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Der Winter verlief sehr mild und praktisch ohne Frost, darauf folgte ein sonniger Frühling 2025. Diese Kombination sorgte in vielen Anlagen für ideale Startbedingungen. «Dieses Jahr war ein erfreuliches Beerenjahr», hält der Schweizer Obstverband fest. Über alle 8 Beerensorten hinweg lagen die Erntemengen rund 10 Prozent über dem Mehrjahresdurchschnitt.
Besonders stark legten die Erdbeeren zu: Mit 7’990 Tonnen fiel die Ernte knapp 12 Prozent höher aus als im Durchschnitt der letzten Jahre. Himbeeren kamen mit plus 2 Prozent auf 2’224 Tonnen, Brombeeren mit plus 6 Prozent auf 600 Tonnen und Johannisbeeren auf 290 Tonnen. Eine ausserordentlich gute Ernte gelang bei den Heidelbeeren: 834 Tonnen entsprechen 28 Prozent mehr als im Fünfjahresschnitt.
Steinobst: Starkes Kirschen- und Aprikosenjahr
Auch beim Steinobst fällt die Bilanz zweigeteilt aus. Kirschen und Aprikosen profitierten vom Witterungsverlauf, Zwetschgen büssten nach einem ertragreichen Vorjahr ein. Die Kirschenernte erreichte 2’254 Tonnen und lag damit 13 Prozent über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Qualität und Ausfärbung werden als sehr gut beurteilt.
Die Zwetschgenernte fiel mit 2’615 Tonnen dagegen deutlich kleiner aus – sie entspricht nur 82 Prozent der Jahre 2020 bis 2024. Ein Highlight war das Aprikosenjahr im Wallis: Dank der günstigen Witterung wurden 7’545 Tonnen geerntet – rund 55 Prozent mehr als im Schnitt der letzten fünf Jahre. «Die Witterungsbedingungen in diesem Jahr haben dem Wallis ein aussergewöhnliches Aprikosenjahr beschert», heisst es vom Schweizer Obstverband.

Ein Highlight war das Aprikosenjahr im Wallis: Dank der günstigen Witterung wurden 7’545 Tonnen geerntet – rund 55 Prozent mehr als im Schnitt der letzten fünf Jahre.
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Volle Kernobstlager
Beim Kernobst lagen die Lagerbestände für Tafeläpfel Ende November bei 63’000 Tonnen – das sind zwar rund 1’000 Tonnen weniger als letztes Jahr zu diesem Zeitpunkt, aber doch deutlich über dem angestrebten Ziellagerbestand von 57’000 Tonnen. Bei den Tafelbirnen lagen die Lagerbestände Ende November bei 5’500 Tonnen, was deutlich unter dem Vorjahreswert von 10’000 Tonnen ist – allerdings fiel die letztjährige Birnenernte aber auch aussergewöhnlich reich aus.
Die Sorte Gala bleibt mit 30 Prozent weiterhin der am meisten angebaute Apfel in der Schweiz, gefolgt von Golden Delicious mit 13 Prozent und Braeburn mit 11 Prozent. Bei den Birnen ist die Sorte Kaiser Alexander mit 26 Prozent Spitzenreiter, dicht gefolgt von Conférence mit 24 Prozent. Auf dem dritten Platz landen Williams und Gute Luise mit je 13 Prozent.
Schädlinge im Fokus: Erstes flächiges Monitoring
Die grössten Sorgen bereiten weiterhin Schädlinge. 2025 führte die Branche erstmals ein nationales Schädlingsmonitoring mit einer Umfrage zu Befall und wirtschaftlichem Schaden durch. «Schädlinge bleiben eine grosse Herausforderung», so Yvonne Bugmann vom Schweizer Obstverband.
Die grössten Schäden – insbesondere finanziell – richtete die Kirschessigfliege an. In mehreren Kantonen bereiteten zudem Baumwanzen im Kernobst sowie der Pfirsich- und der Pflaumenwickler erhebliche Probleme. Regional kam es durch neu auftretende Arten wie die Mittelmeerfruchtfliege zu grossen Ausfällen.
Mostäpfel solide, Mostbirnen auf Tiefstand
Beim Mostobst zeigte sich nach der rekordverdächtigen Ernte 2024 eine Normalisierung – allerdings auf sehr unterschiedlichem Niveau. «Die Erntemenge ist dieses Jahr deutlich tiefer als im rekordverdächtigen Vorjahr», so Yvonne Bugmann vom Schweizer Obstverband. Bei den Mostäpfeln beträgt die Menge 76 Prozent des Vorjahres, liegt aber immer noch 4 Prozent über dem Vierjahresschnitt. Die Gründe: Gute Blüte- und Befruchtungsbedingungen im Frühling, eine solide Wasserversorgung und insgesamt gute Wachstumsbedingungen.
Ganz anders sieht es bei den Mostbirnen aus: Ihre Erntemenge erreicht nur 13 Prozent des Vorjahres und 31 Prozent des Durchschnitts der letzten vier Jahre. Als Gründe werden Alternanz, der ausserordentlich hohe Behang 2024 sowie das Nicht-Ernten kleiner Mengen genannt. Mostäpfel stammen zu 80 Prozent aus der Ostschweiz, 14 Prozent aus Bern und der Westschweiz und 6 Prozent aus dem Mittelland und der Zentralschweiz.
Bei den Mostbirnen kommen 50 Prozent aus dem Mittelland und der Zentralschweiz, 48 Prozent aus der Ostschweiz und 2 Prozent aus Bern und der Westschweiz. Insgesamt verarbeiteten die Mostereien des Schweizer Obstverbands 60’484 Tonnen Mostäpfel und 1’873 Tonnen Mostbirnen, davon 6’752 beziehungsweise 400 Tonnen in Bioqualität.

