D: «Konzentration des Detailhandels besorgniserregend»

Die Monopolkommission warnt eindringlich vor neuen grossen Übernahmen im bereits stark konzentrierten deutschen Detailhandel, weil diese die Preise für die Konsumentinnen weiter in die Höhe treiben könnten.

aiz |

Auch bauten die Supermarktketten ihre Stellung gegenüber den Produzenten von Lebensmitteln aus, heisst es in einem Sondergutachten der Monopolkommission, aus dem Reuters zitierte.

Zulasten der Bauern

Die Landwirtschaft profitiere «immer weniger von steigenden Lebensmittelpreisen». «Die Macht des Lebensmittelhandels und teilweise der Hersteller ist zulasten der Konsumentinnen und Konsumenten deutlich gestiegen, während die Landwirtschaft oft den Weltmarktrisiken ausgesetzt ist», bilanzierte Tomaso Duso, Vorsitzender der Monopolkommission, laut APA.

Die damalige deutsche Bundesregierung hatte im Zuge der Bauernproteste 2024 die Monopolkommission mit der Untersuchung beauftragt. Sie ist unabhängig und berät die Bundesregierung und den Gesetzgeber in Fragen der Wettbewerbspolitik, des Wettbewerbsrechts und der Regulierung.

Oligopol im Detailhandel

Die Kommission beklagt in ihrem Sondergutachten ein Oligopol im Lebensmittelhandel. «Die Edeka-Gruppe, Rewe-Gruppe, Schwarz-Gruppe und Aldi-Nord und Aldi-Süd (vereinen) grosse Teile des Marktes auf sich». Die Marktkonzentration sei «in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich gestiegen – nicht zuletzt durch zahlreiche Fusionen». Gleichzeitig hätten sich die durchschnittlichen Gewinnmargen erhöht. Auch seien die Konsumentenpreise spürbar gestiegen. Zugleich bauten die Ketten ihre Macht etwa über eigene Produktionsstätten auf die Ebene der Hersteller aus: «Der Detailhandel rückt damit näher an die Landwirtschaft heran.» Dies berge «das Risiko einer Machtverschiebung».

«Die hohe Konzentration in vielen Bereichen ist aus wettbewerblicher Sicht besorgniserregend», bilanzieren die Experten: «Der verbleibende Wettbewerb in den Lieferketten muss daher dringend geschützt werden.» Damit sieht die Kommission auch das Bundeskartellamt am Zug: «Die Fusionskontrolle sollte die gesamte Lieferkette in den Blick nehmen.»

Zusammenschlüsse haben geschadet

«Zusammenschlüsse, die den Wettbewerb über die gesamte Lieferkette hinweg geschädigt haben, konnten bisher nicht hinreichend verhindert werden», kritisierten die Experten. So habe etwa die Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka 2016, die vom damaligen Bundeswirtschaftsminister genehmigt wurde, den Wettbewerb im Lebensmittelhandel erheblich geschädigt.

Auch profitierten Bauern langfristig kaum von anziehenden Lebensmittelpreisen. «Wir brauchen eine konsequentere Durchsetzung bestehender Regeln», forderte Duso. Die Monopolkommission sieht auch effizientere Strukturen in der Landwirtschaft, weniger Bürokratie und eine Anpassung der Agrarförderungen als Möglichkeiten einer Besserung. 

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