Aufgewachsen ist Claudia Schwick in Naters. Der Wunsch nach mehr Natur und Ruhe bewog sie 2006 dazu, mit ihrem Lebensgefährten Adrian Imfeld ein Haus im Obergoms zu kaufen. Und sie hatte eine Idee: ein eigener Laden mit selbst hergestellten Naturprodukten – Kosmetika, Tees, Öle, Raumdüfte, Sirups, Konfitüren und vieles mehr. Die notwendigen Rohstoffe dafür baute sie in ihrem eigenen Garten an oder bekam sie von Freunden und Bekannten. Einfach selbst gemacht musste es sein.
Kurse besucht
«Einige Rohstoffe – vor allem für die Kosmetikprodukte – wie zum Beispiel Jojobaöl und ätherische Öle, muss ich allerdings zukaufen», so Claudia Schwick. Zugute kam ihr dabei ihre Ausbildung zur medizinischen Praxisassistentin. «Ich habe in die Richtung einige Kurse besucht und eine Ausbildung in der Aromatherapie absolviert, das hat mir sehr geholfen», sagt die 48-Jährige.
Sie habe Stunden damit verbracht, die richtige Rezeptur für ihre Produkte zu finden, viel nachgelesen und vor allem ausprobiert, bis das entsprechende Produkt für sie perfekt war und sie es zufrieden an die Kundschaft verkaufen konnte. «Ich habe damals viele Produkte an Freunde und Bekannte weitergegeben, um ein ehrliches Feedback zu bekommen, was man noch verbessern könnte. Das war sehr hilfreich.»
Hanf auf 1’000 Quadratmetern
In der Folge gründeten Claudia Schwick und Adrian Imfeld das Unternehmen «Mia Products». Doch damit nicht genug. «Eines Tages rief mich mein Bruder an und meinte: Du musst Hanf anbauen.» Der Bruder von Claudia Schwick lebt in Brig und führt dort nahe der Innenstadt einen Laden mit Hanfprodukten. Die Idee gefiel ihr zunehmend. Zudem besass Schwick in der benachbarten Gemeinde Blitzingen etwas Land, das sie von ihrem Grossvater geerbt hatte.
Gesagt, getan: Kurzum tauschte sie einige kleine Stücke Land, sodass sie schliesslich eine zusammenhängende Fläche von 1’000 Quadratmetern zur Bewirtschaftung zur Verfügung hatte. «Mein Grossvater wollte immer Landwirtschaft im Goms machen, aber sein Vater hatte ihm davon abgeraten, weil es sich nicht lohnen würde. Wenn er wüsste, dass ich seine Fläche heute bewirtschafte und nutze, wäre er sicher stolz auf mich», erzählt Claudia Schwick und schmunzelt.
Schonende Bodenbearbeitung
Jedes Jahr im Frühling – Ende April, Anfang Mai, wenn der Schnee geschmolzen ist und die Temperaturen es zulassen, beginnen Claudia Schwick und Adrian Imfeld, die Hanffläche vorzubereiten für die Saison. «Wir bearbeiten und bewirtschaften den Boden sehr natürlich und schonend. Bevor wir die Hanfpflanzen einsetzen, lockern wir den Boden auf und arbeiten Hornspäne ein – alles von Hand», erklärt sie. Meistens werden drei verschiedene Sorten Hanf angebaut, falls eine Sorte nicht gedeiht.
Die Setzlinge werden Ende Mai, Anfang Juni in den Boden gepflanzt. Hanf sei sehr pflegeleicht und frohwüchsig, mit ausreichend Niederschlägen und viel Sonne gedeihe die Pflanze prächtig und bringe eine grosszügige Ernte. «Durch das spezielle Klima hier im Goms wachsen und gedeihen die robusten Pflanzen wunderbar. Wir ernten sowohl die Blätter als auch die Blüten, die das so wertvolle CBD (Cannabidiol) enthalten – ein Stoff aus der weiblichen Hanfpflanze, dem nicht nur antioxidative, entzündungshemmende, antiepileptische und brechreizhemmende Wirkungen nachgewiesen wurden.»
CBD solle zudem angstlösende und antidepressive Effekte haben. Ausserdem wirke es entspannend, schmerzlindernd, beruhigend und lasse sich gut in Hautpflegeprodukten verarbeiten, erklärt Schwick.
Kräuter und Pflanzen
Doch nicht nur der bewährte Hanf wächst und gedeiht in der Plantage. Im Sommer findet man hier zwischen den verschiedenen Hanfsorten eine bunte Blütenmischung aus Goldmelisse, Lavendel, Ringelblumen sowie duftender Pfefferminze und frischer Zitronenmelisse. Genauso vielfältig und reichhaltig wie das Spektrum ihrer angebauten Kräuter und Pflanzen, so abwechslungsreich präsentiert sich ihre Produktpalette im Lädeli in Reckingen: ätherische Duftöle und -sprays, Balsame, Crèmes und Lippenpomaden sowie Massageprodukte, Seifen und Kerzen mit betörenden Düften.
Für diejenigen, die lieber ihren Gaumen verwöhnen möchten, stehen neben verschiedenen Sorten Kräutertee, mit und ohne Hanf, zahlreiche Sirups, Speiseöle, Teigwaren und Kräutersalzmischungen zur Auswahl. Wer zu viel gekauft hat, findet gleich noch praktische Rucksäcke und Bauchtaschen aus Hanffasern im Regal.
Und wer den Weg ins Goms nicht findet, hat die Möglichkeit, sämtliche Produkte über den Onlineshop zu bestellen. «Wir sind eigentlich genau am richtigen Ort gelandet. Im Goms leben Menschen und kommen Gäste, die sehr naturverbunden sind, die Natur zu schätzen wissen und unsere Produkte, die alle selbst gemacht sind, anerkennen», sagt Claudia Schwick.
