Palmöl-Ersatz aus Maisabfällen

Arne Claussen, idw |

Das Deutsche Forschungskonsortium NextVegOil aus Aachen, Bochum, Düsseldorf und Münster will ein grosstechnisches Verfahren entwickeln, um in Zukunft aus landwirtschaftlichen Abfällen ein dem Palmöl ähnliches mikrobielles Öl zu erzeugen.

Palmöl ist eines der meistverwendeten pflanzlichen Öle. Das günstige Produkt wird in vielen Bereichen der Lebensmittelindustrie eingesetzt, es kann aber auch zur Produktion von Biokraftstoffen verwendet werden.

Doch die Palmölherstellung hat weitreichende ökologische Folgen: Um Anbauflächen zu schaffen, werden grossflächig tropische Regenwälder abgeholzt und dort Palmen-Monokulturen angepflanzt. Wertvolle Ökosysteme gehen dadurch verloren, die Artenvielfalt leidet stark. Dadurch ist zum Beispiel auch die Population des Menschenaffen Orang-Utan auf den indonesischen Inseln Borneo und Sumatra stark gefährdet. Darüber hinaus muss das in den Tropen erzeugte Palmöl über sehr weite Strecken zu den Nutzern in Europa und den USA transportiert werden, mit entsprechenden Klimafolgen. Wird Palmöl für Biokraftstoffe eingesetzt, steht dies in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung.

Erheblich nachhaltiger, ressourcen- und umweltschonender wäre es, ein dem Palmöl ähnliches Produkt regional in der Nähe des Verbrauchers herzustellen – aus pflanzlichen Reststoffen, die weder als Nahrungsmittel noch anderweitig als chemischer Rohstoff für die Industrie kosteneffizient genutzt werden können. Genau dieses Ziel verfolgt das nordrhein-westfälische Forschungskonsortium NextVegOil.

Ustilago maydis

Die Forscherinnen und Forscher haben eine Möglichkeit gefunden, mittels des Pilzes Ustilago maydis ein mikrobielles Öl zu erzeugen, das dem pflanzlichen Palmöl sehr ähnlich ist – also eine ähnliche Zusammensetzung der enthaltenen Fettsäuren hat, was dessen Eigenschaften bedingt – und sich somit wahrscheinlich als Lebensmittel eignet. Im Laufe des Projekts soll die Fermentation von Maisstroh – das weder gegessen noch verfüttert werden kann – im grossen Massstab etabliert werden.

Ustilago maydis ist sonst kein Freund der Landwirtschaft: Der einzellige Pilz verursacht die Pflanzenkrankheit «Maisbeulenbrand»; für den Menschen ist der Pilz aber unbedenklich, in Mexiko ist er eine Delikatesse. «Was für die einen zum Schaden ist, können wir für unsere Ziele nutzen: Weil der Pilz so gut an den Mais angepasst ist, ist er auch bestens geeignet, um Maisreste zu verwerten», betont Prof. Dr. Michael Feldbrügge vom Institut für Mikrobiologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, einer der beteiligten Forscher.

Forscher wollen Pilz optimieren

In den kommenden Jahren wollen die Düsseldorfer Forscherinnen den Pilz so optimieren, dass das von ihm erzeugte Öl noch besser die Eigenschaften des Palmöls abbildet. Darüber hinaus arbeiten sie an biotechnologischen Verfahren, um den Rohstoff Maisstroh optimal im Fermenter umsetzen zu können.

Die weiteren Projektpartner an der RWTH Aachen befassen sich mit den nächsten Schritten hin zu einer wirtschaftlich darstellbaren Herstellung des Palmöl-Ersatzes. Sind in Düsseldorf die optimalen Parameter für die Maisbiomasseaufarbeitung und für den Pilz gefunden, geht es in der Folge an die grosstechnische Umsetzung des Fermentationsprozesses. Die so mikrobiell hergestellten Öle müssen dann genau analysiert und so aufgereinigt werden, dass sie lebensmittelkonformen Standards entsprechen.

Alle Beteiligten wollen ein nachhaltiges Produkt

«Allen am Projekt Beteiligten ist es wichtig, dass wir dem herkömmlichen Palmöl ein nachhaltiges Produkt entgegensetzen können: regional, aus nachwachsenden Rohstoffen, mit einer guten Klimabilanz. Und darüber hinaus eines, das nicht mit der Lebensmittelproduktion konkurriert, da die Ausgangsstoffe als Reststoffe sowieso anfallen», betonen Prof. Feldbrügge und Prof. Pauly.

Weitere Informationen: https://www.biosc.de

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