
Der EU-Zuckerpreis ist wegen Importen unter Druck.
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Wie die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) in ihrer dritten Ernte- und Erzeugungsschätzung mitteilte, fiel der Rübenertrag mit 81,8 Tonnen je Hektar ebenso überdurchschnittlich aus wie die Rübenmenge mit mehr als 28,5 Millionen Tonnen. Somit sei die Versorgung des EU-Binnenmarktes mit nachhaltig produziertem Rübenzucker gesichert, fasst die WVZ laut MBI zusammen.
Preis um 30 Prozent gefallen
Doch diese positive Nachricht sieht der Verband der deutschen Zuckerwirtschaft von einer dramatischen Marktentwicklung überschattet: Denn der europäische Zuckermarkt befinde sich in einer Krise, stellt die WVZ fest. Das heisst konkret: Die Preise am EU-Binnenmarkt gingen innerhalb eines Jahres um über 30 Prozent von 767 Euro (711 Fr.) pro Tonne auf 529 Euro (490 Fr.) je Tonne zurück.
Und der Weltmarkt befinde sich auf einem Fünf-Jahres- Tief, fährt der Zuckerverband fort. Als Gründe für die Entwicklung nennt die WVZ Billigimporte, welche die Krise demnach zusätzlich anheizen. Neben den regulären zollfreien Importen, die in Freihandelsabkommen vereinbart wurden, belasteten weitere zollfreie Sonderimporte den EU-Markt, erläutert der Verband.
Schlupfloch für billigen Zucker
Über die Zollregelung «aktive Veredelung» soll demnach Zucker ohne Einfuhrzölle in die EU gelangen. Ursprünglich sei dies für den Re-Export gedacht gewesen, berichtet die WVZ. Doch in der Praxis entwickle sich diese Regelung zum Schlupfloch für billigen Zucker, dessen Produktion den EU-Sozial- und Umweltstandards nicht genüge, kritisiert der Verband. Nach seinen Angaben sollen allein bis August 2025 rund 470’000 t Rohzucker und 135’000 t Weisszucker zollfrei importiert worden sein, davon fast 440’000 t aus Brasilien.
Durch das Schlupfloch der aktiven Veredelung gelange schon jetzt mehr als doppelt so viel zollfreier Zucker aus Brasilien auf den EU-Markt, wie im Mercosur-Abkommen zugestanden, moniert der WVZ-Vorsitzende Stefan Streng. Diese Mengen seien nicht notwendig für die Versorgungssicherheit, sondern zerstörten den Markt und gefährdeten die europäische Zuckerproduktion, warnt Streng.
Deshalb fordert die WVZ die EU-Kommission auf, den aktiven Veredlungsverkehrs für Rohzucker auszusetzen. Denn nur so lasse sich verhindern, dass der billig produzierte Zucker in die EU gelange und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Zuckerwirtschaft weiter untergrabe, argumentiert der Dachverband der deutschen Zuckerwirtschaft.