Sinkender Kakaopreis – warum Schoggi teuer bleibt

Der Kakaopreis hat in den letzten zwei Jahren eine regelrechte Achterbahnfahrt hinter sich. War der begehrte Rohstoff bis Ende 2024 noch auf über 12'000 US-Dollar (9680 Fr.) pro Tonne nach oben geschossen, sackte er zuletzt sogar kurzzeitig unter 6000 Dollar (4840 Fr.) ab. In der Schokoladenabteilung im Supermarkt merkt man davon allerdings noch nichts.

awp |

Doch was hat diese massiven Kursschwankungen bei Kakao ausgelöst? Im vergangenen Jahr sorgten schlechte Wetterbedingungen und kranke Pflanzen für eine schwache Ernte. Die Unicredit erinnert in diesem Zusammenhang an das Wetter-Phänomen «El Niño» mit wenig Regen und anhaltender Dürre.

Gleichzeitig hielt damals die hohe Nachfrage besonders aus Asien an. Entsprechend dünn waren die Lager gefüllt, teilweise standen sie auf dem niedrigsten Stand seit 40 Jahren. Nun rückt aber die neue Ernte in den Fokus, und die soll besser ausfallen.

Bessere Preise für Bauern

«Die globale Produktion erholt sich dank besserem Wetter in West-Afrika», heisst es dazu von Arthur Jurus, Anlagedirektor der Privatbank Oddo BHF Suisse. Besonders in Ghana und der Elfenbeinküste, die für rund 70 Prozent der Welt-Kakaoproduktion verantwortlich sind, werde für die Saison 2025/26 ein höherer Ertrag erwartet. Zudem hätten die dortigen Bauern von höheren garantierten Preisen profitiert. Das habe Anreize geschaffen und die Grundlage für mehr Angebot des Rohstoffs gelegt.

Zusätzlich seien spekulativ aufgebaute Positionen nach den extremen Schwankungen zum Jahresbeginn zurückgegangen. «Das hat den Abwärtsdruck für den Kakaopreis ebenfalls verstärkt», erklärt Jurus. Die Unicredit nennt die gleichen Gründe. Hinzu komme ein von den Regierungen gestütztes Aufforstungsprogramm in Ghana und der Elfenbeinküste, das zu verbesserten Prognosen für die anstehende Ernte-Saison geführt habe.

Schoggi bleibt noch teuer

Aber warum kommt der Kakaopreis-Rückgang nicht bei uns Konsumenten im Regal an? Für die immer noch hohen Schokoladenpreise im Supermarkt haben die Experten einige Erklärungen. Zunächst einmal verhält es sich ähnlich wie an der Tankstelle. Nur weil der Ölpreis fällt, wird das Benzin nicht auch gleich billiger.

Und auch beim Kakao wurden die höheren Rohstoff- und Inputkosten mit einer gewissen Zeitverzögerung an die Endkunden weitergegeben. Das gilt nun auch für die andere Richtung. «Gerade mit der anstehenden Weihnachtszeit kommt das allerdings gar nicht gut an», heisst es dazu bei der Unicredit.

Zudem habe sich der Schokoladenmarkt durch den massiven Preisanstieg grundlegend verändert. Die gesamte Nachfrage nach Kakaoprodukten ist gesunken, da die Kunden gerade im günstigen Masse-Segment deutlich preisempfindlicher sind. Gewinner hingegen seien die Premium-Hersteller.

Kakaopreisniveau bleibt erhöht

Und auch wenn der Kakaopreis aktuell von seinem Hoch im Vorjahr rund 50 Prozent zurückgekommen ist, liegt er doch immer noch deutlich über dem Niveau der Vorjahre. So musste Anfang 2024 für eine Tonne Roh-Kakao etwa 40 Prozent weniger bezahlt werden als heute. Auf längere Sicht rechnet Oddo-Experte Jurus damit, dass der Kakaopreis durch die strukturellen Herausforderungen nicht mehr auf die Niveaus vor 2024 zurückkommen wird. «Dazu zählen ein alternder Pflanzenbestand, höhere Risiken für Pflanzenerkrankungen und nicht zuletzt der Klimawandel.»

Hinzu komme, dass die Unternehmen neben dem Kakao selbst noch andere hohe Kosten für Zucker, Verpackung oder die Logistik verkraften müssten. Ausserdem wollen die zuletzt gedrückten Margen geschützt werden, daher müssen wir uns wohl auf ein weiteres Weihnachten mit teuren Schoggi-Samichläusen einstellen.

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