Als der Apfel nicht mehr ausreichte

Auf der Farm der Familie Davison wurde bis Mitte der Achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts nur Äpfel produziert. Nachdem die Konkurrenz aus dem nahem Kalifornien immer stärker wurde, wurde der Betrieb umgestellt. Heute lockt eine Erlebniswelt die Bewohner der Region auf die Farm. Mit Bildergalerie

Reto Blunier |

Auf der Farm der Familie Davison wurde bis Mitte der Achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts nur Äpfel produziert. Nachdem die Konkurrenz aus dem nahem Kalifornien immer stärker wurde, wurde der Betrieb umgestellt. Heute lockt eine Erlebniswelt die Bewohner der Region auf die Farm. Mit Bildergalerie

Bob Davison hat schon viel erlebt. Der 79-jährige stieg 1948 in den Betrieb Nahe Vernon (BC) ein, den seine Eltern 1933 kauften. Zu Beginn wurden nur Äpfel produziert, die in verschiedene Teile der Welt verschifft wurden. „Bis vor 40 Jahren wurden in unserer Region besonders Tomaten produziert, und dies insbesondere von Japaner“, teilte Bob während eines Stopps mit dem Wägeli-Konvoi mit, in welchem die Gäste der Farm die Kulturen besichtigen können. Dass man im Okanagan-Tal schon früher mit der Trockenheit zu kämpfen hatte, bestätigte Bob Davison: „Das ist normal in dieser Region“. Das Wasser stammte früher vom Fluss im gegenüberliegenden Tal, den Wasserpumpen hatte man keine, um es vom See hinauf zu pumpen. Man bewässere hier aber seit über 110 Jahren.

Diversifizieren, um zu überleben

Auch die Vernons hatten bis 1986 ausschliesslich Äpfel auf ihren 24-Hektaren grossen Betrieb geerntet. Die Preise seien aber immer mehr gesunken, die Wirtschaftlichkeit dieser Betriebsform stiess an ihre Grenze oder war nicht mehr gegeben, sagt Bob Davison. „Um überleben zu können, mussten wir diversifizieren“, betont er. Kalifornische Bauern konnten kostengünstiger produzieren und entzogen der Familie die wirtschaftliche Basis. So wurden nebst den Äpfel auch Aprikosen, Pfirsiche, Birnen und im Laufe der Zeit Kürbisse, Zucchetti, Peperoni, Tomaten und andere Gemüsesorten angebaut. „Wir produzieren jene Lebensmittel, die wir vermarkten können“, gibt Bob um unwunden zu. Heute wird noch auf der Hälfte (12 Hektaren) der Fläche Äpfle angebaut.

„Wir bestimmen den Preis“

Auch der Hof selbst wurde in eine Erlebniswelt umgebaut. Der Konsument findet nebst den Früchten und Gemüse viele verarbeitete Erzeugnisse wie Konfitüre, Sirupe etc. Eine hauseigene Bäckerei verarbeitet die Früchte zu beliebten Kuchen wie den Apple-Pie. Aber auch Süssmais wird angebaut. „Die Kanadier fahren voll darauf ab“, sagte Davison. Im Restaurant unterhalb der Einkaufswelt kann ausserdem der Kuchen mit einem Kaffee genossen werden. „Die Bevölkerung unterstützt uns. Und bei der Direktvermarktung können wir den Preis bestimmen“, unterstreicht Bob Davison die Bedeutung dieser Vertriebsform. Im Laden weisst eine Tafel hin, welches Gemüse und Früchte zurzeit Saison haben oder zu welchem Zeitpunkt sie erhältlich sein werden. Im Oktober wird ein grosses Kürbisfest gefeiert. Zudem wird in der eigenen Mosterei Apfelsaft produziert.

Ein grosszügiger Spielplatz bietet auch den Kleinsten viel Abwechslung. „Wir setzen 90 Prozent unser Produkte auf unserer Farm respektive unserem Laden ab“, betont der rüstige Bob Davison. Der Betrieb beschäftigt momentan 6 Familienmitglieder sowie fünf bis sechs Festangestellte. Während der Erntezeit helfen weitere 40 bis 45 Angestellte auf dem Betrieb mit.

Grösste Erfindung: Tröpfchenbewässerung

Das Bewässern benötigt viel Nass im Okanagan-Tal. „Die Tröpfchenbewässerung war die grösste Erfindung aller Zeiten“, betont Bob. Die Ausrüstung stammt aus Israel, denn US-amerikanische Produkte werden nicht so gerne gekauft. Auch die Davisons haben mit Schädlingen zu kämpfen. So wird drei bis viermal Insektizid eingesetzt, zweimal Fungizid, sowie Round-up gegen die Unkräuter. Mehr Probleme machen die Wildtiere, die zunehmend in besiedelte Gebiete vordringen. Es werde aber auch zunehmend auf die biologische Schädlingsbekämpfung gesetzt, sagt Bob.

Die wichtigsten Apfelsorten sind Gala, Golden Delicious und Honey Crisp, aber auch der Schweizer Apfel Arlette wird angebaut.

Besonders stolz ist Bob Davison auf seinen Enkel. Dieser besucht nun die landwirtschaftliche Schule und wird womöglich die Familientradition der Davison weiterführen. Zu Gönnen wäre es ihm.

Reto Blunier, Vernon (BC)

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