
Katrin Portmann, Betriebsleiterin und Agronomin, sowie Ronald Fischer, pensionierter Agronom, vom Verein Aaretal Feldprodukte, am Erntedankfest in Münsingen.
Tobias Strahm
Sie wollen nicht warten, bis andere handeln: Katrin Portmann und Ronald Fischer haben den Verein Aaretal Feldprodukte gegründet – eine Initiative, die zeigt, wie bäuerliche Betriebe in der Region Aaretal eigenständig, nachhaltig und zukunftsorientiert zusammenarbeiten können.
Kräfte bündeln
Katrin Portmann, Biolandwirtin in Trimstein und Mitbegründerin des Vereins Bio WeideEi, beschreibt im Gespräch, wie aus einer gemeinsamen Idee mit Ronald Fischer ein Netzwerk gewachsen ist: «Ronald wollte ein Tofu-Projekt starten, ich hatte gerade selbst eines lanciert. Wir haben uns entschieden, unsere Kräfte zu bündeln und gemeinsam etwas Nachhaltiges aufzubauen.»
Der Verein wurde 2022 gegründet – als Plattform für Landwirte, die neue Wege gehen wollen, ohne ihre Wurzeln zu verlieren. Dabei betonen beide: Es geht nicht um Ideologie oder Dogmatismus. «Wir sind kein reiner Bioverein», sagt Fischer, der als pensionierter Agronom mitwirkt. «Uns geht es um Nachhaltigkeit im umfassenden Sinn, ob regenerativ, biologisch oder integrierte Produktion. Entscheidend ist, dass wir Verantwortung übernehmen und mit unseren Böden, Tieren und Ressourcen sorgsam umgehen.»
Sie sind gut vernetzt
Im Verein engagieren sich Betriebe aus der Region zwischen Bern und Thun – darunter Produzentinnen und Produzenten von Körnerleguminosen, Soja, Ölkürbis oder Gemüse. Viele setzen auf Direktvermarktung, andere beliefern den Handel. «Wir wollten verschiedene Perspektiven vereinen», sagt Portmann. «So entstehen spannende Synergien – und ein ehrlicher Dialog zwischen unterschiedlichen Betriebsformen.»
«Anstatt abzuwarten, müssen wir uns zusammenschliessen, eigene Vermarktungswege aufbauen und aktiv mitreden, wenn es um die Zukunft der Ernährung geht.»
Besonderen Wert legt der Verein auf den Austausch mit der Bevölkerung. «Viele Konsumentinnen und Konsumenten wissen gar nicht, dass sie in ihrer Gemeinde direkt bei lokalen Produzenten einkaufen könnten», sagt Portmann. «Wir möchten zeigen, wie viel Wissen, Handarbeit und Verantwortung hinter jedem Produkt steckt.»
Zusammengespannt
Ronald Fischer ergänzt: «Anstatt abzuwarten, müssen wir uns zusammenschliessen, eigene Vermarktungswege aufbauen und aktiv mitreden, wenn es um die Zukunft der Ernährung geht.» Ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist das Erntedankfest auf dem Wochenmarkt Münsingen, dass der Verein in diesem Jahr erstmals mit organisierte.
In enger Kooperation mit der Gemeinde Münsingen, Bio Bern und Bern isst Bio entstand ein Anlass, der Produzierende und die Bevölkerung direkt zusammenbringt. Trotz wechselhaftem Wetter war der Anlass gut besucht. Mit Degustationen, Infoständen und saisonalen Spezialitäten der Höfe von Mitgliedern wurde regionale Landwirtschaft erlebbar gemacht.
Wer ist der Verein «Aaretal Feldprodukte»?
Der Verein Aartetal Feldprodukte wurde im Jahr 2022 gegründet, um zwei ortsansässige Tofu-Projekte mit gemeinsamer Mission organisatorisch zu vereinen – ein Landwirtschaftsbetrieb und eine GmbH mit Vertragsproduzenten. Die Gründungsmitglieder sind: Katrin Portmann (innovative Landwirtin und Tofu-Herstellerin in Trimstein); Stefanie Gfeller‑Jaberg (Lebensmittelverarbeiterin mit Hofladen in Wichtrach); Urs Siegenthaler (Ackerbaupionier und Milchproduzent in Münsingen); Hanspeter Schneider (vielseitiger Pflanzenbauer und Tierhalter in Rubigen) sowie Ronald Fischer (Tofu-Produzent und Projektmensch in Steffisburg).
Der Verein verfolgt das Ziel, einen direkten Austausch zwischen Konsumentinnen und Bauern zu ermöglichen: Im Zentrum steht der Dialog zwischen Stadt und Land – als wichtige Basis für eine gemeinsame Entwicklung hin zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft. tst