Mit umstrittener Methode Ertrag steigern

Die Kinsey-Methode ist umstritten. In Versuchen zeigt sie keine Effekte. Jan Richardt aus Deutschland hat aber Erfolg.

Susanne Meier |

Im ÖLN sind Bodenproben Vorschrift, oft werden sie im Herbst gestochen. Bei vielen Betriebsleiterinnen und Ackerbauern sind deshalb in den letzten Wochen die Resultate (siehe Kasten) ins Haus geflattert. Diese Analysen genügen vielen. Aber nicht allen. Wer mehr wissen will, nutzt etwa die Kinsey-Methode der Kinsey Agricultural Services (USA).

Sie besagt, dass man beim Düngen in erster Linie die Kationenaustauschkapazität und die Basensättigungsverhältnisse im Boden verbessern muss. Als zentral für die Bodenfruchtbarkeit gilt die Sättigung mit Kalzium- und Magnesiumionen, da sie wichtig für den Nährstofftransport sind.

Besserer Geschmack

Die Methode ist umstritten. Viele Forscher beurteilen sie kritisch, im Bioanbau wird sie eher genutzt. Jan Richardt, Biolandwirt im deutschen Bundesland Schleswig-Holstein, hat laut ökolandbau.de im Jahr 2020 erstmals eine Analyse nach Kinsey vorgenommen. Dabei wurde ein grösserer Mangel an rund 20 Mikronährstoffen festgestellt, den er ausgeglichen hat.

Die Effekte seien für ihn eindeutig, wird er zitiert: «Wir ernten im Schnitt 5 t/ha mehr Karotten. Bei allen Gemüsekulturen und den Kartoffeln sehen wir bessere Qualitäten. Wir können die Ware länger lagern, das Kraut ist gesünder und der Geschmack besser.» Auch der Boden habe sich verändert. «Er ist krümeliger geworden. Zudem beobachte ich, dass die Kulturen bei Trockenheit länger durchhalten.»

Plus 300 Euro/ha

Die wenigen Studien zum Potenzial der Kinsey-Methode bestätigen diese positiven Erfahrungen nicht. Beim Langzeitversuch auf der Parzelle Oberacker in Zollikofen BE werden die Parzellen seit 2009 zur Hälfte nach ÖLN-Vorgaben und nach Kinsey gedüngt. Laut Agroscope bisher ohne Unterschiede auf die Pflanzenperformance. Auch ein vor sechs Jahren gestarteter Düngeversuch in Bayern (D) bei Biogemüse zeigte keine Verfahrensunterschiede.

«Das lohnt sich wegen der hohen Deckungsbeiträge für Gemüse und Kartoffeln und wegen der besseren Qualitäten und Erträge. Bei Getreide rechnet sich dieser Mehraufwand dagegen nicht.»

Jan Richardt, Deutscher Biobauer

Der deutsche Ackerbauberater Werner Vogt-Kaute sagt deshalb gegenüber ökolandbau.de, dass er die Kinsey-Methode nicht empfehle. Ihren Ansatz der Nährstoffverhältnisse hält er für korrekt, Nährstoffmängel seien aber bedeutsamer und Mikronährstoffe ausser bei Gemüse im Bioanbau nicht ertragsrelevant.

Jan Richardt prüft die Wirkung der Düngeempfehlungen über Pflanzensaftanalysen und düngt bei Bedarf Mikronährstoffe über das Blatt – zu Mehrkosten von 300 Euro (280 Fr.)/ha: «Das lohnt sich wegen der hohen Deckungsbeiträge für Gemüse und Kartoffeln und wegen der besseren Qualitäten und Erträge. Bei Getreide rechnet sich dieser Mehraufwand dagegen nicht.»

ÖLN und Kinsey

Die Bodenanalysen für den ÖLN umfassen Boden-pH, Tonund Humusgehalt, Phosphor (P), Kalium (K) und teils Magnesium (Mg). Die Kinsey-Methode gibt Informationen zu BodenpH, Humusgehalt, Kationenaustauschkapazität, Basensättigungen (Kalzium, Natrium, Mg, K), Schwefel, P sowie Spurenelementen. Der Preis ist mindestens doppelt so hoch wie für eine ÖLN-Standardanalyse. Die Kinsey-Methode ist nicht ÖLN-zertifiziert, die Erde muss in die USA geschickt werden.

sum, Quelle:  kinseyag.com

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