Bei den Mostäpfeln beträgt die Menge 76 Prozent des Vorjahres, liegt aber immer noch 4 Prozent über dem Vierjahresschnitt.
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Trend zu robusten Sorten und mehr Nachhaltigkeit
Strukturell blieb der Obstbau 2025 stabil. «Der Anbau hat sich im Jahr 2025 nicht wesentlich verändert», so die Einschätzung des Obstverbands. Im Kernobst verstärkte sich jedoch der Trend zu robusten und resistenten Sorten – viele Betriebe nutzen Erneuerungen, um anfälligere Sorten zu ersetzen.
Die leichte Verschiebung der letzten Jahre von Suisse Garantie hin zu Bio Suisse oder teilweise IP-Suisse hat sich stabilisiert. Die Branchenlösung «Nachhaltigkeit Früchte» wurde im Bereich Kirschen und Zwetschgen breit und erfolgreich eingeführt.
Preise und Importdruck: Gute Ernten, harter Wettbewerb
Die grossen Ernten bei Beeren, Kirschen und Aprikosen waren für die Versorgung erfreulich, setzten die Preise aber zusätzlich unter Druck. «Die aktuelle Tiefpreisstrategie und der intensive Wettbewerb im Detailhandel wirken sich spürbar auf die allgemeine Preissituation aus», erklärt Yvonne Bugmann vom Schweizer Obstverband. Beim Kernobst blieben die Produzentenrichtpreise aufgrund der erneut grossen Ernte stabil.
Bei Kirschen und Zwetschgen führten die tieferen Mengen, die deutlich bessere Qualität sowie der neue Zuschlag für «Nachhaltigkeit Früchte» zu einer spürbaren Entlastung der angespannten Wirtschaftlichkeit. Insgesamt sind die Produzentenrichtpreise für Tafelfrüchte gegenüber dem Vorjahr unverändert geblieben; dies gilt auch für das Mostobst.
Trotz guter Inlandernte bleibt die Schweiz eng mit dem Weltmarkt verflochten. Der Beerenimport stieg 2025 um 9 Prozent auf über 34’000 Tonnen; die Schweizer Produktion deckt rund 26 Prozent der Gesamtmenge. Beim Steinobst sanken die Importe um 5 Prozent auf rund 10’383 Tonnen, während die Schweizer Produktion etwa 54 Prozent des Gesamtbedarfs abdeckt. Beim Kernobst gingen die Importe angesichts der grossen Schweizer Ernte um 48 Prozent auf 6’009 Tonnen zurück.

Trotz guter Inlandernte bleibt die Schweiz eng mit dem Weltmarkt verflochten. Der Beerenimport stieg 2025 um 9 Prozent auf über 34’000 Tonnen; die Schweizer Produktion deckt rund 26 Prozent der Gesamtmenge.
Yvonne Marbach