Klauenprobleme, insbesondere Mortellaro, werden auf Milchviehbetrieben zum immer grösseren Problem. Klauenpfleger und Zuchtverbände suchen nach Lösungen. Dafür wollen sie nun verlässliche Daten sammeln.
Eine lahme Kuh kostet pro Jahr 450 Euro (485 Fr.). Dies zeigt eine neue Studie aus Österreich. Klauenleiden führen zu Tierarztkosten, aber auch zu einer reduzierten Milchleistung, Stoffwechselstörungen, Zellzahl- und Fruchtbarkeitsproblemen.
Krankheit stark zunehmend
Laut Adrian Steiner, Leiter der Wiederkäuerklinik am Tierspital Bern und Vorstandsmitglied der Klauenpflegervereinigung (SKV), gehen in der Schweiz 15 Prozent der Milchkühe lahm: «In einer Untersuchung fanden wir 2011 auf vier von fünf Betrieben mindestens eine lahme Kuh. Ballenfäule war auf neun von zehn Betrieben vorhanden. An Mortellaro litten über 30 Prozent der Kühe. Fast drei Viertel aller Milchviehbetriebe waren betroffen.»
Nach der Einschätzung von Beat Fenner, Vizepräsident der SKV, hat sich Mortellaro in den letzten Jahren noch ausgebreitet: «Die Krankheit ist stark zunehmend. Das Problem ist, dass sich die Kühe immer wieder anstecken und man noch kein Patentrezept zur Bekämpfung gefunden hat.» Nicht nur Mortellaro, Klauenprobleme generell, müsse man in den immer grösseren Herden im Auge halten.
Klauen in Laufställen stärker belastet
Lucas Casanova, Direktor von Braunvieh Schweiz, sieht dafür verschiedene Gründe: «Je mehr Milch eine Kuh gibt, desto schwieriger ist es, sie zu füttern – und Klauenprobleme haben ihre Ursache oft bei der Fütterung. Zudem werden die Klauen in Laufställen stärker belastet als in Anbindeställen.»
Mit der Gesundheitsdatenerfassung sammeln die Zuchtverbände seit zwei Jahren auch die Meldungen der Bauern zu Klauenproblemen. Dies laut Casanova mit dem Ziel, das Fundament der Kühe in der Zuchtwertschätzung stärker zu berücksichtigen: «Dabei soll auch die genomische Zuchtwertschätzung eine Rolle spielen.» Dazu müssten allerdings aussagekräftige Datensätze verfügbar sein, betont er. «Deshalb haben die Zuchtverbände das Gespräch mit der SKV gesucht.»
Die SKV arbeitet derzeit an der elektronischen Datenerfassung mittels Tabletcomputern auf den Betrieben. «Wir brauchen verlässliche Daten, um Klauenkrankheiten besser in den Griff zu kriegen», begründet Fenner. Die gewerbsmässigen Klauenpfleger, die ab 2017 eine Ausbildung abschliessen müssen, sollen diese erheben. «Diese Informationen wären auch für uns sehr wertvoll», bestätigt Casanova.