Mir gefällt der Ausdruck und das Format der Kuh, und die Milchleistung beeindruckt mich auch.»

Grundsätzlich arbeitet er auf dem elterlichen Betrieb in Schönbühl BE. Sie halten rund 40 Kühe aus mehreren Rassen, und bewirtschaften rund 40 Hektaren Land. Seine Leidenschaft für Tiere spiegelt sich in seiner Lebenshaltung wider: bodenständig, reflektiert, mit beiden Füssen am Boden. Seine Lieblingsspeise ist ein saftiges Steak mit Pommes. Er lacht, wenn er es erzählt, ganz so, wie einer, der weiss, dass Genuss genauso wichtig ist wie Leistung.

Es mache das Schwingen aus

Drei Wege, die sich an manchen Punkten kreuzen. Alle drei jonglieren zwischen Arbeit in der Früh und Schwingplatz, zwischen Familie und eigener Disziplin. Das mache laut den dreien auch den Schwingsport aus. Denn das sei der Hintergrund aller Sportler: die Berufswelt. Moser betont das Mentale, Signer die Technik, Schafroth die Kameradschaft. Alle drei wissen, dass es beim Schwingen nicht nur um Kraft geht. Moser erzählt, wie er mit fünf Jahren, am Esaf 2010, das Kilian Wenger gewann, erstmals vom Sofa aus Schwinger im Fernsehen bewunderte und dann sofort mit einem Stoffbär den Schwüngen nacheiferte.

Signer lacht darüber, wie er durch das Schwingen gezähmt wurde. Schafroth wiederum hebt hervor, wie ihn das Training in der Gruppe geprägt hat: «Es ist eine Lebensschule, die Kameradschaft, die gemeinsamen Ferien – das musst du einfach leben und geniessen.» Auch in ihrer Ernährung finden sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Moser vertraut auf Mutters Bauernküche, ergänzt durch Shakes.

Laufbahn unterschiedlich

«Zwischenmahlzeiten um neun und vier sind extrem wichtig.» Was banal klingt, wirke beim Sport, wo Kilogramm Körpergewicht ebenso mitzählen, Wunder. Andy kocht neu selbst, Pasta in allen Variationen, pragmatisch und energiereich. Schafroth bleibt beim Einfachen – und schwärmt für Steak und Pommes frites.

Wenn sie nun ans Esaf gehen, stehen sie an unterschiedlichen Punkten ihrer Laufbahn. Michael Moser gehört schon zu den ernsthaften Kandidaten für eine vordere Rangierung. Andy Signer ist der Leichtgewichtige, bei dem mit Überraschungen gerechnet werden darf. Und Dario Schafroth ist Teil des breiten Berner Teams, das zeigt, wie stark und tief der Nachwuchs im Schwingsport verankert ist.

«Geht an die Trainings»

Sie alle eint aber der Satz, den Moser am Ende unseres Gesprächs mit Blick auf Kinder formuliert: «Viel schwingen, Freude haben, das geniessen. Es bringt nichts, als junger Bub schon im Kraftraum zu stehen. Es geht um das Gefühl, das man sich in jungen Jahren holt, also geht regelmässig an die Trainings im Schwingkeller. Das würde ich einem jungen Schwinger mit auf den Weg geben.»

Genau dieses Gefühl tragen alle drei in sich. Unterschiedlich im Detail, verbunden im Kern. Und vielleicht ist das die stärkste Botschaft, die über Glarus hinausstrahlen könnte: Erfolg hat viele Gesichter, aber er beginnt immer mit Freude, Disziplin und Gemeinschaft.

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