Auf dem Traktorenmarkt kriselt es

Während einige Traktorenmarken auf dem Schweizer Markt im ersten Halbjahr deutliche Zuwächse verzeichnen, kämpfen andere mit Rückgängen. Der «Schweizer Bauer» hat sich in der Branche umgehört.

Der Schweizer Traktorenmarkt im Jahr 2024 zeigt unterschiedliche Entwicklungen. Während einige Marken deutliche Zuwächse verzeichnen, kämpfen andere mit Rückgängen. Von Januar bis Juli 2024 sind 1’110 Schlepper verkauft worden. Das sind 133 oder 10,7 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Die führenden Markenvertreter äussern sich gegenüber «Schweizer Bauer» über die Marktlage. Und sie geben Auskunft über Trends.

Fendt bleibt Spitzenreiter

Fendt führt mit 288 Zulassungen den Markt in den ersten sieben Monaten des Jahres an, verzeichnete aber nur ein leichtes Wachstum von 6,3% (+17).  Bei bei der GVS ordnet man die Marktlage wie folgt ein: «Die erste Jahreshälfte war verhalten, doch seit den Sommerferien stellen wir wieder mehr Investitionsinteresse fest.» Trotz des Rückgangs im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um 13,9 % bleibt Fendt stark.

Die GVS ist seit 2003 auch Schweizer Importeur von Massey Ferguson. In den ersten Monaten des Jahres 2024 gab es 75 Zulassungen, die Marke musste jedoch einen Rückgang von 20,2% (-19 Traktoren) hinnehmen. Die dritte Marke aus dem Hause GVS, Valtra, erlitt mit 54 Zulassungen einen Rückgang von 35,7% (-30 Schlepper).

John Deere unter Druck

John Deere erreichte 180 Zulassungen, was einem Rückgang von 22,4% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Claas steigerte seine Zulassungen um 71,8% auf 67 Einheiten und gehört damit bisher zu den Gewinnern des Jahres, nach einem grossen Verlust im Vorjahr. «Wir konnten unsere Verkäufe mit Claas im 2024 steigern und damit unseren Marktanteil verbessern, dies bei einem rückläufigen Markt», bestätigt Serco-CEO Werner Berger.

New Holland verzeichnete mit 119 Zulassungen ein Plus von 17,8% (+18 Traktoren). Daniel Bernhard, von Bucher Landtechnik, dem Importeur von New Holland, Case IH und Steyr sagt auf Anfrage: «Nachdem viele Hersteller ihre Auftragsrückstände abgearbeitet haben, beobachten wir einen Rückgang des Investitionsbedarfs. Für die nächsten Monate erwarten wir keine grossen Veränderungen.» Bernhard sieht aber auch eine positive Entwicklung: «Unsere Marken profitieren von der Nachfrage nach neuen Technologien, insbesondere im Bereich der Digitalisierung.»

Digitalisierung

Die Marke Steyr musste einen Verlust von 69,4 % (-43 Einheiten) hinnehmen. Daniel Bernhard erklärt: «Der gesamte Markt leidet unter den Folgen der letzten Jahre. Steigende Preise und Lieferengpässe haben die Kaufbereitschaft der Landwirte deutlich gedämpft.»

Die Digitalisierung spielt eine immer grössere Rolle in der Landtechnik. Andres Graf von SDF Schweiz mit den Marken Deutz-Fahr, Same und Hürlimann sieht hierin eine Chance: «Landwirte suchen zunehmend nach Maschinen, die effizient und nachhaltig sind. Der Trend zur Digitalisierung und zur Automatisierung hält an und bietet grosses Potenzial.» Die Marken von SDF entwickelten sich unterschiedlich. Bei Deutz-Fahr wurde das Resultat des Vorjahres erreicht (137 Traktoren). Hürlimann (-53% auf 24 Schlepper) und Same (-54% auf 12 Schlepper) haben aber massive Absatzverluste eingefahren. 

