Most aus hundert Apfelsorten frisch ab Hof

Auf Alois Schilligers Hof gedeihen 750 Hochstammbäume. Die vielen Sorten haben einen besonderen Hintergrund.

Anine Hungerbühler |

Wenn Alois Schilliger seinen Most frisch ab der eigenen Presse trinkt, schmeckt er eine grosse Aromavielfalt. Denn im Saft finden sich bis zu hundert verschiedene Apfelsorten. Grund für die Sortenvielfalt ist die Zusammenarbeit mit Agroscope und anderen Institutionen, wofür Schilligers alte und neue Apfelsorten veredeln.

750 Hochstammbäume

«Es ist spannend, so nahe an der Entwicklung neuer Sorten dabei zu sein und in engem Kontakt mit den Züchtern zu stehen», sagt der Betriebsleiter auf seinem Hof in Niederglatt SG. So finden sich unter den 750 Hochstammobstbäumen um die 250 Sorten. Die Bäume pfropft Schilliger selbst. Als Veredelungsunterlage dienen Schneiderapfelbäume. «Die Verfügbarkeit der Sorten ist teilweise ungenügend, und so können wir die schönsten Bäume wählen.»

Zudem habe er die Erfahrung gemacht, dass die Bäume besser wüchsen, wenn die Grundlage gesund sei. Der Most profitiert von den vielen Aromen, auch von den alten Sorten. Bei gewissen der alten Sorten erstaunt es Schilliger aber nicht, dass sie aufgrund ihrer Eigenschaften nicht mehr eingesetzt würden im Obstbau, wenn er sie mit den bewährten vergleiche. «Die alten Sorten sind aber teilweise sehr interessant wegen der Resistenzen.»

Keine lückenlose Bekämpfung

Resistenzen sind gesucht, gerade in Zeiten von steigenden Anforderungen an die Pflanzenschutzmittel und von veränderten Bedingungen durch den Klimawandel. Bei Schilligers macht der Apfelwickler Sorgen: «Wir können ihn nicht lückenlos bekämpfen.» Es gäbe zwar ein passendes Spritzmittel. Die Absetzfristen auf dem Gras wären aber so lang, dass es nicht mehr futterbaulich genutzt werden könnte.

Das ist für den Betrieb wichtig, obwohl die Familie auf ihrem Hof keine Tiere hält. In einer Betriebszweiggemeinschaft mit dem benachbarten Landwirt Patrick Lämmler wird Milch produziert. Dort ist Schilliger alle drei Wochen am Wochenende und als Springer für den Stalldienst verantwortlich. Das passt gut, da Schilliger das Obst viel mehr zusagt als die Tierhaltung. «Ich will die Betriebszweige betreiben, die mir Freude machen.»

Freude an Neuem

Schilliger macht auch klar, dass der Pflanzenschutz auf seinem Betrieb beim Mostobst hintenanstehen muss. Denn in den Tafelobstanlagen könnten deutlich grössere Schäden entstehen. Besonders heikel seien die 100 Brennkirschbäume. Das gesamte Tafelobst vermarktet die Familie direkt. Zum einen über den Hofladen auf dem Betrieb, zum anderen auf dem Wochenmarkt in Flawil und Oberuzwil SG, den seine Eltern, Alois senior und Vreni Schilliger, besuchen.

Betriebsspiegel

Alois und Monika Schilliger haben drei Kinder und bewirtschaften ihren Hof auf 16 Hektaren Fläche. Zum Betrieb gehören 750 Hochstammbäume, davon 100 Brennkirschbäume, 60 Mirabellenbäume, 6 Hektaren Niederstammanlagen (Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen, Pfirsiche, Nektarinen, Reineclaude und Holunder).

Letzterer wird an Ricola geliefert, die Mirabellen an die Tobi Seeobst AG, die Brennfrüchte an verschiedene Abnehmer, Übriges wird direkt ab Hof verkauft. Der Betrieb ist in einer Betriebszweiggemeinschaft in der Tierhaltung und im Futterbau. hun

Vom Mostobst werden 20 Tonnen mit der eigenen Presse auf dem Hof gepresst, der Saft pasteurisiert und verkauft, das übrige Obst geht an die Mosterei Fraefel in Henau SG. Insgesamt ernten Schilligers jährlich rund 150 Tonnen Mostobst. Letztes Jahr war mit 250 Tonnen ein Rekordjahr. «Die Nachfrage nach unserem Apfelsaft schwankt, je nachdem, wie viel Obst die Leute in ihren eigenen Gärten ernten können», so Schilliger.

Pflege und Qualität

Er will den Betrieb aber künftig noch stärker auf die Direktvermarktung ausrichten, um noch unabhängiger vom Handel zu werden. Da hilft auch die Sortenvielfalt mit, damit er lange Tafelobst anbieten kann. Im Mostobstanbau bringt die Vielfalt aber auch Mehraufwand, so ist die Ernteperiode lang, und es muss regelmässig Obst aufgelesen werden. Die Vorteile überwiegen aber für Schilliger vor allem auch durch die enge Begleitung von Agroscope bei den verschiedenen Projekten. Das steht aber nicht im Vordergrund: «Wir probieren gerne Neues aus und haben zum Beispiel auch auf Wunsch von unserem Sohn Marronibäume gepflanzt.» 

Wenn die Ernte abgeschlossen ist und es auf den Winter zugeht, nimmt Alois Schilliger senior eine wichtige Aufgabe wahr. Er ist für den Schnitt der Hochstammbäume zuständig. Das Ziel dabei: Die Bäume sollen ohne Stützen stabil sein. Für die Düngung ist Alois Schilliger junior verantwortlich. «Ich bringe überhaupt nicht gerne Gülle aus und habe deshalb nach meiner Hofübernahme mit der Lanzendüngung begonnen.»

So reichten zwei bis drei Güllegaben aus, um die Bäume ausser mit Blattdünger genügend zu versorgen. Damit will Schilliger sicherstellen, dass er Obst in hoher Qualität produzieren kann. Zum einen um den Anforderungen des Handels gerecht zu werden, zum anderen um der eigenen Kundschaft hochwertige Produkte anzubieten.

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