Mit harter Arbeit und viel Herzblut zum Erfolg

Sandra Mächler und Roman Ackermann steckten ihre ganze Kraft in ihren Betrieb Guldenthal in Ramiswil SO. Der Erfolg blieb nicht aus. Die viele Arbeit hat ihre Spuren hinterlassen. Nun haben sie einen Entschluss gefasst

Jacqueline Graber |

Das Gebiet rund um den Scheltenpass ist beliebt bei Tagesausflüglern, sei es zu Fuss, mit dem Töff, dem Velo oder dem Auto. Und hier, drei Kilometer von Ramiswil entfernt, am Fusse des Passes auf 750 m ü.M., steht der Sennhof Guldenthal. Dabei handelt es sich um eine Anordnung von drei gepflegten Gebäuden: einem Restaurant, einem Bauernhof und einer Remise.

Dass sich der Sennhof heute so präsentiert, dahinter steckt viel Arbeit und Herzblut. Roman Ackermann übernahm 1996 den Hof von seinen Grosseltern. Der Betrieb war jedoch über Jahre unbewirtschaftet. Die Weiden waren verbuscht, die Böden ausgehungert. Doch der Reihe nach.

150 Sitzplätze

Roman Ackermann und seine Partnerin Sandra Mächler sitzen am Stammtisch des Gasthofes. An diesem Tag ist die Wirtschaft geschlossen. Die Gaststube wie auch der Anbau mit dem Saal präsentieren sich gemütlich. Rechnet man die Terrasse mit, so gibt es insgesamt 150 Sitzplätze. Der Anbau mit dem Saal sowie ein Raum für die Fleischverarbeitung wurden 2018 realisiert. Drei Jahre zuvor wurde die vorherige Bauernküche durch eine moderne Gastroküche ersetzt. Doch nicht nur die Räumlichkeiten haben sich in den letzten Jahren verändert. Standen auf der Menükarte einst nur Pommes frites, Steak und Bratwurst, wird heute à la carte serviert, und es gibt einen Bankettservice.

Betriebsspiegel

Betriebsleiter Land-/Forstwirtschaft: Roman Ackermann. Betriebsleiterin Gastronomie: Sandra Mächler. Mitarbeit: Die beiden Töchter Gabi und Sonja Mächler helfen im Betrieb mit. Gastronomie: Sechs bis acht Frauen sind als Serviceaushilfen im Stundenlohn angestellt. Landwirtschaft: 40 ha Grünlandfläche wird mit einer 50-köpfigen Tux-ZillertalerMutterkuhherde beweidet. Auch wird Biodürrfutter produziert. Wald: 40  ha Wald, alles in steilem Gelände. Bei Holzschlägen wird zur Unterstützung ein Forstwart im Stundenlohn eingesetzt. jgr

Einzig geblieben ist der Umstand, dass der Gasthof einst wie heute im Nebenerwerb betrieben wird. In den Wintermonaten können die Gäste von Freitag bis Sonntag einkehren, im Sommer ist jeweils von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. Auf Anfrage bedienen sie wenn möglich auch gerne Gruppen ausserhalb dieser Zeiten. Auffällig in der Gaststube sind das viele Holz und die speziellen Tische. «Diese hat Roman alle aus betriebseigenen Hölzern hergestellt. Er macht auch Tische auf Bestellung.» Der Wald und das Holz seien seine grosse Leidenschaft, verrät Sandra Mächler.

Doch der vielseitig begabte 55-Jährige schreinert nicht nur die Tische selbst, sondern bedient, wenn keine Aushilfe zur Verfügung steht, auch die Gäste, während Sandra Mächler, die mittlerweile auf über 30 Jahre Gastroerfahrung zählen kann, in der Küche die Menüs zubereitet und den gesamten Gastbetrieb managt. Im Gegenzug unterstützt die 49-Jährige ihren Partner draussen bei der Arbeit. «Dies ist mein Ausgleich zur Gastronomie. Ich mache alles ausser Traktor fahren», sagt Sandra Mächler, die auf einem Bergbauernhof im Kanton Schwyz aufgewachsen ist, auch dort zAlp war. Aus diesem Grund bringt sie Erfahrung in der Landwirtschaft mit.

Absolvierte Wirteprüfung

Die beiden sind ein eingespieltes Team – und das seit über 25 Jahren. Kennen gelernt haben sie sich 1999, kurz nachdem Roman Ackermann den Hof inklusive Gastwirtschaft von seinen Grosseltern übernommen hatte. Der Betrieb umfasst 40  Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 8  Hektaren Pachtland sowie weitere 40  Hektaren Wald. Er habe schon immer einen Betrieb mit dazugehöriger Wirtschaft führen wollen, sagt er. Aus diesem Grund absolvierte er nach der Ausbildung zum EFZ-Landwirt die Wirteprüfung.

Ackermann war lange auf der Suche nach einem geeigneten Hof, als er die Gelegenheit bekam, den Betrieb seiner Grosseltern zu übernehmen. Sandra Mächler erinnert sich noch sehr gut an die Anfänge: «Das Putzen, Unkrauten und wieder Instandstellen der Weiden war sehr aufwendig und langjährige harte Arbeit, die wir aber mit wertvoller Hilfe eines Bekannten stemmen konnten.» Dank ihres Einsatzes können sie heute genug hochwertiges Biodürrfutter produzieren, das sie an ihre 50-köpfige Mutterkuhherde verfüttern. Und ein Teil wird als hochwertiges Dürrfutter an andere Landwirte weiterverkauft.

