
Die Verbandsspitze der Getreideproduzenten: Rahel Emmenegger, Pierre-Yves Perrin und Fritz Glauser (v. l.).
Cyril Nietlispach
Nach der katastrophalen Ernte 2024 könne er sein Mandat als Präsident des SGPV mit positiver Note zur Ernte 2025 abschliessen, sagte Fritz Glauser zur Begrüssung der 150 Delegierten und Gäste an der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Getreideproduzentenverbandes (SGPV) am Dienstag in Kerzers FR und nannte auch gleich die Gründe: «Stabile Preise und eine gute Qualität beim Brotgetreide, leicht steigende Preise und gute Erträge bei den Ölsaaten sowie zufriedenstellende Erträge beim Futtergetreide, falls sich die Preise nicht ändern.»
130’000 Tonnen Brotgetreide importiert
Aufgrund der schlechten Ernte 2024 wurden 2025 auf das ganze Jahr verteilt 130’000 Tonnen Brotgetreide aus dem Ausland importiert. Das Normalimportkontingent für Brotgetreide beträgt 70’000 Tonnen pro Jahr. Die Getreideproduzenten hätten die zusätzlichen Importe von Brotgetreide begrüsst, denn so konnten zusätzliche Importe von Fertigprodukten verhindert werden, sagte Pierre-Yves Perrin, Geschäftsführer des SGPV.
Während in der Kampagne 2024/2025 nur 421’000 Tonnen Brotgetreide zur Verfügung standen, sind es in der aktuellen Kampagne 2025/2026 rund 520’000 Tonnen. Der Bedarf der Müller an Brotgetreide beträgt jährlich 460’000 Tonnen, sodass die Pflichtlagermenge bis zur nächsten Ernte um 60’000 auf 127’000 Tonnen aufgebaut werden kann, was dem Bedarf von 3,3 Monaten entspricht.
«Schweiz muss Spielraum nutzen»
Ende Oktober dieses Jahres traf sich die Verbandsspitze des SGPV mit Bundesrat Guy Parmelin. Dabei ging es um die Erhöhung des Grenzschutzes für Getreide. Das sei aufgrund der WTO-Verträge durchaus möglich, sagte der SGVP-Geschäftsführer: «Die Schweiz muss den Spielraum nutzen, den wir haben, um die Produktion und die Verarbeitung einheimischer Rohstoffe zu schützen. Dank Mehreinnahmen würde davon schliesslich auch die Bundeskasse profitieren.»
Scharf kritisiert wurde die Offensive der Grossverteiler für billiges Brot, insbesondere die Aktion von Aldi, der ein Pfund Schweizer Brot für 99 Rappen anbietet. Das sei ein Affront gegen die gesamte Branche und zeuge von mangelndem Respekt für die Arbeit und das Engagement für Qualität, Klimaschutz und Nachhaltigkeit, sagte Pierre-Yves Perrin und ergänzte: «Das ist eine inakzeptable Strategie.»
-> «Billig-Pfünderli sind ein Marktversagen»
Anbaufläche von Gerste weiter zurückgegangen
Nicht abgeschlossen sei das Problem Futtergetreide, sagte Fritz Glauser. Tatsächlich ging die Anbaufläche für Gerste 2025 gegenüber dem Vorjahr um weitere 9 Prozent zurück. «Nur die agronomischen Vorteile oder der Fruchtfolgezwang verhindern einen noch grösseren Rückgang», meinte der Verbandspräsident. Bei den Richtpreisverhandlungen für die Ernte 2025 konnte, wie schon in den beiden letzten Jahren, kein Kompromiss innerhalb der Branche gefunden werden.
Die Vermarktung der Ernte 2025 wird daher ohne Richtpreise erfolgen. Beim Raps seien heuer zwar keine grösseren Qualitätsprobleme aufgetreten, sagte Rahel Emmenegger, die stellvertretende Geschäftsführerin des SGPV. In den letzten Jahren sei aber die Anbaufläche deutlich zurückgegangen, von 25’500 im Jahr 2023 auf 23’000 Hektaren 2025.
Preise steigend
Fakt ist, dass von der Zielmenge von 106’000 Tonnen Raps für das Jahr 2026 nur 86’200 Tonnen zugeteilt sind. Der Preis für den klassischen Raps der Ernte 2025 liegt wie im Vorjahr bei 89.15 Fr. pro Dezitonne, beim Holl-Raps bei 100.25 Fr. gegenüber 98.40 Fr./ 100 kg im Jahr 2024. Bei den Sonnenblumen ist die Fläche in den letzten Jahren stetig gestiegen. Es sei eine attraktive Kultur, die sich auch für den extensiven Anbau eigne, sagte Emmenegger.
Die Preise für Sonnenblumen und Futtersoja der Ernte 2025 sind noch nicht bekannt, dürften aber leicht steigend sein. Ab 1. Februar 2025 gilt beim Brot eine Deklarationspflicht des Herstellungslandes. Im Detailhandel wie auch in der Bäckerei, ja selbst beim Brotkörbli im Restaurant muss schriftlich angegeben werden, wo die Backwaren produziert wurden. Es werde erwartet, dass sich so der Druck importierter Fertigprodukte auf die heimische Produktion verringere. Auswertungen laufen, die zeigen sollen, ob die Importe bereits rückläufig seien, sagte Rahel Emmenegger.
Von Wattenwyl bis Glauser
Die Delegierten des Schweizerischen Getreideproduzentenverbandes haben einen neuen Präsidenten gewählt. Nach 18 Jahren an der Spitze übergibt Fritz Glauser das Zepter an David von Wattenwyl. Der 34-jährige von Wattenwyl bewirtschaftet in Oberdiessbach BE einen Ackerbaubetrieb mit 70 Hektaren offener Ackerfläche. 2019 wurde er in den Vorstand und 2022 zum Vizepräsidenten des Schweizerischen Getreideproduzentenverbandes (SGPV) gewählt.

Fritz Glauser (l.) übergibt das Präsidium der Schzweizerischen Getreideproduzenten an David von Wattenwyl.
Cyril Nietlispach
Der Berner folgt auf Fritz Glauser. Der 64-Jährige führt einen Landwirtschaftsbetrieb in Châtonnaye FR und präsidierte den SGPV seit 2007. Der Agronom setzte sich während 40 Jahren für die Belange der Getreideproduzenten ein. Glauser ist in der Landwirtschaft bestens vernetzt. Er war unter anderem Vizepräsident des Schweizer Bauernverbands (bis 2024) und von 2007 bis 2023 Präsident des Freiburger Bauernverbands.
Aktuell präsidiert er die Branchenorganisation Swiss Granum. Zudem politisiert er seit 2006 für die FDP im Grossen Rat des Kantons Freiburg. Die Delegierten nahmen zudem zwei Ersatzwahlen für den Vorstand vor: Adrian Brügger (FR) ersetzt Fritz Glauser, und Dylan Zürcher (VS) ersetzt Bertrand Pillet. Am Ende der Versammlung wurde Fritz Glauser unter grossem Applaus als Ehrenpräsident des SGPV verabschiedet. cni