Gemüsebauern wählten Nadja Pieren Die Mitglieder der Gemüseproduzenten-Vereinigung der Kantone Bern und Freiburg (GVBF) haben die Berner SVP-Nationalrätin Nadja Pieren zur neuen Präsidentin gewählt. Sie ist frei von Lieferantenbeziehungen.
Erstmals setzte die Gemüseproduzenten-Vereinigung der Kantone Bern und Freiburg (GVBF) eine Frau an ihre Spitze. Sie wählten am Wochenende in Brüttelen BE die Berner SVP Nationalrätin Nadja Pieren zu ihrer Präsidentin. «Als Sprachrohr der Produzenten wird sie unbefangener argumentieren als ein Produzent» formulierte der abtretende Präsident Daniel Brandt.
Denn allzu oft fühle man sich in Lieferantenbeziehungen abhängig und wehrlos. Es entstehe nahezu ein «Gefangenen-Dilemma» präzisierte Geschäftsführer Martin Jenni. Die Einhaltung von Übernahmebedingungen oder Richtpreise könne ein Produzent beim Abnehmer schwerlich nachfordern - aus Angst - von der Lieferantenliste gestrichen zu werden. «Marktanteile sind rasch verloren, sie zurückzuholen ist aufwändig und in der Regel mit hohen Kosten verbunden», warnte Brandt - dessen Leistungen die GVBF Versammlung mit der Ehrenmitgliedschaft honorierte.
Hoffnung und Kompetenz
Mit der Wahl von Nadja Pieren aus Burgdorf, hofft die GVBF, dass der seeländische Gemüsebau in der regionalen und nationalen Agrarpolitik mehr Gewicht bekomme. Die Führungsfachfrau bringt die nötige Verhandlungssicherheit und Unabhängigkeit mit um Produzenten bei Abnehmern zu vertreten. «Ich kann mich unbefangen für den regionalen Gemüsebau einsetzen», sagte Pieren. «Meine politischen Netzwerke werden sich positiv auswirken und als Politikerin bin ich für die Gemüsefachleute im Vorstand eine gute Ergänzung», schmunzelte sie und bestätigte «Annahme der Wahl». Anstelle des bisherigen Vize-Präsidenten Ulrich Kilchhofer nimmt der 31-jährige Gemüsebauer Martin Herren, Gempenach, Einsitz im Vorstand. Martin Herren baut in einer Betriebsgemeinschaft (75 ha) unter anderem Freilandgemüse sowie Tomaten, Nüssli- und Kopfsalat aus nahezu CO2-neutraler Gewächshausproduktion an.
Solidarität ist gefragt
Pascal Toffel, Direktor des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten unterstrich die Bedeutung der GVBF als aktivste Sektion. Schlussendlich sei Solidarität gefragt um die Probleme erfolgreich anzupacken.
Ändern wird sich die Kassaführung, die bis anhin die Zentralstelle für Gemüsebau, Grangeneuve, innehatte. «Wir sind mit neuen technischen Aufgaben betreut worden», begründete Lutz Collet und übergibt die Kasse der Geschäftsstelle Ins.
Hanspeter Kocher
Hans-Peter Kocher, der Fachstellenleiter Gemüsebau BE und Präsident der Gemüsebörse BE/FR/SO, ist pensioniert, informierte Martin Freund, Leiter Inforama Seeland. Kocher, das «Urgestein im Gemüsebau», wurde zum Ehrenmitglied der GVBF ernannt. Nach fast 40-jähriger Tätigkeit übergab Kocher die Arbeitsbereiche seinem Nachfolger Rolf Matter, der über ein breites Wissen im Gemüseanbau, -handel und -vermarktung verfügt. Zum letzten Mal geisselte Kocher die um sich greifende Verwilderung im Gemüsemarkt. Er kritisierte Tiefpreisofferten der Produzenten ebenso wie die Preisdrückerei der Abnehmer. «Bessere Qualität zum Billigpreis funktioniert nicht», konstatierte er, «denkt an die Lebensmittelskandale.» Viel zu viel werde teils illusionären Kennzahlen – statt den Menschen – vertraut. Es herrsche Willkür statt Markt, sagte er, das schade uns allen.