Milchsäure versüsst das Silogras

Die Auswahl des Siliermittels ist entscheidend für eine Top-Qualität. Genügend Milchsäure, die bei der Vergärung des Grases entsteht, ist das A und O für eine schmackhafte Silage. Je nach Nässe und Verschmutzung des Futters sind Säuren als Stabilisatoren aber die bessere Wahl.

Susanne Meier |

Noch dauert es bis zum Silieren des ersten Grasschnittes einige Zeit. Doch vorausplanen sollte man jetzt schon – zum Beispiel mit dem Einkauf des richtigen Siliermittels. Bei diesen ist die Auswahl riesig. Aber entscheidend für eine Top-Qualität der Gassilage. Konkret: Die Milchsäure ist das erwünschte Produkt.

Sie senkt den pH-Wert ab und hindert unerwünschte Bakterien und Pilze an der Vermehrung. Milchsäurebakterien arbeiten am besten unter Luftabschluss. Ist dieser nicht gegeben, bilden sich statt Milchsäure verschiedene Gärsäuren, da andere Bakterien arbeiten. Das schmälert nicht nur den Geschmack der Silage, sondern auch den Energiegehalt. Ziel ist, einen möglichst hohen Gehalt an Milchsäure zu erreichen

Wenig Essig ist gut

Essigsäure muss in zweierlei Hinsicht betrachtet werden: Hohe Gehalte können die Futteraufnahme beeinträchtigen. Doch sorgen Essigsäure wie auch Milchsäure für einen effizienten Abfall des pH-Werts. Gehalte von bis zu 2,5 Prozent in der Trockensubstanz (TS) sind unbedenklich. Biologische Siliermittel können diesbezüglich helfen. Buttersäure entsteht insbesondere bei nassen Silagen durch Clostridien. Diese gelangen über Schmutz ins Siliergut.

Die Buttersäuregärung verbrennt wertvolle Nährstoffe der Silage, wodurch der Futterwert sinkt. Grundsätzlich sollte ein Gehalt von 0,3 Prozent in der TS nicht überschritten werden. Ein Indikator für den Siliererfolg ist auch der Gehalt an Ammoniak. Er entsteht durch Clostridien, die das Eiweiss in der Silage verdauen. Sehr hohe Werte an Ammoniak, also mehr als 15  Prozent des löslichen Proteins und über 8 Prozent des Rohproteins, sind daher ein Zeichen für eine Fehlgärung und für den Verderb der Silage.

Was heisst das für den Einkauf?

Hansjörg Meier von der Fenaco-Tochter Agroline: «Wir unterscheiden zwischen mittelschwer bis leicht silierbarem Gras, schwer silierbarem Gras mit erhöhtem Nachgärungsrisiko und Silage mit einem starken Nacherwärmungsrisiko.» Entsprechend müsse man vorbeugen: «Bei mittelschwer bis leicht silierbarer Grassilage mit 25 bis 35 Prozent an TS empfehlen wir den Einsatz von homofermentativen Milchsäurebakterien, wie sie etwa in Ecosyl 50 Eko oder Ecosyl 100 enthalten sind. Diese Produkte fördern die Milchsäuregärung und beschleunigen somit den Gärverlauf.

Dadurch verringert sich der TS-Verlust. Die Silage wird schmackhafter, die Futteraufnahme wird gesteigert, und die Milchleistung aus dem Grundfutter wird erhöht.» Bei schwer silierbarem Futter, das weniger als 25 Prozent TS-Gehalt aufweise, gehe es um das Ausschalten von Gärschädlingen wie Clostridien. «Diese befinden sich vor allem in nassem und verschmutztem Futter. Hierfür müssen chemische Produkte eingesetzt werden, etwa das Siliermittel Kofasil Plus. Sehr stark verschmutztes und nasses Futter sollte laut Hansjörg Meier nicht in Hoch- oder Fahrsilos einsiliert werden.

