Am frühen Donnerstagmorgen des 11. Dezember 2025 wurde das Jodeln von der Unesco in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Damit hat sich ein Schweizer Brauchtum zu einem Weltkulturerbe gemausert ( ->Jodeln zum Weltkulturerbe gekürt ). Die Schweizerische Depeschenagentur (sda) hat dazu ein «ABC des Jodelns» erstellt.
Ein ABC des Jodelns
Alphorn . Zum Jodeln gehören auch die Alphornbläserinnen und -bläser. Sie treten an den Jodelfesten nach streng definierten Regeln auf und lassen sich von drei Juroren bewerten.
Büchel . Naturtrompete, die dem Alphorn ähnelt. Für die Büchelbläserinnen und -bläser gilt Gleiches wie für die Alphornbläserinenn und -bläser.
Chor . Gejodelt wird oft im Chor.
Dirigent . Einige Chöre engagieren einen Dirigenten oder eine Dirigentin, die nebenberuflich den Chor leitet.
Eidgenössischer Jodlerverband . Er umfasst über 12'000 Mitglieder in 711 Gruppen.
Fahnenschwingen . Spiel mit der Schweizer- und den Kantonsfahnen. Auch Fahnenschwingerinnen und -schwinger sind eine Sparte in den Jodelvereinen. Sie dürfen an Jodlerfesten ihre Auftritte nur mit der Schweizer- oder einer Kantonsfahne darbieten. Das Fahnentuch muss dabei mindestens 118 Zentimeter im Quadrat messen. Die Fahnenschwinger haben nebst dem Einzelauftritt auch die Möglichkeit, im Duo aufzutreten.
Geschichte . Als historische Vorläufer des Naturjodels werden häufig der «Juchzer», der «Löckler» oder der «Kuhreihen» genannt – als Ausdruck der Freude oder der alpwirtschaftlichen Praxis. Das alpenländische Jodeln wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts übrigens zunächst von Tiroler Sängergruppen verbreitet.
Harmonie . Titel eines Jodellieds von Gasser Edi.
International . Gejodelt wird nicht nur in der Schweiz, sondern unter anderem auch in Bayern und in der Steiermark, in Georgien, in Zentralafrika, in Skandinavien sowie in der Country Music in den USA.
Jugendjodler . Schweizweit gibt es 96 Nachwuchsgruppen. Der Schweizerische Jodlerverband hat sich die Nachwuchsförderung auf die Fahnen geschrieben.
Kompositionswettbewerb . Der Eidgenössische Jodlerverband (EJV) führt Kompositionswettbewerbe durch, um zeitgenössische Kompositionen für Jodelgesang, Alphorn und Büchel zu fördern.
Legato . Jodeln ist ein Singen im Wechsel zwischen Brust und Kopfstimme auf Silben ohne inhaltliche Bedeutung. Das Umschlagen vom Brust- zum Kopfregister ist durch grosse, legato (gebunden) gesungene Intervalle gekennzeichnet. Bei der Bruststimme ist – anatomisch gesehen – der Stimmlippenrand gerundet, bei der Kopfstimme scharfkantig geformt.
Melodie . Gesang auf der Basis der Naturtonreihe oder komponierten Chorpassagen.
Naturjodel . Das Jodeln in der Schweiz unterteilt man in den Naturjodel und das Jodellied. Naturjodel sind textlose Melodien, welche von Region zu Region unterschiedlich klingen. Jodellieder sind Strophenlieder mit einem gejodelten Refrain.
Oesch’s die Dritten . Oesch’s die Dritten haben Jodeln in der jüngeren Vergangenheit populär gemacht. Mit Melanie Oesch (Jahrgang 1987) und ihren Brüdern Mike (1989) und Kevin (1990) sowie den Eltern hat die Familie aus dem Kanton Bern die Volksmusik und den Jodel auch Jungen zugänglich gemacht.
Praxis . Jodeln ist in der Schweiz eine sehr weit verbreitete Praxis. Es geniesst eine ungebrochene Popularität und gilt als charakteristische musikalische Ausdrucksform. Die Technik wird auf verschiedenste Weise weitergegeben: in Familien, von Vereinen, unter Sängerinnen und Sängern auch in der zeitgenössischen Popmusik.
Quartett . Gejodelt wird auch im Quartett – also in einer Vierergruppe, obschon gemäss Regulativ des Jodlerverbands Jodler-, Alphorn- und Büchelgruppen aus mindestens fünf Mitgliedern bestehen müssen.
Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Die Tradition des Jodelns mit all seinen Facetten wird nun in die genannte Liste aufgenommen. Ziel ist, den Jodel zu fördern.
Singweise . Der Jodel ist ein Gesang, der zwischen den Registern der Bruststimme und der Kopfstimme wechselt. Unter Jodeln versteht man eine text- und wortlose Singweise. Diese wird auf einzelnen, nicht sinngebundenen Vokal-Konsonant-Verbindungen abwechselnd zwischen Kopf- bzw. Falsettregister und Brust- bzw. Modalregister gesungen. Das Jodeln eröffnet ein breites klangliches Spektrum zwischen gepflegtem, klassisch anmutendem Schöngesang bis hin zur archaischen, rufenden Stimmgebung.
Tracht . Frauen jodeln in der Tracht bestehend aus Mieder, Rock, Schürze und Bluse, oft mit Stickereien verziert; Männer kleiden sich etwa in Halbleinenhosen, mit Jodlerhemd und einem Mutz (kurzärmliger Kittel oft aus Manchester, Reverkranken und Verzierungen).
Unterverbände . Die Jodlerinnen und Jodler in der Schweiz sind in einer nationalen Dachorganisation und in fünf Unterverbänden organisiert. Es sind der Eidgenössische Jodlerverband mit 12'700 Mitgliedern in 711 Gruppen, 96 Nachwuchsgruppen) und je ein Verband für den Kanton Bern, für die Zentralschweiz, die Nordostschweiz, die Nordwestschweiz und die Westschweiz.
Volkskultur . Jodeln gehört wie Hornussen, die Trachtentradition oder das Schwingen zur Volkskultur. Interessierte können Jodeln sogar studieren. Als einzige schweizerische Hochschule bietet die Hochschule Luzern das Profil Volksmusik an. Die Studierenden haben die Möglichkeit, ihr Studium komplett auf die Volksmusik – instrumental wie auch vokal – auszurichten. Der Studiengang richtet sich an junge Leute, die sich intensiv mit ihrem Instrument auseinandersetzen möchten und den grossen Wunsch haben, die Musik zu ihrem (Berufs-)Alltag zu machen.
Wettkampf . An Festanlässen werden die Formationen der Jodlerinnen und Jodler sowie der weiteren Mitwirkenden von einer Jury bewertet.
Zuschauende . Jodelchöre treten an zahlreichen Festen auf und stossen auf grosses Interesse. Regelrechte Publikumsmagnete sind die Eidgenössischen Jodlerfeste mit den drei Sparten Jodeln, Alphorn- und Büchelblasen sowie Fahnenschwingen. Sie finden in einem dreijährigen Turnus statt. Ein Jodlerfest bedeutet drei Tage Gemütlichkeit, Pflege der Kameradschaft und des lebendigen Brauchtums. Das nächste Eidgenössische Jodlerfest findet vom 26. bis 28. Juni 2026 in Basel statt. Es ist nach der ersten Ausgabe, die 1924 ebenfalls in Basel stattfand, das 32. seiner Art.