Gestartet mit Aufzuchtrinder

Nach der Übernahme des Hofes setzte das Paar zunächst auf Aufzuchtrinder. Ungefähr 50 Stück waren jeweils auf dem Betrieb. Doch Roman Ackermann war bestrebt, für die weitere Zukunft auf dem Betrieb ein eigenes Produkt zu erwirtschaften, das man auch im Restaurant verwenden kann. So kam die Idee der Mutterkuhhaltung und zur Fleischproduktion auf. Das hatte zur Folge, dass der alte Anbindestall 2013 in einen modernen Laufstall mit Jauchegrube umgebaut wurde. Der Stall ist Raus- (regelmässiger Auslauf ins Freie) und BTSkonform (besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme).

Zudem sind Roman Ackermann und Sandra Mächler Mitglied bei Mutterkuh Schweiz. Der letzte Schritt erfolgte dann 2019 mit der Anerkennung der Bio-Suisse-Zertifizierung. Zum Laufstall gehört auch eine Liegehalle. Apropos Liegehalle: Jahrelang hat das Paar jeweils über den Sommer – wenn die Tiere von Mai bis Oktober auf der Weide waren – die Halle als Lokalität für Events wie Hochzeiten, Grillfeste und Geburtstage umgenutzt.

Robuste Rasse

Zurück zu den Tieren: Eingestallt auf dem Hof sind Tux-Zillertaler-Kühe mit ihren Jungtieren. Dabei handelt es sich um eine seltene, robuste Rinderrasse aus Österreich, die ursprünglich aus dem Zillertal in Tirol stammt. Die Mutterkühe haben eine Widerristhöhe von etwa 125 bis 135 cm und wiegen 500 bis 600 Kilo. Stiere sind etwas grösser und rund 200 Kilo schwerer. Sie sind bekannt für ihre Robustheit und Anpassungsfähigkeit an raue Bergregionen. Das war ein wichtiger Aspekt bei der Wahl der Rasse. «Unsere Weiden sind grösstenteils hügelig, nass und sumpfig, schwerere Tiere würden das Land zu sehr beschädigen», erklärt Sandra Mächler.

Seit einiger Zeit werden auf dem Hof auch regelmässig drei bis vier Schweine gehalten, deren Fleisch wird als Frischfleisch-Mischpakete vermarktet und saisonal als feine «Huusmetzgete» verarbeitet im Restaurant angeboten. Einmal pro Monat fährt Roman Ackermann mit ein oder zwei Rindern zu einem Metzger nach Langenthal  BE. Der grösste Teil des Fleisches wird als Bio-Frischfleisch-Mischpakete unter dem Label Natura-Beef und Natura-Veal direkt ab Hof vermarktet, der Rest landet auf den Tellern der Gäste oder wird als Wurstwaren oder Trockenfleisch veredelt.

Sämtliches Fleisch wird im hofeigenen Verarbeitungsraum zerlegt, verpackt oder verwurstet. Zudem steht seit einigen Jahren vor dem Gasthof eine Räucherei. Zuständig für den Betriebszweig Fleisch ist Tochter Gabi Mächler. Die gelernte Fleischfachfrau Feinkost und Veredelung EFZ verarbeitet sämtliches hofeigene Fleisch im Betrieb. Die ältere Tochter, Sonja Mächler, ist gelernte Fachfrau für Betriebsunterhalt EFZ und Hauswartin mit eidgenössischem Fachausweis. An Spitzentagen können die Eltern in der Gastronomie wie auch in der Landwirtschaft auf die geschätzte Hilfe beider Töchter zählen.

Industrie- und Bauholz

Während die Gastronomie als Nebenerwerb betrieben wird, gehört zur Haupteinnahmequelle neben der Landwirtschaft auch die Forstwirtschaft. 30  Hektaren Buchenwald und 10  Hektaren Mischwald gilt es zu bewirtschaften. Das Holz wird als Industrie- und Bauholz sowie als Hackschnitzel verkauft. Die Hackschnitzel werden vor Ort gelagert, und ein Teil wird zum Heizen aller Gebäude des Sennhofs verwendet. «Uns war es stets wichtig, dass sich der Kreislauf schliesst», betont Roman Ackermann.

Pächter gesucht Sandra Mächler und Roman Ackermann haben sich entschlossen, die Wirtschaft Guldenthal in Ramiswil  SO auf Anfang 2026 zu verpachten. Sie sind auf der Suche nach einer Pächterin oder einem Pächter bzw. einer Geschäftsführerin oder einem Geschäftsführer. Zur Pacht gehört das Restaurant samt Inventar, eine Wirtewohnung, ein Massenlager für 12 Personen und ein Gästezimmer. Die Gastwirtschaft bietet Platz für bis zu 60 Personen im Saal, 30 in der Gaststube und 60 auf der Terrasse. Im Aussenbereich befinden sich ein Kinderspielplatz und ein Kleintiergehege. jgr

Das Paar hat all die Jahre für den betrieblichen Auf- und Ausbau stets Vollgas gegeben und Privates zurückgesteckt. «Die jahrelange Doppelbelastung beiderseits mit Hof und Restaurant führen seit Jahren auch immer wieder an Wochenenden zu Arbeitstagen von bis zu 20 Stunden und regelmässig zu Siebentagewochen.

Dies hat mit der Zeit auch einige gesundheitliche sowie private Spuren hinterlassen», sagen sie unisono. Diese Tatsache ist mitunter ein Grund, dass die Familie sich entschlossen hat, den Gasthof zur Pacht auszuschreiben, um sich so in Zukunft etwas zu entlasten.

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