Rücksichtnahme auf Cremo

Wahrscheinlich taucht C-Milch auf den Milchgeldabrechnungen später auf, als vom Markt her angezeigt wäre. Laut Branchenkennern kommt das, weil man der Cremo nicht kurzfristig eine andere Stützung wegnehmen konnte.

Anfang August, direkt nach den von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zöllen, gab die Branchenorganisation Milch (BOM) bekannt, dass sie plane, via C-Milch und den Fonds Regulierung Butter ins Ausland zu exportieren.

Das Ziel ist, überhohe Butterlager aufgrund der Milchüberschüsse zu vermeiden und so den Preis für Milchprodukte, die in der Schweiz verkauft werden, möglichst wenig zu gefährden, sodass dieser möglichst stabil bleibt. Jetzt zeigen Recherchen des «Schweizer Bauer», dass dieser Mechanismus mit C-Milch und Butterexport nicht im September oder im Oktober begonnen hat und bereits läuft, sondern erst im Januar 2026 gelten wird.

Verzögerung wegen Cremo

Das könnte laut Brancheninsidern dazu führen, dass Milchhändler und Milchverarbeiter sich zieren, ihren Milchlieferanten C-Milch zu verrechnen. Das wiederum könnte zur Folge haben, dass die Milchproduzenten kein Preissignal haben, die abgelieferte Milchmenge zu reduzieren. Also kommt die Milch in grossen Mengen und geht dann in so grossen Mengen in wertschöpfungsschwache Kanäle, dass der Richtpreis für A-Milch sich nicht mehr halten lässt und so die ausbezahlten Preise für AMilch sinken – auch wenn der BOM-Vorstand beschlossen hat, dass der A-Richtpreis bis Ende Jahr stabil bei 82 Rp./kg franko Rampe bleibt.

Der Grund für die Verzögerung bei der C-Milch liegt laut Informationen des «Schweizer Bauer» darin, dass die BOM auf die Freiburger Molkerei Cremo Rücksicht nehmen muss. Wenn bereits mit dem C-Milch-Fettexport-Mechanismus im Herbst begonnen worden wäre, wäre für die Cremo eine von der BOM finanzierte Stützung ihrer Eiweissexporte weggefallen, was laut Kennern der bereits seit langem unter finanziellen Engpässen leidenden und immer wieder auch mit technischen Problemen kämpfenden Cremo vielleicht sogar das Genick gebrochen hätte. Cremo-Kommunikationschef Alex Segovia stellt dies auf Anfrage in Abrede (vgl. Kasten).

C-Milch trotzdem möglich

BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler bestätigt auf Anfrage, dass bis Ende Jahr Phase II gemäss Fonds Regulierung der BOM gelte und ab 1. Januar 2026 Phase III. Zur Cremo äussert sich Kohler nicht. Ein Blick ins Reglement zeigt, dass Phase II eine leichte bis mittlere Überversorgung mit Butter bedeutet und Phase III eine hohe Überversorgung mit Butter.

In Phase III werden sämtliche dem Fonds Regulierung zufliessenden finanziellen Mittel für die Regulierung des Milchfettmarkts genutzt, während in Phase II 50% der Mittel für die Exportstützung von Milchproteinkonzentrat (MPC) verwendet werden.

63% wird weiterverarbeitet

Ausserdem steht ausdrücklich im Reglement, dass in Phase II für die Unterstützung von Fettexporten die Bedingung von Phase III, wonach das Produkte aus Milch sein müssen, die als C-Milch eingekauft worden ist, nicht gilt. Die Cremo ist seit vielen Jahren im Export von Milcheiweiss tätig. Gemäss Geschäftsbericht 2024 hat sie 63% der bei ihr angelieferten Milch zu Butter und Milchpulver verarbeitet. Auch MPC wird getrocknet und in Pulverform von der Lebensmittelindustrie unter anderem zur Herstellung von Bäckereierzeugnissen, Lebensmitteln für Sportler, Energieriegeln, Milchgetränken und Desserts genutzt.

Der aus der Branche stammende Hinweis, dass von der MPC-Regelung in Phase II vor allem die Cremo profitiert, ist also plausibel. Die Regulierungsleistung der Cremo wiederum nützt dann auch anderen. BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler weist darauf hin, dass diverse Beschlüsse der BOM bereits bis Ende Jahr greifen. Sowohl Rahm wie auch Butter könnten bis Ende Jahr mit BOMStützung exportiert werden. Er sagt auch, gemäss Schätzungen in der Branche sollte bis Ende Jahr der Grossteil der hergestellten Butter ins Weihnachtsgeschäft und nicht ins Butterlager fliessen. Ausserdem sei es auch in den Monaten Oktober bis November den Milchkäufern freigestellt, C-Milch zu verrechnen.

Das sagt Cremo

Cremo-Kommunikationschef Alex Segovia schickte eine längere Stellungnahme und Position der Cremo zur Regulierung des Schweizer Milchmarkts: «Es ist wichtig zu betonen, dass die Verschiebung der Phase III von Oktober 2025 auf Januar 2026 nicht auf Cremo zurückzuführen ist, sondern das Resultat eines gemeinsamen Entscheids der gesamten Branche darstellt.

Die Unterstützungsfonds (Rohstoffverbilligung / Regulierung) kommen nicht Cremo zugute, sondern den Produzenten und der Lebensmittelindustrie – mit dem Ziel, die Verwendung von Schweizer Milch zu ermöglichen.» Seit mehreren Jahrzehnten engagiere sich Cremo in der Regulierung des strukturellen Proteinüberschusses der Schweiz.

Mit der MPC-Box wird ein Teil der wirtschaftlich wenig interessanten Pulverproduktion auf alle Milchproduzenten der Schweiz verteilt, damit diese Verantwortung für die Proteinexporte nicht allein von den Cremo-Direktproduzenten getragen werden müsse. Dieses langfristige Engagement unterstreiche den konstanten Willen von Cremo, als verantwortungsvoller Partner im Dienste einer ausgewogenen, nachhaltigen und solidarischen Schweizer Milchwirtschaft zu handeln.

Segovia betont, dass die Regulation von Milchüberschüssen nicht in der Verantwortung eines einzigen Verarbeiters liege. Cremo übernehme seit September C-Milch von anderen Branchenakteuren, Industriebetrieben und gewerblichen Käsereien, die ohne Cremo keine Bestimmung gefunden hätte. Auf die Frage nach erneuten technischen Problemen in der Cremo vor zehn Tagen, wo dem Vernehmen nach Nestlé kurzfristig aushelfen musste, ging Segovia nicht ein. sal

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