«Ohne Schlachtviehmärkte sinken Preise»

Die einen verteidigen sie mit allen Mitteln, andere wollen sie abschaffen. Neben der Kontroverse sind die öffentlichen Schlachtviehmärkte von Sparmassnahmen betroffen. Wie diese Löcher gestopft werden sollen, ist unklar.

bki |

In der Interessengemeinschaft öffentliche Märkte (IGöM) sind die regionalen Marktorganisationen vertreten, die zusammen mit Proviande die Schlachtviehmärkte organisieren. Mit dem Eintritt der EZG Bodenseefleisch AG per Anfang Jahr sind alle Marktveranstalter der Schweiz Teil der Interessengemeinschaft. Ende Mai trafen sich die Mitglieder zur Hauptversammlung in Bern.

Der Wind auf Märkten ist rau

IGöM-Präsident und Nationalrat Ernst Wandfluh (SVP, BE) sagte: «Der Wind auf den Märkten ist rau.» Es seien verschiedene politische Aktivitäten am Laufen, die die Märkte stark infrage stellen würden. Unter anderem das Entlastungspaket 27. Mit dieser Vorlage, deren Vernehmlassung kürzlich zu Ende ging, soll der Bundeshaushalt ab 2027 um 2,7 bis 3,6 Mrd. Franken entlastet und wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Dabei steht auch eine Anpassung beim Fleischimport zur Debatte.

So gilt beim Rindfleisch die Regelung, dass die Hälfte der Einfuhrmenge an den Meistbietenden versteigert wird, dass 10 Prozent der Kontingentsanteile nach der Zahl der auf den öffentlichen Märkten ersteigerten Tiere zugeteilt werden und 40 Prozent nach der Menge der geschlachteten Tiere. Laut dem Entlastungspaket soll künftig die gesamte Einfuhrmenge versteigert werden. Dadurch rechnet der Bund mit Mehreinnahmen von 80 Mio. Franken.

Unsichere Marktsituation

«Wenn das kommt, bin ich nicht sicher, ob wir unsere Märkte so erhalten können wie bisher», sagte Wandfluh. Denn würden keine Zollkontingente mehr aufgrund der Inlandleistung via Märkte zugeteilt, würden diese für die Tierkäufer an Attraktivität einbüssen. Und Wandfluh befürchtet, dass die Preise bei den Metzgkühen massiv sinken und die Landwirte somit viel Geld verlieren dürften, gäbe es keine öffentlichen Märkte mehr.

Die Schlachtviehmärkte stehen zum Teil aus einem anderen Grund auf wackligen Beinen. Proviande, die Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, erfüllt einen Leistungsauftrag des Bundes. Dies unter anderem auf den öffentlichen Schlachtviehmärkten und in den Schlachtbetrieben im Rahmen der Qualitätseinstufung der Tiere und Schlachtkörper. Dafür erhielt die Branchenorganisation vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) in den letzten Jahren gut 5,7 Mio. Franken.

Gelder gekürzt

Per Anfang 2025 wurde diese Zahlung um fast 6 Prozent gekürzt. Als Folge davon zahlt Proviande den Organisatoren der öffentlichen Schlachtvieh- und Schafmärkte keine Abgeltung mehr für ihre Arbeiten zur Durchführung. Damit fallen 89’000 Franken weg, und es ist noch nicht klar, wie diese kompensiert werden sollen. Der IGöM-Vorstand will in den nächsten Monaten eine mögliche Lösung erarbeiten und diese mit den Mitgliedern diskutieren.

Ziel sei, die IGöM und die Marktorganisatoren ab 2026 auf eine gesunde finanzielle Basis zu stellen, hiess es an der Hauptversammlung. Nicht zuletzt über die Erhöhung der Mitgliederbeiträge. Dazu sagte ein Anwesender: «Für uns Organisatoren von kleineren Märkten wird es schwierig sein, höhere Kosten zu tragen.»

Neu im Vorstand

«Unsere Aufgabe ist, alles dafür zu unternehmen, dass die Märkte erhalten und attraktiv bleiben», sagte IGöM-Präsident Ernst Wandfluh. Dafür brauche es alle. Die Händler und die Bauern. An der Hauptversammlung wurde Guillaume Kolly, Geschäftsführer der Freiburgischen Viehverwertungs-Genossenschaft, neu in den Vorstand gewählt. Das als Nachfolge des auf die letzte Hauptversammlung zurückgetretenen Michel Roulin.

Kurz & bündig

Letztes Jahr wurden knapp 55’729 Grosstiere auf den öffentlichen Märkten gehandelt. Das sind rund so viel wie im Jahr davor. Insgesamt gab es 629 Märkte (2023: 623) mit einer durchschnittlichen Auffuhr von 89 Tieren. Übers ganze Jahr betrachtet mussten 56  Tiere übernommen werden (2023: 405). Bei den Schafen fanden im vergangenen Jahr 279 Märkte statt, auf denen total 59’251 Tiere aufgeführt wurden. Das sind 9  Märkte und 5’593 Schafe weniger als im Vorjahr. bki

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