Beim Verband Lohnunternehmer Schweiz läuft viel. Beim Besuch der Jahresversammlung auf der Swiss Future Farm in Tänikon TG gewinnt man den Eindruck eines Verbandes mit entschlossenem Vorstand, einflussreicher Präsidentin, tatkräftiger Geschäftsführerin, guter Stimmung unter den Mitgliedern, zunehmendem Einfluss in der Agrarwelt und mannigfaltigen Aktivitäten.
Innovationen statt Verbote
Seit einem Jahr ist die Freiburger FDP-Ständerätin Johanna Gapany Präsidentin des Verbands. Sie begrüsst über 250 Teilnehmende in Tänikon TG. Über die Lohnunternehmer sprach sie wie folgt: «Angesichts der Veränderungen, der Produktionsbedingungen, die immer restriktiver werden, angesichts der Bürokratie, angesichts der Kritik aus der Bevölkerung und der Konsumenten – es gibt Männer und Frauen, die mit enormem Einsatz arbeiten, die sich an die Veränderungen anpassen und innovativ sind, alles mit dem Ziel, die Nahrungsmittelversorgung zu sichern und die Unabhängigkeit unseres Landes zu stärken.» Gapany betonte auch, dass Produktion und Umwelt mit technischen Innovationen zu verbinden seien statt durch Verbote.
«Mit Digiflux ist rote Linie überschritten»
Die Vorstandsmitglieder Fernand Andrey, Daniel Haffa, Rolf Haller, Felix Horni und Beat Gerber berichteten jeweils aus ihren Tätigkeitsbereichen und Arbeitsgruppen, in denen sie Einsitz nehmen. Fernand Andrey, Landwirt in Pierrafortscha FR, Transportunternehmer und Vizepräsident des Lohnunternehmerverbands, warnte am Freitag in Tänikon TG vor einer Einführung des Meldesystems Digiflux, wie er mit dem Beschluss des Ständerats zur abgeänderten Motion Kolly aufgegleist sei.
Andrey: «Bei allen Bauernprotesten war man sich einig: Wir wollen kein Digiflux. Der Entscheid des Ständerats ist ein Eigentor. Wir müssen vielleicht einmal bei unseren Verbänden demonstrieren. Sie machen Kuhhändel und Hinterzimmerdeals und brocken uns Suppen ein, die wir auf den Betrieben auslöffeln müssen.»
Warnung vor schrittweiser Einführung
«Man beginnt mit einer abgespeckten Variante. Dann kommen in drei, vier Jahren Vorstösse und Erweiterungen. In spätestens zehn Jahren wird Digiflux so umgesetzt sein, wie es das Bundesamt für Landwirtschaft schon immer wollte.» Für den Lohnunternehmerverband sei mit Digiflux die rote Linie überschritten. «Wir sagen Stopp! Auch wenn wir dafür das Gesetz ändern müssen. Die Chefs in diesem Land sind die Leute und nicht die Funktionäre. Das müssen wir vielleicht deutlicher zu verstehen geben.»
Andrey sagte vor 250 Leuten auch, dass es ohne anstehende Bundesratswahlen vielleicht anders gekommen wäre. Er meinte damit, dass der Schweizer Bauernverband angesichts der Kandidatur von Markus Ritter vielleicht negative Presse oder negative Reaktionen bei den Linken vermeiden wollte.
Ehrungen für langjährige Treue
10 Jahre: Adrian Haller, R. + M. Haller GmbH, Birrhard AG; Beat Hofmann, Hirter & Tschanz AG, Safenwil AG; Fabian Kuhn, Bolliger Agrar-Dienste, Schmiedrued AG; Fabian Rieser, Wiesendanger AG, Ossingen ZH; Stefan Suter, Bolliger Agrar-Dienste, Schmiedrued AG. 15 Jahre: Simon Häfeli, Rübenumschlag Mittelland, Wildegg AG; Michel Haupt, Wiesendanger AG, Ossingen ZH; Rafael Sutter, Pflanzenbauservice GmbH, Oberramsern SO; 20 Jahre: Daniel Kunz, Leu AG Lohnunternehmen, Hohenrain LU; Felix Suter, Lohnbetrieb Hansjörg Brütsch, Ramsen SH. 25 Jahre: Angie Staub, Heussi Landw. Dienstleistungen, Donzhausen TG; 35 Jahre: Stephan Hügli. Jürg Friederich Lohnunternehmung, Suberg BE. sal
News zum Recycling und zu Gülle-Ampel
Daniel Haffa berichtete von Ärger beim Recycling der Siloballenfolien. Mit der Arbeit von Erde Schweiz sei man nicht zufrieden. Im Grundsatz aber sei es ein grosser Erfolg, dass innert weniger Jahren so viele Siloballenfolie recycelt worden sei, das sei nur dank dem Engagement der Lohnunternehmer möglich gewesen.
Haffa sprach auch die Arbeiten im Kompetenznetzwerk Hofdünger, wo der Schweizer Bauernverband bei einem Ampelsystem zum Güllen einen nie da gewesenen Rückenschuss gemacht habe und viel Geld fehlinvestiert habe. Es frage sich, ob man als Verband die Beiträge für den SBV unter diesen Umständen noch bezahlen wolle. Die Jahresrechnung des Verbands mit einem Plus von 5300 Franken bei einem Ertrag von 546’000 Franken wurde einstimmig genehmigt.
Das scheidende Vorstandsmitglied Rolf Haller erhielt Dank für seine Verdienste und wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Neu in den Vorstand gewählt wurden die Lohnunternehmer Benny Hüsler, Rickenbach LU, und Samuel Guggisberg, Zimmerwald BE. Kirsten Müller präsentierte den neuen Imagefilm. Weiter wurden an der Versammlung mehrere Angestellte von Lohnunternehmen für ihre jahrelange Treue zu den Firmen geehrt (vgl. Kasten).
Ärger über Gülle-Befehle im Aargau
Unter Varia meldete sich Markus Zimmermann, Lohnunternehmer in Schneisingen AG. Er bekomme von «Herrn Ziltener», gemeint war Christoph Ziltener vom kantonalen Landwirtschaftsamt, einmal in der Woche ein Mail, ob er güllen dürfe oder nicht. Dabei gebe es doch eine eben erst überarbeitete Checkliste. Man könne sich doch an diese halten, statt dass einer aus dem Büro heraus allen die Anweisungen durchgebe. Trotz behaupteter Vegetationsruhe habe er selbst kürzlich ein Weizenwachstum beobachtet.
Fernand Andrey sagte dazu: «Wir sind an dem Thema dran und stehen mit Herrn Müller (Amtsleiter Matthias Müller, Anm. d. Red.) in Kontakt. Ich muss Ihnen sagen, es ist einfach so: Es gibt Unternehmer, und es gibt Funktionäre auf dieser Welt. Gestern kam der Dokfilm zum Untergang der Credit Suisse am Fernsehen. Wir Unternehmer hätten sie nicht untergehen lassen.» Man schaue, was man in dieser Sache machen könne, so Andrey. Die Natur lasse sich jedenfalls nicht vom Büro aus steuern.















