Nächste Woche beginnt die Ernte bei der wichtigsten Apfelsorte Gala. Es wird eine gute Ernte erwartet. Der Preis ist aber noch nicht ausgehandelt.
Nach der Grossernte im Jahre 2009 und einer mittelgrossen Ernte im Vorjahr mit schlussendlich überraschend hohem Lagerbestand wird in diesem Jahr gemäss der Bavendorfer-Vorernteschätzung eine gute hängende Apfelernte von 138625t (+9,2%) erwartet. Darin enthalten ist der gesamte, an den Bäumen hängende Ertrag an Klasse I, Klasse II und Mostobst.
Die Hauptsorte ist Gala
Nachdem lange Zeit Golden die Hauptsorte war, ist dies nun definitiv die Sorte Gala. Es wird laut dem Schweizer Obstverband (SOV) ein Gesamtertrag von rund 31 800 Tonnen gegenüber 28 200 Tonnen effektiver Ernte im Vorjahr geschätzt. Die Nummer 2 ist Golden Delicious, deren Anbaufläche weiter reduziert wurde. Ihr Ertragsanteil beträgt dieses Jahr 26900t gegenüber 29 200 Tonnen im 2010. Bei Braeburn wird mit 10900t eine leicht höhere Ernte geschätzt als 2010. Überraschend gut sind die Ernteaussichten bei Jonagold mit 10500t gegenüber 7500t im 2010. Der Ernteanteil von Maigold ist gemäss SOV aufgrund der Vermarktungsprobleme und der verstärkten Rodungen weiter rückläufig: Mit 4600t wird eine deutlich kleinere Ernte prognostiziert als im Vorjahr (5900t). Erstmals werden die beiden Clubsorten Diwa und Jazz in der Bavendorfer-Schätzung vom BLW separat ausgewiesen. Ihre Ernteerwartungen liegen bereits bei 1500 respektive 1660t.
Gute Birnenernte
Bei Birnen wird mit 24200t hängender Ernte eine um 38% grössere Ernte geschätzt als im unterdurchschnittlich kleinen Erntejahr 2010. Eine Rekordernte wird es aber nicht geben, sowohl bei den Birnen als auch bei den Äpfel nicht.
Harte Preisverhandlung
Am Mittwoch trafen sich die Branchenvertreter, um das neue Vermarktungskonzept und die Startpreise auszuhandeln. Beim Preis für die Hauptsorte Gala gab es vorerst noch keine Einigung. Die Produzenten forderten Fr. 1.20, während der Handel tiefere Preisvorstellungen hatte. Das Problem bei der Preisfindung war, dass beim Vermarktungskonzept noch Punkte offen sind, die für die Preisbildung wichtig sind.
Gemäss Hubert Zufferey von Swisscofel fordern die Händler, dass der Preis für Gala früher als bisher (Anfang Dezember) neu verhandelt wird. Die Produzenten bieten gemäss Bruno Pezzatti vom SOV zwar Hand dazu, sind aber mit dem vorgeschlagenen Zeitpunkt nicht einverstanden. Nun soll Ende August ein Kompromiss gefunden werden.
Neu ist auch, dass zur Preisberechnung nicht nur der Ziellagerbestand über alle Sorten herangezogen wird, sondern dass neu auch der Lagerbestand der einzelnen Sorte in die Berechnung einfliesst. Aber auch in diesem Punkt sind die Details noch nicht fertig ausgehandelt. Im schlechtesten Fall, wenn der Gesamtlagerbestand und der Ziellagerbestand der einzelnen Sorte überschritten wird, wirkt sich das doppelt negativ auf den Produzentenpreis aus.
Lagermengen anpassen
Seit heuer publiziert der SOV keine Zahlen mehr zu den verkäuflichen Tafeläpfeln. Diese seien bisher aufgrund zu wenig objektiver Fakten zu wenig genau ausgefallen, erklärt Pezzatti.
Über die Bücher müssen die Lagerhalter. Wenn sie ihre Lagerprogramme nicht reduzieren, dürfte der Ziellagerbestand von 57000t Ende November um rund 9000t überschritten werden.
Bis 50% als Mostobst
Gefordert sind aber auch die Produzenten, damit der Markt das Gleichgewicht nicht verliert und ein grosser Preisdruck entsteht. Damit dieses Jahr nicht zu viele Äpfel eingelagert werden, beschloss die Branche, dass nur die Hauptlese eingelagert werden darf und die 2. und 3. Lese in den Mostobstkanal zu liefern sei. Folgende Mengen sollen der technischen Verwertung zugeführt werden: Braeburn 15 bis 20%, Golden 20 bis 30%, Gala 10 bis 20% und bei Jonagold, Maigold, Idared und Boskoop je 40 bis 50%.
Bei den Birnen konnte auf solche Massnahmen verzichtet werden. Die erwarteten Mengen sind marktkonform, der Startpreis Klasse I für alle Birnensorten beträgt Fr. 1.20/kg.