Meisterlandwirt wird zum Überflieger

Im Alter von 28 Jahren ist David Aebi bereits Geschäftsführer der eigenen Agrarpiloten GmbH. Sieben Jahre später hat er das Unternehmen verkauft, hält aber nach wie vor die Fäden in der Hand.

Barbara Schwarzwald |

Das Treffen mit David Aebi findet an der Schachenstrasse 41 in Lyssach BE statt; genau dort, wo sich die Fenaco, UFA Samen, Landor, Agroline und die Agrarpiloten GmbH ihre neuen Räumlichkeiten eingerichtet haben. Der 35-jährige Aebi ist ein gefragter Mann. Zum vereinbarten Treffen erscheint er mit wenigen Minuten Verspätung. Dafür entschuldigt er sich überschwänglich.

Gründung war Eigennutz

Nein, er sei eigentlich kein typischer «Gamer» in den Teenagerjahren gewesen, antwortet Aebi auf die entsprechende Frage. Dass er die Agrarpiloten GmbH gegründet habe, sei keineswegs dem erwähnten Hobby geschuldet. Eigentlich sei es purer Eigennutz gewesen, verrät er.

Aufgewachsen in Hellsau BE auf einem Bauernhof mit zwei Brüdern, erlernte David Aebi den Beruf Landwirt. Sowohl auf dem elterlichen als auch auf dem einen Lehrbetrieb sei das Land hügelig; nicht so, wie in Bätterkinden BE, wo er mit der eigenen fünfköpfigen Familie wohnt. Viel Mais wurde angepflanzt. Die Lust zum Ausbringen der Trichogramma zu Fuss hinauf, hinab und wieder hinauf habe ganz einfach oftmals gefehlt. Da habe er im Internet die Drohnen entdeckt. «Es ist also nicht etwas, das ich selbst erfunden habe», hält er fest. Mit seinem Bruder Benjamin, ebenfalls Landwirt, mit Kollege Tobias Weissert von Hasle b. B., Informatiker, und Vater Markus Aebi, Verwaltungsratspräsident der Agrarmedien  AG, machte David Aebi Nägel mit Köpfen.

Organisch gewachsen

«Wir haben einfach mal begonnen» – begonnen mit dem Ausbringen der Trichogramma per Drohne. Sie hätten gar nicht allzu viel überlegt, überhaupt keine Gedanken daran verschwendet, wie sich das Ganze entwickeln könnte. Im Jahr 2016 als Einzelfirma gestartet, wurde die Agrarpiloten  GmbH 2017 gegründet und im Handelsregister eingetragen. Dass sie sich für eine GmbH entschieden hätten, sei aufgrund der vier Beteiligten erfolgt. Für eine Aktiengesellschaft hätten sie ohnehin das nötige Geld nicht aufbringen wollen. «Wir waren die Hauptakteure im Ganzen.»

Gemeint sind Kollege Tobias Weissert, Informatiker, technikaffin, und er, der «Verkäufer» und Menschenfreund. Dass Vater Markus Aebi die erste Drohne zu 19’000 Franken finanzierte, sei kein Geheimnis. Sie hätten im Unternehmen die Ideologie verfolgt, «organisch» zu wachsen: also klein zu starten, mit der ersten Drohne Geld zu verdienen. Mit diesem Geld die zweite Drohne zu kaufen usw. Inzwischen zählt die Agrarpiloten GmbH um die 22 Drohnen. Die Spritzdrohnen werden von China gekauft. Neu ist die Agrarpiloten GmbH Importeur von DJI-Agras-Systemen, der Nummer 1 für Agrar-Drohnen.

«Riesengeschichte»

Bei der ersten Drohne habe es sich um einen Bausatz von Mikrokopter gehandelt. Diese Firma ist inzwischen in Konkurs gegangen. Ein Modellbauer aus dem Emmental wurde ins Team geholt. Dieser konstruierte per 3D-Drucker den Untersatz für diese Drohne, sodass die Trichogramma-Kugeln ausgeworfen werden konnten. «Heute arbeiten wir mit ‹Ardupilot›», so Aebi. Dabei handelt es sich um eine Open-Source-Autopilot-Software.

