Nach den Aussagen von SGV-Direktor Hans-Ulrich Bigler in der Sonntagspresse, mittelfristig den Abschied der Euro-Untergrenze in Betracht zu ziehen, relativiert der Verband. In einem Brief an die Mitglieder hält der SGV fest, dass er zur Euro-Untergrenze stehe.
«Die Schweizerische Nationalbank führt als unabhängige Zentralbank die Geld- und Währungspolitik der Schweiz», steht im Schreiben, das der Nachrichtenagentur sda vorliegt. «Deshalb steht der SGV zur aktuellen Euro-Untergrenze.»Bigler forderte Exitstrategie
In der Sonntagspresse wurde Verbandsdirektor Hans-Ulrich Bigler aus einem internen Diskussionspapier zitiert. Darin hält er fest, dass die SNB die 1.20-Kursanbindung nicht unter allen Umständen verteidigen könne. Die Nationalbank müsse über kurz oder lang die Geldmenge wieder reduzieren. Das sei noch nie ohne Rezession oder Inflation geschehen.
Mittelfristig forderte er den Abschied von der Euro-Untergrenze. Es sei wichtig, dass die Wirtschaft eine Exitstrategie frühzeitig einleite. Die Aussagen stiess bei Vertretern der Tourismusbranche, der Industrie sowie dem Gastgewerbe sauer auf.
Betroffene "schiessen" zurück
Swissmem-Präsident Hans Hess betonte in einem Interview, er verstehe den Gewerbeverband nicht, denn diese würden bei einem noch stärkeren Franken die ausländische Konkurrenz zu spüren bekommen.
Für den Präsidenten des Branchenverbands Hotelleriesuisse, Guglielmo Brentel wäre eine Aufhebung der Untergrenze für den Tourismus verheerend. Die Untergrenze gebe den Betrieben eine gewisse Planungssicherheit.
Im internen Brief, der von Hans-Ulrich Bigler unterzeichnet ist, heisst es, die Sontagspresse habe das Diskussionspapier einseitig kommentiert.
Kritik an Bigler
Für Bernhard Kuster, Direktor von GastroSuisse, ist der SGV-Brief keine Kehrtwende: «Der Verband hat seine Meinung nicht geändert. Er hat sich schon immer für die Euro-Untergrenze eingesetzt», sagte er der Nachrichtenagentur sda. Aufgrund der Aussagen von Direktor Hans-Ulrich Bigler sei aber der Eindruck entstanden, der ganze Verband mache sich für eine Aufhebung der Untergrenze stark.
Grundsätzlich sei man mit dem SGV zufrieden. Aber in einer so zentralen Frage dürfe niemand einen Alleingang wagen. «Der SGV-Direktor hat hier das Gespür für die Situation vermissen lassen», sagt Kuster.
Der Vorfall müsse nun im Vorstand diskutiert werden.