Ein Vergleichstest von einem Traktor gegen ein Auto ist nicht neu. Neu ist aber, dass der Traktor die Hightechmaschine und das Auto der Kraftprotz ist. Wer hat die besseren Karten bei diesem Kräftemessen der Giganten?
Beim American Football ist vor allem die Taktik entscheidend, und er wird darum oft auch als Rasenschach bezeichnet. Dennoch lässt sich ein solches Spiel ohne genügend «Speuz» in den Armen der Spieler nicht gewinnen. So bringt ein durchschnittlicher Defense-Spieler locker 120 bis 150 kg Muskelmasse auf die Waage.
Hightech in Vollendung
Auch die Kandidaten von unserem Vergleichstest sind wahrlich keine Leichtgewichte. Im Duell der Giganten standen sich eine majestätisch anmutende Black Beauty in Form eines Fendts 939 Vario und die rohe Urgewalt im Kleid eines weissen Chevrolet Camaro gegenüber. So gegensätzlich wie die Farben der beiden Kontrahenten sind auch deren technische Ausstattung. Der Fendt punktet da zum Beispiel mit einem stufenlosen Getriebe bis zu 60 km/h schnell oder mit einer cleveren Vorderachsfederung mit elektronischem Stabilisierungsprogramm für schnelle und sichere Kurvenfarten oder auch ein ausgeklügeltes ABS-System für sich und seinen Anhänger. Aber auch beim Komfort hat der schwarze Riese einige Raffinessen zu bieten. Hierzu gehört die luftgefederte Kabine mit viel Platz und guter Übersicht, der frequenzgesteuerte Fahrersitz und die ergonomische Bedienung mit Joystick und Touchscreen.
Leistung pur
Logisch hatte auch der Camaro ABS oder ein Stabilisierungsprogramm an Board, doch im Vergleich mit der stufenlosen Antriebstechnik des Fendts erinnert das manuelle 6-Gang-Getriebe stark an technische Lösungen aus dem letzten Jahrtausend. Für eine Herzfrequenzerhöhung ist jedoch beim Öffnen der Motorhaube gesorgt. 5,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ein Topspeed von 260 km/h sind die Versprechungen aus dem Prospekt. Schon nur der Anblick des 6,2 Liter grossen V8 lässt erahnen, dass die 432 wilden Pferde ihr Versprechen auf jeden Fall einhalten werden. Doch wie beim American Football stellt sich auch hier die Frage: Wer hat die Nase vorn beim Parcours mit vier Aufgaben? Der Fendt mit seinen technischen Raffinessen hat einen taktischen Vorteil. Doch darf die Urkraft des Camaros nicht unterschätzt werden. Gefahren wurden die Fahrzeuge übrigens von den beiden Footballteams Zurich Renegates und Bern Grizzlies.
2 Teams, 4 Aufgaben
Bei der ersten Aufgabe ging es um die Beschleunigung. Dafür muss der Camaro eine Meile zurücklegen. Beim vier Mal schwereren Fendt wurde die Strecke auf auf eine viertel Meile abgesteckt. Ausserdem bekam das schnellere Fahrzeug auf den ersten 20 Meter einen Punkt. Nach dem Startzeichen der Cheerleaderin schoss der Camaro wie von einer Wespe gestochen davon und gewann den ersten Punkt nach 20 Meter. Der Fendt nahm es gemütlicher, aber mit dem stufenlosen Getriebe kontinuierlich. Das brachte dem schwarzen Koloss einen klaren Vorteil, sodass er gut eine halbe Sekunde vor dem Camaro durch das Ziel ging und sich den anderen Punkt von diesem Rennen sicherte.
Wer steht schneller?
Doch nicht nur das Beschleunigen, auch das Anhalten ist wichtig. Aus diesem Grund war die zweite Aufgabe ein Bremstest aus der maximalen Geschwindigkeit. In der Schweiz bedeutet das für den Fendt 40 km/h und für den Camaro bekanntlich 120 km/h. Auch bei dieser Aufgabe hat der Fendt seine technische Nase vorn. Nach dem Startzeichen der Cheerleaderin fuhren die beiden Fahrzeuge los und beschleunigten auf die jeweilige Geschwindigkeit. Zwar konzentriert, aber dennoch relativ entspannt brachte der Fahrer von den Renegates den Fendt nach nur anderthalb Fahrzeuglängen zum Stehen. Anders im Camaro, hier benötigte der Berner Grizzlie einiges mehr an Beinkraft um das Pedal zu treten und die Reifen zum Quitschen und Pfeifen zu bringen. Trotzdem schoss der Camaro weit über die Markierung hinaus und kam erst nach zehn Wagenlängen zum Stillstand. Diesen Punkt hatte sich der Fendt wahrhaftig verdient. Es stand zwei zu eins für Black Beauty.
Agilität im Test
Mit einem Wenderadius von 11,6 m hat der Camaro gegenüber dem Fendt mit 13,1 m einen klaren Vorteil. Doch kann er diesen auch in der Praxis umsetzen? Der dritte Aufgabe war darum ein Slalomlauf. Da es wie gesagt um die Agilität der Fahrzeuge ging, mussten beide Duellanten den gleichen Streckenparcours absolvieren. Gewinnen würde der Schnellere der beiden. Der Fendt absolvierte, dieses Mal ebenfalls mit quietschenden Reifen, den Slalomlauf in einer Zeit von 64 Sekunden. Der Camaro war zwar wieder weniger elegant unterwegs, und sein Heck brach beim Kreisen um die Pilonen öfters aus. Dennoch schaffte es der weisse Flizer in rund 42 Sekunden ins Ziel und gewann diesen Punkt.
Ein Stechen musste her
Damit stand es nach den drei Aufgaben mit jeweils zwei Punkten pro Fahrzeug unentschieden. Ein Stechen musste her. Die Jury entschied sich für die Aufgabe Einparken. Fahrer bei dieser Aufgabe waren die Cheerleaderin der Bern Grizzlies und der Zurich Renegades. Gewinnen würde das Fahrzeug, das schneller in der Parklücke steht. Beide Girls kamen mit ihren zugeteilten Boliden auf Anhieb zurecht und stellten die PS-Giganten in Nullkommanichts in die vorgesehene Lücke. Somit stand es auch nach dem Stechen wieder bei Unentschieden. Die Jury verzichtete auf einen weiteren Durchgang und erklärte die beiden zum Sieger. Zu recht, denn damit war der Beweis erbracht, dass nicht nur die Kraft, sondern auch die Taktik zählt, wie auf dem Footballfeld so auch auf der Strasse.