Maschinenringe: Unerschlossenes Potential in der Schweiz

In der Landwirtschaft gibt es viele Formen von Zusammenarbeit. Kaum eine ist so einfach zu realisieren, wie die Mitgliedschaft in einem Maschinenring – und kaum eine ist so erfolgversprechend.

Eveline Dudda, lid |

In der Landwirtschaft gibt es viele Formen von Zusammenarbeit. Kaum eine ist so einfach zu realisieren, wie die Mitgliedschaft in einem Maschinenring – und kaum eine ist so erfolgversprechend.

In der Ost- und Zentralschweiz konnten sich zwar einige Ringe etablieren, doch in der westlichen Deutschschweiz, der Westschweiz und dem Tessin spielen die Maschinenringe eher eine kleine oder gar keine Rolle. Somit haben nicht alle Schweizer Landwirte Zugang zu dieser Selbsthilfemöglichkeit.

10 Prozent sind Mitglied

Die verschiedenen Maschinenringe in der Schweiz haben zusammen rund 5'500 Mitglieder, das sind etwa 10% der direktzahlungsberechtigten Bauern. Im Jahr 2002 haben sich mehrere grössere Maschinenringe zum Dachverband der schweizerischen Maschinen- und Betriebshelferringe zusammengeschlossen. Die Geschäftsstelle ist derzeit bei der Maschinenring-Zentrale Luzern in Hohenrain angesiedelt. Geschäftsführer ist Josef Erni. Im Jahr 2007 hat sogar Ueli Maurer für kurze Zeit den Dachverband präsidiert. Nach seiner Wahl in den Bundesrat (2008) gab er dieses Amt ab und der damalige Nationalrat Markus Zemp trat an seine Stelle. Aktueller Präsident ist Fredy Abächerli.

Ueli Maurers ungehörte Forderung

Der heutige Bundesrat und ehemalige Präsident des Dachverbandes Maschinenringe Schweiz forderte bereits vor vier Jahren: „Die Maschinenringe müssen noch professioneller werden. Eine straffe und kostengünstige Organisation, unkomplizierte und direkte Wege sowie ein hohe Flexibilität sind Vorteile gegenüber Dritten und senken die innerlandwirtschaftliche Hemmschwelle. Neben gut verankerten Maschinenringen in den Regionen braucht es einen schlanken Dachverband, damit nicht überall in der Schweiz das Rad neu erfunden werden muss.“ Dieses Ziel ist bis heute nicht in Sicht, es hat grosse regionale Unterschiede und auf politischer Ebene fehlt die Unterstützung um effizientere Strukturen zu etablieren. ed

Der Maschinenring Schweiz versteht sich als Informationsdrehscheibe und Impulsgeber. Er versucht ein schweizweites Maschinenring-Netzwerk aufzubauen, was angesichts des Schweizerischen Gärtchendenkens gar nicht so einfach ist, zumal der Dachverband Maschinenring Schweiz kaum finanzielle Ressourcen hat.
Fehlende Professionalisierung

Mangelware Geld

Geld ist auch bei vielen kleineren Maschinenringen ein Problem. Während die grösseren Ringe alle drei strategischen Geschäftsfelder erschlossen haben (MR-Agrar, MR-Service, MR-Personal) bieten viele kleinere Ringe nur das Geschäftsfeld MR-Agrar an. Denn allein für die Gründung einer GmbH, die für die Ausübung von MR-Service und MR-Personal nötig ist, ist ein Stammkapital von 20’000 Fr. nötig. Und wer im Personalverleih tätig sein will, muss meistens zuvor eine Kaution von 50’000 bis 100’000 Fr. beim Kanton hinterlegen. Die wenigstens Maschinenringe sind gross und finanzkräftig genug, um sich einen professionellen, vollamtlichen Geschäftsführer zu leisten.

Auf Initiative des Maschinenrings Schweiz beauftragte das Bundesamt für Landwirtschaft die landwirtschaftliche Beratung Agridea im Jahr 2010 damit, eine „Projektssteuerungsgruppe Kooperation in der Landwirtschaft“ (PSG) ins Leben zu rufen. Diese PSG soll wichtige Akteure zusammenführen – Forschung, Beratung und Praktiker aus den Maschinenringen, Lohnunternehmer, Landtechniker, Betriebsgemeinschaften usw. – die sich mit Kooperationsformen beschäftigen. Die Leitung der Gruppe liegt bei Ueli Straub von der Agridea. Die PSG tagt durchschnittlich zweimal im Jahr. Grosse Projekte liegen derzeit nicht drin.

Knackpunkt Mensch

Im Vergleich zum Ausland sind überbetriebliche Kooperationen in der Schweizer Landwirtschaft weniger verbreitet. Dabei dürften vor allem „Softfaktoren“ eine Rolle spielen: Die Eigenmechanisierung gehört für viele Bauern zum Selbstverständnis. Im Berggebiet ist aufgrund der kurzen Vegetationsperiode der Spielraum kleiner, wenn es um den Maschineneinsatz für die Grasernte geht. Und je grösser die Betriebe werden, desto extremer werden die Arbeitsspitzen im Sommer.

Ursprung der Maschinenringe

Die Maschinenring-Idee geht auf Erich Geiersberger zurück. Der umtriebige Agrarjournalist aus Bayern erkannte das Potential der überbetrieblichen Zusammenarbeit schon früh. Bereits 1958 ahnte er, dass, ausgelöst durch die Gründung der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, weitreichende Veränderungen auf die Bauern zukommen. Geiersberger sah im Maschinenring den Schlüssel zur „Dritten Bauernbefreiung“. Das war auch der Titel des Buches, mit dem er die Maschinenringidee auf der ganzen Welt bekannt gemacht hat. ed

Genau hier könnte der Maschinenring helfen, zumal er auch Lösungen zur Arbeitsauslastung im Winter anbieten kann. Das setzt aber voraus, dass die Möglichkeiten von Arbeitseinsätzen im Gewerbe weiter verbreitet werden, und das ist längst nicht überall der Fall.

Da und dort ist zudem das Verhältnis zwischen Maschinenringen und Lohnunternehmern getrübt. Und weil manche Maschinenringe gesamtschweizerisch tätig sind, kommt es sogar vor, dass sich manche Maschinenringe gegenseitig konkurrenzieren. In den Landwirtschaftsschulen kommt das Thema Kooperation auch nicht gut an. Es wird von vielen jungen (und älteren) Bauern mit dem Verlust der Selbstständigkeit gleichgesetzt und mit einer Einschränkung der Handlungsfähigkeit. Dabei hat der MR-Gründer Geiersberger genau das Gegenteil im Sinn gehabt: Er wollte den Bauern helfen sich zu befreien. In der Schweiz ist das noch nicht gelungen.

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