Die Konjunktur-abkühlung in einigen asiatischen Ländern und die Krise in den Euroländern hat die Schweiz eingeholt, konstatiert Bruno Parnisari, Leiter des Ressorts Konjunktur im SECO. Damit dürfte die SECO-Prognose mit einem BIP-Wachstum von 1,4 Prozent revidiert werden.
Das Exportland Schweiz könne keine Wachstumsoase bleiben, wenn die Nachbarländer mit konjunkturellen Rückschlägen zu kämpfen hätten, sagte Parnisari am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Früher oder später beeinflusse das Exportvolumen die Industrie und damit das Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP).
BIP-Wachstum dürfte revidiert werden
Zu Preisen des Vorjahrs sanken die Warenexporte ohne Wertsachen von einem Wachstum von 9,4 Prozent im ersten Quartal 2011 auf ein Plus von 0,1 Prozent im zweiten Quartal 2012 ab. Gemäss Parnisari zeigt sich im Trimestervergleich der Exporte zwischen dem ersten Quartal 2011 mit 2,9 Prozent Wachstum und dem zweiten Quartal 2012 mit einem Rückgang um 0,7 Prozent trotz einiger Sprünge eine Abkühlung.
Angesichts der Verlangsamung könnte die Wachstumsprognose von 1,4 Prozent für 2012 einer Revision unterzogen werden, erklärte Parnisari. Das BIP-Wachstum im ersten Semester wird derzeit auf 0,9 Prozent beziffert.
Mehrzahl der Sektoren mit geringeren Ausfuhren
Im zweiten Quartal 2012 sanken die Warenexporte um 0,7 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) am Dienstag mitteilte. Dabei waren Rückgänge in der Mehrzahl der Sektoren zu beobachten.
Die Ausfuhren von Chemikalien, Maschinen, Apparaten und Elektronik bildeten sich zurück. Einzig die Ausfuhr von Uhren, Päzisionsinstrumenten und Fahrzeugen wuchs. Die Exporte von Dienstleistungen sanken um 0,9 Prozent.
Die Warenimporte schrumpften um 0,5 Prozent primär wegen den Fahrzeugen. Chemikalien, Maschinen, Apparate und Elektronik verzeichneten einen Anstieg. Dienstleistungsimporte stiegen um 1,8 Prozent.
Intakte Baukonjunktur
In der Produktion sank die Wertschöpfung in der Industrie um 1,1, im Handel um 0,7 und und damit verbunden bei den Finanzdienstleistungen um 0,8 Prozent. Das Baugewerbe profitierte weiterhin vom Boom und steigerte sich um 1,5 Prozent.
Dadurch stieg auch die Wertschöpfung bei freiberuflichen, wissenschaftlichen und ähnlichen Dienstleistungen um 0,5 Prozent. Der öffentliche Sektor legte um 0,7 und das Gesundheitswesen um 0,2 Prozent zu.
Die Inlandinvestitionen stagnierten. Wegen der Kältephase im Februar kam es im ersten Quartal zu einem Rückgang der Bauinvestitionen, der im zweiten Quartal teilweise aufgeholt wurde. Die Bauinvestitionen stiegen um 1 Prozent.
Die Ausrüstungsinvestitionen hingegen sanken gegenüber dem Vorquartal um 0,9 Prozent. Negativ entwickelten sich Maschinen- und Fahrzeugindustrie. Im ersten Quartal hatten Flugzeugimporte die Ausrüstungsinvestitionen positiv beeinflusst.
Konsum steigt
Impulse kamen vom Konsum. Die privaten Konsumausgaben stiegen im zweiten Quartal um 0,3 Prozent. Dazu trugen die Ausgaben für Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe sowie Gesundheitspflege und Verkehr bei. Die Konsumausgaben des Staates und der Sozialversicherungen expandierten kräftig um 1 Prozent.