Das Rebjahr 2024 wird wohl ganz speziell in die Geschichtsbücher eingehen. «Der Frost und der Pflanzenschutz führten zu einem grossen Stress der Reben», hielt Pflanzenschutzberater Lukas Fürst am Fachmorgen der Landi Weinland in Marthalen ZH fest. Gerade diese durch die während bis zu drei Tagen verzeichneten Frostnächste zwischen dem 20. und 26. April angestossene Stresssituation ist für ihn die zentrale Ausgangslage.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die ersten Schosse bereits eine Länge von über 10 cm erreicht. Basierend auf den Wetterdaten von Hallau SH verzeichnete man zwischen dem 10. und 16. April sehr milde Temperaturen. Danach folgte die eher schwierige Phase in Verbindung mit den folgenden Frostnächsten und grösseren Niederschlagsmengen. «Zuerst war es warm und wüchsig, dann folgte der Frost und in einem weiteren Zeitfenster ab dem 1. Mai eher kühle und nasse Tage», sagte Fürst. Dadurch entstand bei den Reben gemäss der Beurteilung von Fürst eine gewisse Stresssituation. Danach setzten ab Mitte Mai die ersten Infektionen ein.
Nach dem Wetterstress, die Krankheitsinfektionen
Zwischen dem 23. Mai bis Ende Juni verzeichnete man zwei Dutzend Infektionen. Noch während der Inkubationszeit kam es laufend zu Neuninfektionen, was die präventive Bekämpfung sehr schwierig machte. «Die grossen Niederschlagsmengen, die Luftfeuchtigkeit und Temperaturen und mehrere Infektionen innerhalb von 10 Tagen waren die grossen Probleme», so Fürst
Bereits Ende Mai zeigten sich ersten Symptome von falschem Mehltau an den kleinen Geschienen. Fürst stellte gar Mehrfachinfektionen fest. Auch auf sogenannten robusten Sorten verzeichnete man bereits anfangs Juni ebenfalls erste Infektionen. Bezüglich des echten Mehltaues waren aber gemäss Fürst eher wenige Schäden zu verzeichnen.

Der falsche Mehltau sorgte teilweise für einen Totalausfall.
Roland Müller
Das hat sich nicht gut bewährt
Zusammenfassend zeigte Fürst auf, dass kurative Behandlungen mindestens 24 Stunden nach der Infektion und zu geringe Wassermengen unter 300 Liter pro Hektare eher schlecht funktioniert haben. Zugleich verzeichnete man ein starkes Wachstum mit einem grossen Neuzuwachs an vielen neuen Blättern.
Zudem zeigte sich, dass die Anwendung gleicher Wirkstoffgruppen in der Folge die Wirkung nicht voll erreicht hat. Dazu gleich auch sehr ungünstige Witterungsverhältnisse während der Blüte verzeichnet werden mussten, kam es zusätzlich zu massiven Verrieselungen, welche vor allem beim Pinot Noir, Riesling Sylvaner, Malbec oder Johanniter massive Auswirkungen zeigten.
Das hat sich bewährt
Es sind aber auch Varianten beim Pflanzenschutz mit positiven Effekten verzeichnet worden. So hat sich der Einsatz von Phosphonaten um die Blüte sehr geht bewährt. Frühe Behandlungen zur Verhinderung von Primärinfektionen bei der Schwarzfleckenkrankheit und weitere vorbeugende Behandlungen haben sich ausbezahlt.
Doch auch der Einsatz von verschiedenen Wirkstoffgruppen und kleine Kupfergaben ab der Blüte haben sich positiv ausgewirkt. Auch mit dem konsequenten Fahren jeder Gasse und dem Einsatz von Flachstrahl- oder Hohlkegeldüsen konnte der falsche Mehltau besser in Schachgehalten werden. Fürst verwies aber auch auf weitere Erkenntnisse und Voraussetzungen, um den Pflanzenschutz optimal umzusetzen.
«Damit systemische Pflanzenschutzmittel in das Pflanzengewebe eindringen können oder bei Kontaktmitteln auf der Blattoberfläche haften bleiben ist normalerweise eine regenfreie Periode von 2 bis 3 Stunden nötig», rief er in Erinnerung. Tiefe Temperaturen unter 8°C und über 25°C reduzieren im Prinzip die Wirkung. Zudem spielt die Luftfeuchtigkeit eine zentrale Rolle.
Eine niedrige relative Luftfeuchtigkeit bei hohen Temperaturen führen zu einer raschen Verdunstung der Tropfen. Abschliessend verwies Fürst auf die Kernaufgabe der Pflanzenschutzmassnahmen: «Um eine konstant gute biologische Wirkung mit minimalen Auswirkungen auf die Umwelt, Anwender und Konsumenten zu erzielen, sind Pflanzenschutzmittel nur so viel nötig aber auch so wenig wie möglich einzusetzen». Dazu gehört auch der Grundsatz, dass jedes Produkt nur so gut ist, wie es angewendet wird.



