
Wenn die Netze geschlossen werden, besteht die Möglichkeit, dass auch die nützlichen Insekten draussen bleiben müssen.
zvg
Immer mehr Obstanlagen werden rundum mit feinmaschigen Netzen geschützt, um Schadinsekten fernzuhalten und um weniger Insektizide spritzen zu müssen. Laut Kaspar Hunziker von der Fachstelle Obst am Strickhof in Lindau ZH ist das ein etabliertes Verfahren.
«Es funktioniert beim Kernobst insbesondere gegen verschiedene Wicklerarten gut. Bei Läusen, speziell bei Blutläusen, kommt es aber zu einem tendenziell stärkeren Besatz mit Schädlingen. Agroscope hat das beobachtet, teilweise sehen wir die Entwicklung aber in der Beratung auch auf Praxisbetrieben. Die Vermutung liegt nahe, dass Gegenspieler wie die Blutlauszehrwespe durch die Barriere vom Zuflug abgehalten werden.»
Mehr Feuchtigkeit
Andere Faktoren könnten das fragile Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen allerdings ebenfalls stören: «Wegen der Netze ist die Luftfeuchtigkeit in den Anlagen tendenziell etwas höher, und der Einfluss von Wind nimmt leicht ab. Da gibt es noch offene Fragen, an denen derzeit geforscht wird.» Kaspar Hunziker rät deshalb dazu, unabhängig vom Einnetzen andere nützlingsfördernde Massnahmen umzusetzen.
Bewährt haben sich Blühstreifen, ebenso ein reduziertes Mähregime, bei dem die spontane Begrünung in den Fahrgassen etwas höher wachsen darf und seltener gemulcht wird. «Doch bei Blühstreifen wie auch bei einem höheren Bewuchs kann es zu Mäusebefall kommen, ebenso zu Konkurrenz zu den Bäumen in Bezug auf Wasser und Nährstoffe sowie zur Gefahr der Abdrift von Pflanzenschutzmitteln auf blühende Pflanzen», so die Einschränkung.
Nur einmal mähen
Als Alternative wurde in Lindau deshalb eine Ruderalfläche angelegt. Simon Küng, Strickhof-Biodiversitätsberater: «Entlang des Zauns der Obstanlage haben wir auf 100 m2 rund 20 cm Oberboden abgetragen und mit Wandkies aufgefüllt. Schon eine kleine Fläche ist besser als kurz gemähtes Gras. Und wir müssen dort nur einmal pro Jahr mähen und haben trotzdem keine Probleme mit Mäusen.»
Wucherungen
Bei Apfelbäumen, die stark von Blutläusen befallen sind, bilden sich krebsartige Wucherungen an Trieben. Bei ausgewachsenen Bäumen hält sich der Schaden zwar meist in Grenzen, an Jungbäumen kann der Befall aber zu starken Missbildungen und zur allgemeinen Schwächung der Pflanze führen. Die Läuse und deren klebrige Wachsausscheidungen können ausserdem Blätter und Früchte verschmutzen und bei der Ernte für das Pflückpersonal unangenehm sein. sum
Gesät wurden die beiden handelsüblichen UFA-Mischungen Ruderalflora und Blütenzauber, die in den nächsten Jahren verglichen werden sollen. «Direktzahlungen gibt es für die Ruderalflächen keine, aber eine Anrechnung an die Biodiversitätsförderflächen ist möglich», ergänzt er.