20’000 Kälbergeburten fehlen

Mehr Hühner und Schweine, weniger Rinder, Schafe und Ziegen: Die Blauzungenkrankheit hat ihre Spuren hinterlassen. Beim Rindvieh fehlen schätzungsweise 20’000 Geburten. Der wirtschaftliche Effekt dürfte beträchtlich sein.

Cyril Nietlispach |

Gemessen in Grossvieheinheiten (GVE) dürfte der Nutztierbestand 2025 gegenüber dem Vorjahr nur um etwa 1 Promille abgenommen haben. Dies geht aus dem aktuellen Monatsheft von Agristat, dem statistischen Dienst des Bauernverbandes, hervor.

Der Rindviehbestand blieb in den letzten fünf Jahren ziemlich stabil. Dies deshalb, weil viele Tiere aufgrund der Verlagerung von der Kälbermast zur Grossviehmast länger im Bestand bleiben. So nahm die Zahl der männlichen Kälber, die weniger als 160 Tage alt sind und vor allem in der Kälbermast eingesetzt werden, 2025 im Vergleich zum Vorjahr um rund 5’000 Tiere oder 3,7 Prozent ab, während die Zahl der männlichen Tiere, die älter als 160 Tage und für die Grossviehmast bestimmt sind, um 2’200 Stück oder 2,1 Prozent zunahm.

Mehr weibliche als männliche Kälber

Auffallend ist, dass seit der zweiten Hälfte 2024 der Anteil der weiblichen Kälber wieder ansteigt. Inzwischen übertrifft die Anzahl der Geburten weiblicher Kälber jene der männlichen Kälber um 22 Prozent. Das heisst, dass von 11  Geburten 5 auf männliche und 6 auf weibliche Kälber entfallen. Seit Jahren nimmt der Milchkuhbestand zugunsten des Bestandes der anderen Kühe, in erster Linie der Mutterkühe, ab.

Dieser Trend hält weiterhin an: Die Anzahl Milchkühe hat 2025 im Vergleich zu 2024 um knapp 2’000 Tiere oder 0,4 Prozent abgenommen, während die Anzahl der anderen Kühe um 573 Tiere oder 0,4 Prozent zugenommen hat. Im Jahr 2025 hat der Schafbestand im Vergleich zu 2024 um 4,4 Prozent, jener der Ziegen um 0,8  Prozent abgenommen.

Diverse Faktoren

Grund für diesen Rückgang dürfte die Moderhinkesanierung der Schafbestände und die Ausbreitung des Wolfes sein. Bei den Schafen und Ziegen werden 2025 tiefere Bestände bei den Jungtieren geschätzt. Bei den Jungschafen sind es 12 Prozent weniger, bei den Jungziegen sogar 14 Prozent. Hier besteht der Verdacht, dass die Blauzungenkrankheit zu einem Rückgang der Geburten geführt hat.

Dieser Verdacht besteht auch beim Rindvieh: Die Geburtsmeldungen sind ab Oktober 2024 deutlich zurückgegangen. Beim Rindvieh fehlen schätzungsweise 20’000 Geburten. Der wirtschaftliche Effekt aufgrund der fehlenden Kälber, der zusätzlichen Besamungskosten, der verlängerten Zwischenkalbezeiten und der reduzierten Milchproduktion dürfte beträchtlich sein.

Die Kälber fehlen in der Folge auch als Zucht- oder Masttiere. Dies erklärt die aktuell sehr hohen Tränkerpreise und die geringe Anzahl an Kälberschlachtungen. Die Kälberschlachtungen sind seit März 2025 auf deutlich tieferem Niveau als in den drei Vorjahren. Die Equiden umfassen Pferde, Pony, Esel, Maultiere und Maulesel, wobei die Pferde mit Abstand die grösste Fraktion darstellen. Etwa 70 Prozent der von der TVD erfassten Equiden stehen in Landwirtschaftsbetrieben. Der Bestand der Equiden, etwas über 80’000 Tiere, ändert sich 2025 nur minim.

Mehr Hühner und viel weniger Kaninchen

Der Schweinebestand hat seit 2010 deutlich abgenommen. Dabei hat sich der Bestand der Zuchtsauen noch stärker verkleinert als der Bestand der übrigen Schweine, da die Produktion pro Zuchtsau seit 2007 fortlaufend gesteigert wurde. Im aktuellen Jahr bleibt der Schweinebestand konstant auf einem tiefen Niveau von 1’275’000 Tieren.

Eine entsprechend kleine Produktion ermöglichte ab 2024 gute Schlachtviehpreise. In der nächsten Zeit dürfte die Produktion wieder ansteigen, und die Preise werden folglich zurückgehen. Der genaue Verlauf des nächsten Schweinezyklus kann jedoch nicht vorhergesagt werden. Nach den guten Produktionsbedingungen in den Coronajahren 2020 und 2021 geriet die Eierproduktion ab Mitte 2022 und die Geflügelfleischproduktion ab 2023 unter Druck.

2023 und 2024 stagnierte der Hühnerbestand entsprechend. Die Baisse scheint nun überwunden zu sein, und der Hühnerbestand nimmt 2025 um 1,8 Prozent zu. Bei den Kaninchen betrug der Höchstbestand im Jahr 2010 über 100’000 Tiere. Seither ging es nur bergab. 2025 sinkt der Kaninchenbestand im Vergleich zu 2024 um weitere 33 Prozent auf voraussichtlich 27’791 Tiere.

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