Nachgärung vermeiden

Bei erhöhtem Nachgärungsrisiko bei trockenem Futter mit mehr als 35 Prozent TS-Gehalt solle eine Kombination aus hetero- und homofermentativen Milchsäurebakterien eingesetzt werden. «Heterofermentative Milchsäurebakterien bilden neben Milchsäure auch Essigsäure. Diese stabilisiert die Silage und hilft gegen Nacherwärmung. Ecocool enthält diese Kombination.»

Bei starkem Nacherwärmungsrisiko, einer Folge des TS-Gehalts von über 40  Prozent, empfiehlt sich der Einsatz von Propionsäuren oder Kaliumsorbat. «Diese Produkte verhindern die Nacherwärmung und den Schimmelbefall», erklärt der Fachmann. «Kaliumsorbat, Luprograin NF oder Lupro-Mix NA sind geeignet.» Simon Rothenbühler von UFA-Samen ergänzt: «Nur sauberes, zuckerreiches Futter sollte einsiliert werden, weder zu nass noch zu trocken. Ideal sind 35 bis 45 Prozent TS.

Nicht zu tief mähen

Um sauberes Futter zu erhalten, sollte nicht zu tief geschnitten werden, sodass auch die weiteren Erntemaschinen nicht zu tief eingestellt werden müssen. Nach dem Mähen das Gras abtrocknen lassen, so klebt weniger Erde bei der nächsten Bearbeitung am Gras. Möglichst dichte Grasnarben und keine Verschmutzungen durch Gülle sind ideal für sauberes Futter. Je mehr Sonne das Gras vor dem Mähen hat, desto zuckerreicher ist es. Wenn möglich sollte man bei schönem Wetter noch ein bis zwei Tage warten mit Mähen», rät er.

«Dann siliert man sauber und zügig ein, verdichtet das zerkleinerte Material gut und schliesst das Silo luftdicht ab. Die letzte Frage dreht sich um die Dosierung, denn die Siliermittel müssen optimal im Gras verteilt werden. «Wir empfehlen ein geeignetes Verteilgerät», sagt Simon Rothenbühler dazu. «Diese sind häufig auf dem Häcksler oder der Presse vorhanden, und ihr Einsatz sollte vorgängig mit dem Lohnunternehmer besprochen werden. Bei Silagen, die ins Hochsilo komen, können auch selbst gebaute Verteilsysteme vor dem Gebläse für eine gute Verteilung sorgen.»

Die Listen

Eingeteilt werden die Siliermittel in die drei Listen A, A/B und B. Die Liste  A beinhaltet Siliermittel zur Förderung der Milchsäuregärung und zur Hemmung der Gärschädlinge. Die Wahl und die Dosierung der Siliermittel (Säuren und Salze, Milchsäurebakterien) hängen in erster Linie vom Gehalt an Trockensubstanz (TS) und an Zucker ab. Die Liste  A/B enthält Siliermittel, die zur Förderung der Milchsäuregärung und gegen Nacherwärmungen wirksam sind. Unterschieden werden Säuren und Salze, Milchsäurebakterien und Kombinationen von beiden.

Auf der Liste B sind Siliermittel gegen Nacherwärmungen und Schimmelbefall. Ihr Einsatz dient als vorbeugende Massnahme. Säuren und Salze, homo- und heterofermentative Milchsäurebakterien und Kombinationen von beiden sind aufgeführt. Milchsäurebakterien arbeiten homo- oder heterofermentativ. Die homofermentativen Milchsäurebakterien bilden in erster Linie Milchsäure und werden zur Förderung der Milchsäuregärung eingesetzt.

Die mit homofermentativen Milchsäurebakterien behandelten Silagen weisen eine gute Gärqualität auf, sie sind jedoch oft anfälliger für Nacherwärmungen. Zum Vorbeugen von Nacherwärmungen sind heterofermentative Milchsäurebakterien geeignet, die neben Milchsäure auch Essigsäure bilden. Bei den Kombiprodukten beugt die chemische Komponente den Nacherwärmungen vor, und die homofermentativen Milchsäurebakterien fördern die Milchsäuregärung. sum

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