
Mitarbeiter der Rhytop GmbH und des Landwirtschaftszentrums testen Kreuzungen im Feld.
LZSG
Johannes Brunner ist Ackerbauberater am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG). Er beschäftigt sich derzeit nicht nur mit Rüben oder der Weizensaat, sondern mit einer kaum bekannten Kultur: der Rheintaler Schwefelbohne.
Unter einer Hektare
«Im Rahmen eines Projekts möchten wir sie so weiterzüchten, dass sie maschinell erntbar wird», erklärt er die Hintergründe eines Projekts am Swiss Plant Breeding Center (siehe Kasten). «Die Rheintaler Landwirte und lokale Anbieter sollen mit ihr Wertschöpfung generieren können.»
Die Samen der Schwefelbohne werden wie bei den Borlottibohnen aus den Hülsen gekernt, wenn sie reif und hart sind. Ihren Namen verdankt die Proteinpflanze der schwefelgelben Samenfarbe. In den 1950er-Jahren verschwand sie von den Feldern. «Heute liegt die Anbaufläche deutlich unter einer Hektare», schätzt er. «In der Landwirtschaft hat sie keine Bedeutung mehr, eher noch in Kleingärten.»
Reift nicht gleichmässig ab
Aufgrund ihres Geschmacks sei sie in Hausgärten erhalten worden. Johannes Brunner erklärt, was bisher gelaufen ist: «Gemeinsam mit der Rhytop GmbH, die am Züchtungsprojekt beteiligt ist, haben wir im letzten Jahr über tausend Kreuzungen durchgeführt, die aktuell im Feld getestet werden.»

Die Nischenkultur ist unproblematisch im Anbau.
LZSG
Diese Versuche sowie überlieferte Erfahrungen von früher hätten deutlich gemacht, warum die Leguminose aus der Landwirtschaft verschwunden ist. «Sie hat einen indeterminierten Wuchs, reift also nicht gleichmässig ab. Speziell bei feuchtem Wetter hat sich zum Erntezeitpunkt an den unteren Schoten bereits Schimmel gebildet, während die oberen Hülsen noch grün sind», sagt Brunner.
Das erschwert die Ernte mit dem Drescher massiv, 2024 hatten gab es in den Versuchen deswegen grosse Einbussen beim Ertrag und bei der Qualität. Ansonsten sei der Anbau unproblematisch, versichert der Berater. «Dennoch möchten wir im Projekt auch die Resistenz gegen das Mosaikvirus verbessern», fährt er fort.
Innert nützlicher Frist
In diesem Projekt am Swiss Plant Breeding Center, an dem neben dem LZSG und der Rhytop GmbH auch die ETH und der Ostschweizer Speiseleguminosenverein beteiligt sind, sollen moderne Züchtungsmethoden helfen, die alte Nutzpflanze innert nützlicher Frist wieder interessant für den Anbau zu machen – mit dem Wissen, dass die Schwefelbohne ihren Status als Nischenkultur behalten wird.
Schneller zu neuen Sorten
Der Klimawandel, zugewanderte Schädlinge und neue Krankheiten fordern neue, auf die Schweiz angepasste Sorten. Damit diese schneller auf den Markt kommen, haben das Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Agroscope, die ETH Zürich, die Sativa Rheinau AG sowie Delley Samen und Pflanzen AG das Swiss Plant Breeding Center (SPBC) initiiert und mit den Schweizer Pflanzenzüchtern und Pflanzenzüchterinnen einen Verein gegründet. Die Hauptaufgaben des SPBC bestehen darin, neue Erkenntnisse und Techniken in der praktischen Pflanzenzüchtung umzusetzen sowie Akteure zu vernetzen. sum
Johannes Brunner erklärt das Vorgehen: «Die Kreuzungsarbeit, mit der wir neue Sorten hervorbringen wollen, erfolgt klassisch. Für die Wahl der vielversprechendsten Linien möchten wir aber die markerunterstützte Selektion einsetzen. Wir haben die Schwefelbohnen-Genotypen analysiert und suchen nun Marker, um gezielt nach Bohnen zu suchen, die die erwünschten Eigenschaften aufweisen.»
Gleichzeitig setzt er auf das «Speed Breeding»: «Indem wir die Bohnen unreif ernten und im Treibhaus sogleich wieder säen, können wir das Generationenintervall von 100 auf 60 Tage verkürzen. So stehen uns bis zu vier Generationen pro Jahr zur Verfügung. In nur drei bis vier Jahren sollten so hoffentlich verbesserte Linien zur Verfügung stehen, dank denen unsere Ostschweizer Landwirte die Schwefelbohne wieder zum Leben erwecken können.»