Mehr Holz geerntet – Verluste gesunken

Im vergangenen Jahr wurde in den Schweizer Wäldern deutlich mehr Holz geschlagen. Die Energiekrise, die gestiegene Nachfrage nach Bauholz und die daraus resultierenden steigenden Verkaufspreise für Holz haben gemäss Bund zur Zunahme geführt.

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Die Schweizer Holzernte stieg 2022 insgesamt um 4 Prozent auf 5,2 Millionen Kubikmeter an, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Mittwoch mitteilte. Es ist der vierte Anstieg in Folge. In allen Forstzonen gab es 2022 eine leicht grössere Ernte als im Vorjahr, der Anstieg in den Alpen und Voralpen fiel mit je +8% am stärksten aus.

Private schlagen mehr Holz

Die Verteilung der Wälder in der Schweiz ist seit Jahren konstant und eindeutig. 71 Prozent der Flächen gehören öffentlichen Besitzern wie Kantonen, Gemeinden oder Burgergemeinden. 29 Prozent der Flächen sind im Besitz von Privaten wie beispielweise Landwirtinnen und Landwirten.

Bei den privaten Besitzern hat der Holzschlag 2022 deutlich zugenommen. Er stieg gegenüber 2021 um 170’200 Kubikmeter oder knapp 10% auf 1,97 Millionen Kubikmeter. «Eine wichtige Rolle spielte dabei wohl der Anstieg der Holzpreise», vermutet das BFS.

Eine Zunahme gab es vor allem beim Stammholz (+11%) und Energieholz (+12%). Die grössere Holzernte im Privatwald im Jahr 2022 war im Mittelland mit +70 000 Kubikmetern (+9%) am markantesten, gefolgt von den Voralpen mit +67 000 Kubikmetern (+11%) und den Alpen mit +24 000 Kubikmetern (+21%). Die geernteten Mengen in den öffentlichen Wäldern blieben im Vergleich zum Vorjahr praktisch konstant.

Holzschlag weiterhin defizitär

Private Waldbesitzer hätten «sicherlich» von den höheren Preisen profitiert,  sagte Paolo Camin, Bereichsleiter Wirtschaft und Wissen von Wald Schweiz, dem Verband der Schweizer Waldeigentümer, im April 2023.  Aber nicht alle Waldbesitzer und Forstbetriebe hätten gleich viel profitiert. Nach wie vor sei die Holzproduktion im Schweizer im Durchschnitt defizitär geblieben. Pro Kubikmeter wiesen die Waldbesitzer auch bei den hohen Preisen einen Verlust von 8 Franken aus. Vor dem Preisanstieg habe das Minus bei 13 bis 15 Franken gelegen.

Während die Betriebe im Mittelland und den Voralpen gewinnbringend arbeiten sollten, hätten die Betriebe in den Bergen auch noch andere Aufgabe neben der Holzproduktion zu erfüllen, sagte Camin weiter. Dies ist etwa der Schutz vor Naturgefahren, die Filterung von Wasser oder die Naherholung.

Ende 2021 haben die Preise für die Nadel-Stammholz-Sortimente, je nach Qualität, gegenüber dem Vorjahr um 12 bis 90 Prozent zugelegt. So verdoppelte sich der Preis für den Kubikmeter Industrieholz der Fichte innerhalb weniger Monate auf 80 von 40 Franken je Kubikmeter. Bei höherwertigen Hölzern war der Preissprung etwas geringer. Im Schnitt lag der Preisaufschlag innerhalb von gerade einmal einem halben Jahr aber immer noch bei 25 bis 40 Prozent, auf 95 beziehungsweise 115 Franken je Kubikmeter. Seit Mitte 2022 sind die Preise für Holz wieder etwas zurückgekommen, jedoch bewegen sie sich immer noch über dem Niveau von vor der Corona-Krise.

Zwei Drittel Nadelholz

Das grösste Segment ist das Stammholz («Sägeholz»). 2022 betrug das Volumen rund 2,6 Millionen Kubikmeter, das sind 4 Prozent mehr als 2021. Das macht rund die Hälfte der Holzernte aus. In den vergangenen Jahren hat der Anteil des Stammholzes aber deutlich abgenommen. Lag der Anteil vor 20 Jahren (2002) noch bei 70 Prozent, so sank dieser 2022 auf noch 50 Prozent.

Die wichtigste Holzart ist weiterhin deutlich das Nadelholz. Gemäss der Forststatistik wurden rund 3,5 Millionen Kubikmeter Nadelholz geerntet, 1,7 Millionen Kubikmeter entfielen auf das Laubholz. Zwei Drittel der Holzernte (67%) bestand somit aus Nadelholz und ein Drittel (33%) aus Laubholz. Im Vergleich zum Vorjahr (69% zu 31%) gab es anteilsmässig eine leichte Verschiebung zugunsten des Laubholzes. Mengenmässig blieb das Nadelholz stabil, beim Laubholz gab es eine Zunahme von 11 Prozent.

