
Alles, was das Schwein braucht: Hütte, Auslauf, Fressplatz und Suhle im Sau-Caravan.
FIBL
Der Solothurner Biolandwirt Cäsar Bürgi ist ein überzeugter Freilandschweinehalter. Trotzdem hat es ihn gestört, dass man für den Auslauf der Schweine quasi ein Stück Land opfern muss. «Die Sau kann auch auf Grünland stehen», ist er überzeugt, aber dafür brauchte es Innovation. Bürgi suchte nach einer Möglichkeit, wie er seine Schweine mit überblickbarem Aufwand in Rotation weiden könnte, ohne dass die Fläche anschliessend gegrubbert und neu angesät werden muss.
Der Sau-Caravan entsteht
Dafür brauchte es einen mobilen Untersatz mit allem, was das Hausschwein benötigt: Hütte, Auslauf, Fressplatz und Suhle. Diese Infrastruktur verursacht in der Freilandhaltung die stärkste Bodenbelastung. So entstand die Idee für den Sau-Caravan. Dass er so heisst, ist kein Zufall: Bürgi vergleicht mit dem Camping: «Es braucht auch hier eine mobile Infrastruktur als Basis für Ausflüge ins Grüne.» Anders als viele Wohnwagen bleibt der Sau-Caravan auch im Winter im Einsatz.
Man stellt ihn auf einen waschbaren befestigten Platz und betreibt ihn dort wie einen Stall mit Auslauf. Vor knapp 10 Jahren baute Bürgi einen Prototyp und stellte die Pläne als «Open Hardware» ins Internet. Einige Berufskollegen bauten die Erfindung nach, andere fragten nach einer Variante ab Stange. Ein erster Anlauf eines Herstellers von Geflügelmobilen scheiterte. Aber nun scheint der Sau-Caravan in Fahrt zu kommen.
Vom Prototyp zur Serie
Im Projekt «Im Grunze gut» entwickeln KAG-Freiland und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) den Sau-Caravan mit Unterstützung der Leopold-Bachmann-Stiftung zur Marktreife. Industriepartner ist die Stallbaufirma IS ToolSystems in Ibach SZ. Es sei ein anspruchsvoller Weg von der Eigenkonstruktion zum mobilen Stall für die Serienproduktion, berichtet Cäsar Bürgi. «Es braucht eine Bewilligung vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen», so der Landwirt.
Alle Flächen haben eine definierte Grösse, und das Fütterungssystem muss zugelassen sein. Beim Fibl ist Forscherin Anna Jenni zuständig für die Weiterentwicklung des Caravans. Sie berichtet von einem Versuch auf einem KAG-Betrieb in Küttigkofen, wo der Sau-Caravan derzeit auf Herz und Nieren geprüft wird.
Test in der Praxis
Es sind vier Themen, die im Mittelpunkt stehen: die genutzten Flächen und ihre Beschaffenheit, die arbeitswirtschaftlichen Fragen, das Verhalten der Tiere und die Praxistauglichkeit der Infrastruktur beim Einsatz. Als grossen Vorteil des Schweinemobils bezeichnen sowohl Jenni wie auch Bürgi die Möglichkeit, die 10 Mastschweine auf dem Wagen beidseitig rauslassen zu können. Im Versuch in Küttigkofen weidet man je zwei Wochen auf einer 10 mal 20 Meter grossen Fläche links und rechts vom Mobil. Anschliessend wird der Sau-Caravan an der Ackerschiene oder am Zugmaul befestigt und um eine Länge vorgezogen.
Bisher seien die Resultate ermutigend, sagt Anna Jenni, für deren Publikation sei es aber noch zu früh. Es würden nun in Zusammenarbeit mit IS ToolSystems und den beteiligten Landwirtinnen und Landwirten weitere Optimierungen vorgenommen. Deshalb könne man auch noch keinen Preis nennen, so Jenni. Was sie bereits jetzt rühmen kann, ist die Isolation der auf dem Caravan integrierten Hütte. Sie sorgt im Sommer für erträgliche Temperaturen. Der Sau-Caravan ist mit knapp 5 Tonnen nicht ganz leicht. «Da musst du massiv bauen», sagt Cäsar Bürgi mit einem Schmunzeln, «sonst zerlegen dir die Schweine alles.»