Paraguays neuer Präsident besitzt 77'000 Rinder

Paraguays neu gewählter Präsident Horacio Cartes ist ein politischer Outsider in der mächtigsten Partei des Landes, der allgegenwärtigen Partido Colorado. Der 56-jährige Landbesitzer und Unternehmer ist erst 2009 der Partei des ehemaligen Diktators Alfredo Stroessner beigetreten.

blu/sda/dpa |

Paraguays neu gewählter Präsident Horacio Cartes ist ein politischer Outsider in der mächtigsten Partei des Landes, der allgegenwärtigen Partido Colorado. Der 56-jährige Landbesitzer und Unternehmer ist erst 2009 der Partei des ehemaligen Diktators Alfredo Stroessner beigetreten.

Er musste eine Änderung der Parteistatuten durchsetzen, um ohne die bis dahin erforderlichen zehn Jahre Mitgliedschaft überhaupt kandidieren zu können. Am Sonntag gewann er die Wahlen, bei denen er selbst zum ersten Mal in seinem Leben seine Stimme abgab. Nach Auszählung fast aller Urnen kam Cartes auf 45,8 Prozent der Stimmen, Alegre nur auf 36,9 Prozent. Die zersplitterte Linke erhielt zusammengezählt knapp 10 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag mit 68,6 Prozent höher als 2008.

Gehört zu den Reichsten des Landes

Im Unternehmertum hat Cartes dagegen sehr jung begonnen. Sein Vater war Vertreter des US-Flugzeugbauers Cessna in Paraguay. Der junge Cartes studierte Flugzeugbau in den USA und übernahm den Vertrieb der Cessna-Ersatzteile im Familienunternehmen.

Ab 1990 begann er den Aufbau eines Imperiums, mit dem er zu den reichsten Menschen in Paraguay aufstieg. Ihm gehören heute die grösste Tabakfabrik Paraguays, eine Bank, Textil- und Getränkefabriken sowie Ländereien, auf denen Soja, Tabak und Zitrusfrüchte wachsen und 77'000 Rinder weiden. Über 3500 Menschen arbeiten in seinen 20 Unternehmen.

Das Wirtschaftswachstum für 2013 wird dank guter Soja- und Fleischexporte auf 13 Prozent geschätzt. Rund 49 Prozent der Bevölkerung lebt aber laut UNO-Statistiken unter der Armutsgrenze. Um die 40 Prozent der Paraguayer leben auf dem Land. Aber nur 2,6 Prozent der Landgüter besitzen 85,5 Prozent der Agrarfläche.

Homophobe Aussagen

Die strategische Planung seines Konzerns führte 15 Jahre lang der Chilene Francisco Cuadra, ein ehemaliger Generalsekretär des chilenischen Ex-Diktators Augusto Pinochet. Heute gilt er als wichtigster Berater von Cartes.

Sein Regierungsprogramm fasst Cartes in dem Credo zusammen, man müsse einfach «weniger Staatsgelder stehlen». Als langjähriger Vorsitzender des Erfolgsvereins Libertad hat er grossen Anhang unter Fussballfans gewonnen.

Für Schlagzeilen sorgte Cartes während der Wahlkampagne, als er Homosexuelle mit Affen verglich. Politische Rivalen haben versucht, ihn in Verbindung mit Warenschmuggel nach Brasilien und Argentinien sowie mit dem Drogenhandel zu bringen. Vor Gericht wurden jedoch diese Anschuldigungen nie bewiesen.

Weg in Mercosur wieder offen

Cartes hatte zu Beginn seiner politischen Karriere noch «Gefahren» einer Annäherung an Venezuela angeprangert. Doch im Wahlkampf erklärte er, der Beitritt Venezuelas zum Mercosur in der Zeit, als Paraguays Mitgliedschaft ruhte, sei eine vollendete Tatsache.

Argentiniens Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner gab ein erstes Zeichen für die Wiederannäherung: «Wir erwarten Sie im Mercosur», schrieb sie kurz nach Verkündung des Wahlsiegs von Cartes auf ihrem Twitter-Account.

Uruguays linker Präsident José Mujica ging noch einen Schritt weiter und lud Cartes zum nächsten Gipfeltreffen des Mercosur im Juni ein. Das ist noch vor der Amtsübernahme des neuen Staatschefs am 15. August.

Nach der Amtsenthebung des Präsidenten Fernando Lugo vor zehn Monaten hatten sowohl das südamerikanische Staatenbündnis Unasur als auch der gemeinsamen Markt Mercosur Paraguays Mitgliedschaft ausgesetzt. Die Nachbarländer sahen in der Absetzung des «Bischofs der Armen» einen «institutionellen Staatsstreich». Die von internationalen Beobachtern überwachten Wahlen eröffnen jetzt den Weg zur vollen Rückkehr Paraguays auf die Bühne Lateinamerikas.

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