Sehr bald sei das überregionale Interesse am Ausbringen der Trichogramma per Drohne erfolgt. «Bereits von Anfang an haben wir sehr gut mit der Landi zusammengearbeitet», so Aebi. «Die Landis haben die Dienstleistung verkauft. Produziert und geliefert wurden die Trichogramma von der Agroline in Aesch BL. Wir haben sie gestreut.» Zu Beginn sei das eine «Riesengeschichte» gewesen.

An Fenaco verkauft

Die zur Bestreuung ausgewählten Felder mussten aufgrund von handgefertigten A4-Zeichnungen der Landwirte zuerst einmal gefunden werden. Dann konnte die Drohne programmiert werden. Heute können die Flächen bequem am Computer eingezeichnet werden. Im Jahr 2019 wurde mit ersten Spritzversuchen in Reben gestartet; 2020 wurden die ersten Treibhäuser per Drohnen schattiert. Heute werden durch die Agrarpiloten GmbH sowohl Ackerbauern, Wein-, Gemüse-, Obst- und Beerenproduzenten sowie die Forst- und Alpwirtschaft bedient als auch Golfplätze beflogen.

«Ich habe nie damit gerechnet, dass die Fenaco auf uns zukommt und uns dieses Angebot macht», so Aebi zu den Anfängen des später erfolgten Deals. Während mehr als eines Jahres sei geplant worden. «Ich hatte keinen Druck. Wir haben den Verkauf aus freiem Willen und voller Überzeugung gemacht», hält der Unternehmer fest. Anfang 2024 wurde die Agrarpiloten GmbH an die Fenaco, genauer an Agroline, verkauft. «Ab da blieb vom ursprünglichen Team nur noch ich.» Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Ackerbaubetrieb

David Aebi bewirtschaftet, nebst der Geschäftsführung der Agrarpiloten  GmbH, in Bätterkinden  BE den im Jahr 2019 vom Grossvater gekauften Ackerbaubetrieb (20 Hektaren). Die Schweinemast hat er aus zeitlichen Gründen 2024 eingestellt. Nebst Kartoffeln pflanzt er Zuckerrüben, Schälsonnenblumen (für Speisen, nicht für Öl geeignet), Leinsamen, Getreide und Mais an. Ehefrau Tamara ist ausgebildete Aktivierungstherapeutin, Mutter der drei Söhne im Vorschulalter und in Erwartung des vierten Aebi-Kindes. Die Kartoffeln will David Aebi dieses Jahr erstmals nur mit der Drohne spritzen – um die Fahrgassen einzusparen und, falls wieder ein nasses Jahr anstehen sollte, keine Bodenschäden zu verursachen.

Apropos Schäden: Wer beim Drohnen-Bedienen an Hollywood denke, der liege völlig falsch, so Aebi. «Es gibt eine anerkannte Ausbildung zum Drohnen-Pilot.» Via Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) würden die Prüfungen A1, A2 und A3 angeboten, also diejenigen Standards, die Aebi voraussetzt. Auch müssen seine Drohnen-Piloten die ganze Pflanzenschutzausbildung absolvieren, die erforderlich ist, um diese zu applizieren. Es müsse allen bewusst sein, welche Auswirkungen unsachgemässes Bedienen haben könnte.

26  Drohnen-Piloten zählen zum Agrarpiloten-Team. Dazu gehören sogenannte Freelancer, die per Chat fürs Trichogramma-Streuen aufgeboten werden. «Das sind Drohnen-Fans», klärt Aebi auf; solche mit der grossen Leidenschaft fürs Fliegen, die als Gärtner, Landwirte, Mechaniker oder Piloten ihr Geld verdienten. Festangestellte im Stundenlohn erledigen alle weiteren Drohnen-Arbeiten.

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