Händler kehren an Agrama zurück

Die Agrama bleibt eine zentrale Messe für den Austausch zwischen Herstellern und Landwirten. «Die Messe ermöglicht uns, unsere Innovationen zu präsentieren und direktes Feedback von Kunden zu erhalten», sagt Daniel Bernhard. Auch Andres Graf von SDF betont die Bedeutung der Messe: «Der direkte Kontakt mit den Kunden ist für uns unverzichtbar. So können wir besser auf ihre Bedürfnisse eingehen.»

Neu ist die GVS auch wieder an der Agrama dabei. Nachdem die letzte Ausgabe ohne die Firma über die Bühne ging, ist man nun wieder dabei. «Nach einem schwierigen Start verzeichnen wir wieder ein steigendes Interesse. Die Agrama bietet uns die ideale Plattform, um Kunden direkt anzusprechen», sagt Armella Egli von der GVS.

Optimistischer Ausblick

Trotz der Herausforderungen durch hohe Kosten und Lieferkettenprobleme blicken die Hersteller optimistisch in die Zukunft. Armella Egli ist zuversichtlich: «Wir erwarten eine Stabilisierung der Nachfrage, insbesondere durch neue Technologien.» Auch Daniel Bernhard glaubt an eine Erholung des Marktes: «Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich der Bedarf an innovativen Lösungen entwickelt.»

Der Schweizer Traktorenmarkt bleibt 2024 herausfordernd, bietet aber auch Potenzial für Wachstum. Digitalisierung und Automatisierung spielen eine zentrale Rolle in der zukünftigen Entwicklung. Die Agrama wird in diesem Jahr eine entscheidende Plattform sein, um Innovationen voranzutreiben und Kundenbindung zu stärken.

Grosse Händler kehren an Agrama zurück

Organisiert wird die Agrama in Bern vom Schweizerischen Landmaschinen-Verband (SLV). Dem SLV ist gelungen, drei Schweizer Schwergewichte zur Rückkehr an die Agrama zu überzeugen. Robert Aebi Landtechnik AG, GVS Agrar und Same Deutz-Fahr Schweiz AG sind als Aussteller angemeldet.

Robert Aebi wird gemäss Ausstellerverzeichnis mit den Traktorenmarke John Deere, Kramer (Teleskoplader) und Precision Framing zugegen sein. GVS Agrar wird mit den Marken Fendt, Massey Ferguson, Valtra in Bern vertreten sein. Auch die zur GVS gehörende Agrar Landtechnik AG wird an die Agrama zurückkehren, unter anderem mit den Marken Agrar, Krone und Horsch.  Ebenfalls ein Comeback an der Messe gibt die Same Deutz-Fahr Schweiz AG. An ihrem Stand werden unter anderem die Traktoren der Marken Deutz Fahr, Same, Hürlimann zu sehen sein.

Bei der letzten Ausgabe der Agrama fehlten diese drei grossen Importeure. Bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie hatte die Robert Aebi Landtechnik AG angekündigt, auf die Agrama zu verzichten. «Die Landwirtschaft ist ein sehr regionales Geschäft. Wir wollen noch stärker dorthin, wo unsere Kunden und Vertriebspartner sind»,   sagte Armin Segmüller, Geschäftsführer der Robert Aebi Landtechnik AG, im März 2019 zu «Schweizer Bauer».   

Mitte September 2022 teilte die GVS-Agrar mit den Marken Fendt, Massey Ferguson und Valtra mit, dass sie auf die Agrama 2022 verzichten werde.  Die Pandemie habe zu einem Überdenken der Strategie geführt. Grosse Messen hätten nur eingeschränkt oder gar nicht stattgefunden.

Die Agrama ist nach eigenen Angaben die grösste Schweizer Fachmesse für Land- und Forsttechnik. Sie wird vom Schweizerischen Landmaschinenverband (SLV) seit 1977 als Informationsplattform für Investitionsentscheide der Schweizer Landwirtinnen und Landwirte veranstaltet und findet regulär alle zwei Jahre auf dem Bernexpo-Gelände in Bern statt. Die nächste Ausgabe findet vom 28. November bis am 2. Dezember 2024 statt. Die Ausstellungsfläche misst rund 50’000 Quadratmeter. Die Organisatoren erwarten rund 50’000 Besucherinnen und Besucher. blu

->  Hier gehts zur Website der Agrama

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