Industrieholz: Weniger als 10%

Rund 60 Prozent des Nadelholzes wurde im Mittelland (32%) und in den Voralpen (28%) geerntet, das Laubholz wird gemäss BFS hauptsächlich im Mittelland (46%) und im Jura (30%) geschlagen. 74 Prozent des Laubholzes wird für Energiezwecke verwendet.

Weiterhin rückläufig ist die Bedeutung des Industrieholz. 2022 ging das Volumen im Vergleich zum Vorjahr mit -12 Prozent markant zurück, der Anteil an der gesamten Holzernte fiel unter die 10%-Marke. «Diese Entwicklung kann teilweise mit der Erhöhung der Nachfrage nach Energieholz in Verbindung gesetzt werden», schreibt das Bundesamt für Statistik.

Immer mehr Energieholz

Eine gegenteilige Entwicklung ist hingegen beim Energieholz zu beobachten. 2022 wurden 2,1 Millionen Kubikmeter geerntet, das sind 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Energieholz erreichte damit einen neuen Höchststand. 2022 war Energieholz das zweitwichtigste Sortiment, über 40% des gesamten Holzeinschlags entfiel auf dieses Segment. In den letzten 20 Jahren hat sich sein Anteil beinahe verdoppelt.

Das BFS begründet die zunehmende Bedeutung mit der steigenden Zahl von Holzfeuerungen und der Energiekrise. 1,3 Millionen Kubikmeter (62%) des Waldenergieholzes waren Hackschnitzel, der Anteil nimmt seit 2020 leicht ab. Stückholz wird hingegen immer beliebter und nimmt seit 2020 stetig zu. «Dies kann als Antwort auf die unsichere Energieversorgung und die steigenden Energiepreise verstanden werden», schreiben die Bundesbehörden.

Forstbetriebe: Minus hat zugenommen

In der Forststatistik des Bundes wird die Wirtschaftlichkeit von den Forstbetrieben analysiert. Die 649 Unternehmen verzeichneten 2022 Einnahmen von 584 Millionen Franken und Ausgaben von 602 Millionen Franken. Daraus ergibt sich schweizweit ein Verlust von rund 18 Millionen Franken. 2021 betrug das Minus noch 7 Millionen, 2020 hingegen 44 Millionen.

Im Mittelland, in den Alpen und in den Südalpen wurden Verluste verbucht. «Erfreulich hingegen fielen die Bilanzen bei den Forstbetrieben im Jurabogen und in den Voralpen aus, sie wiesen zusammen Gewinne von 4,4 Millionen Franken respektive 2,4 Millionen Franken aus», schreibt das BFS.

Testbetriebe fast im Gleichgewicht

Bei den Betrieben aus dem forstwirtschaftlichen Testbetriebsnetz (TBN) haben sich die Verluste aus dem Gesamtbetrieb (Waldbewirtschaftung, Sachgüterproduktion und Dienstleistungen) von 29 Franken pro Hektar im Jahr 2021 auf 2 Franken pro Hektar im Jahr 2022 stark verringert. Diese deutliche Verbesserung der finanziellen Situation der Testbetriebe ist gemäss Angaben des Bundes vor allem auf die geringeren Verluste bei der Waldbewirtschaftung zurückzuführen, die 2022 bei 16 Franken pro Hektar lagen (2021: 33 Fr./ha).

Der Rückgang wurde durch einen Anstieg des durchschnittlichen Erlöses aus dem Holzverkauf um 10 Franken auf 79 Franken pro Kubikmeter ermöglicht. Die Preise für Nadelholzstämme stiegen um 12 Franken auf 97 Franken pro Kubikmeter. Beim TBN handelt es sich um 160 ausgewählte Forstbetriebe, die eine Vollkostenrechnung führen

Potenzial für Schweizer Holz

Von den rund 11 Millionen Kubikmetern Holz, die jährlich in der Schweiz verbraucht werden, stammt erst knapp die Hälfte aus der Schweiz. Nachhaltig geerntet werden könnten laut Waldpolitik des Bundes aber bis zu 8 Millionen Kubikmeter. Für den Rest braucht es hingegen auf jeden Fall weiterhin Importe.

Holz konnte gemäss Baumaterialstudie der Baubranche seinen Anteil in den letzten zehn Jahren auf 5,3 Prozent von zuvor 4,4 Prozent ausweiten. Seit 2012 schwankt die Nachfrage in der Bauwirtschaft um etwa 1 Million Kubikmeter Holz, wie der Verband mitteilte. Während das Volumen bei den Einfamilienhäusern rückläufig ist, nimmt es bei Mehrfamilienhäusern zu. Mehr dazu gibt es hier

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