Kaum Unterschiede zwischen konventionellem und biologischem Anbau

Beim Humusgehalt des Bodens gibt es kaum Unterschiede zwischen dem biologischen und dem konventionellen Anbau. Grösseren Einfluss haben die jeweils gewählten Bewirtschaftungsmassnahmen und -mitteln. Zudem müssen die weiteren Umweltwirkungen betrachtet werden. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz.

AgE |

Für die Studie haben die Thünen-Forscher die Faktoren untersucht, die den Eintrag von Kohlenstoff in den Boden beeinflussen, insbesondere die organische Düngung, das Ertragsniveau und die Fruchtfolge. Die Menge der organischen Düngung unterschied sich im Mittel in den biologischen und konventionellen Bewirtschaftungssystemen nicht. Ein Drittel der Flächen erhielt sogar keine organische Düngung.

Der Einsatz mineralischer Dünger und chemischer Pflanzenschutzmittel führte im konventionellen Anbau im Mittel zu gut 30% höheren Erträgen. Die daraus resultierenden Ernterückstände wie Wurzeln sind laut Studie wichtig für den Humusaufbau. Im Bioanbau wurden «Humusmehrer» wie Kleegras in 39% der Fruchtfolgen eingebaut; auf konventionellen Flächen lag die Rate bei 11%. Festgestellt wurde, dass der Zwischenfruchtanbau in den Anbausystemen kaum Unterschiede aufwies.

Weniger Umwelteffekte im Bio-Anbau

Zwar zeige die Studie, dass der erwartete Aufbau von Bodenkohlenstoff durch den Bio-Anbau unter den aktuellen Bedingungen nicht wie erhofft stattfinde, erläuterte Erstautor Prof. Axel Don. Im Bio-Anbau werde der Bodenkohlenstoff aber mit weitaus weniger negativen Umwelteffekten durch humusfördernde Fruchtfolgen aufgebaut, während der Bodenkohlenstoffaufbau im konventionellen Anbau vor allem durch Düngung erfolge.

Gleichzeitig werde deutlich, dass es unterschiedliche Wege gebe, Humus im Boden aufzubauen, so Don. Sowohl im konventionellen als auch im biologischen Anbau gebe es dafür geeignete Möglichkeiten und Massnahmen. Der Humusgehalt sei der zentrale Indikator dafür, wie es den Böden gehe. Deshalb komme es vor allem darauf an, ihn zu erhöhen. Die Forscher weisen darauf hin, dass noch nicht vollständig erforscht ist, wie genau Humus langfristig und am effizientesten aufgebaut wird.

«Kulturwahl in der Fruchtfolge und ausreichende Stickstoffversorgung sind essenziell für Humusaufbau und Ernährungssicherung»

Stefanie Sabet, DBV-Generalsekretärin

Fruchtfolge und Stickstoffversorgung sind entscheidend

Aus Sicht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) bestätigt die Studie des Thünen-Instituts, dass es unabhängig von der Produktionsrichtung im Wesentlichen auf die Massnahmen ankommt, mit denen der Humusaufbau betrieben wird. «Kulturwahl in der Fruchtfolge und ausreichende Stickstoffversorgung sind essenziell für Humusaufbau und Ernährungssicherung», betonte DBV-Generalsekretärin Stefanie Sabet.

Weckruf für die Landwirtschaft

Für Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), ist die Studie ein Weckruf. «Die Landwirtschaft kann und muss mehr für Humus tun», so der Verbandschef. Die Studie zeige, dass der im Bio-Anbau nicht erlaubte Einsatz synthetischer Dünger zwar erheblich zur Einlagerung von Bodenkohlenstoff beitragen könne. Für die Umwelt und das Klima sei dieser Gewinn aber teuer erkauft. Der Bio-Anbau erspare hingegen Millionen Tonnen an Treibhausgasen, den Gewässern Stickstoffeinträge und den Landwirten den Umgang mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln.

Bioland-Präsident Jan Plagge wies darauf hin, dass höhere Kohlenstoffgehalte im konventionellen Anbau vor allem durch den Einsatz mineralischer Stickstoffdünger erreicht würden. Deren Produktion benötige enorm viel fossile Energie und verursache entsprechend hohe Treibhausgasemissionen. Daher bleibe der Bio-Anbau das deutlich klima- und umweltfreundlichere Anbausystem.

«Der Ökolandbau verfolgt einen Systemansatz, der Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Wasserschutz, Tierwohl und regionale Kreisläufe integriert», hob Naturland-Präsident Eberhard Räder hervor. Die Kombination eines konsequenten Verzichts auf synthetischen Stickstoffdünger und chemisch-synthetischen Pflanzenschutz mit einer vielfältigen Fruchtfolge und gezielten Managementmassnahmen ergebe «ein Premium-Multifunktionstool für Umwelt, Klima und Mensch.»

->  So setzt der Preisträger Pflanzenkohle ein

-> Mehr zur Studie

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