Schon bei einer moderaten Klimaerwärmung können manche Gebirgswälder Dienste wie Lawinenschutz oder Wasserregulation nicht mehr leisten. Zu diesem Schluss kommen ETH-Forscher, die den Einfluss des Klimawandels auf zwei sehr unterschiedliche Schweizer Bergtäler modelliert haben.
Das Team um Harald Bugmann von der ETH Zürich hat dazu das trockene Saastal im Oberwallis und das kühlere und feuchtere Bündner Tal Dischma ausgewählt. Für diese beiden Täler berechneten sie mit Computermodellen, wie diverse Szenarien der Klimaerwärmung die Bergwälder beeinflussen würden.
Wald im Saastal stark betroffen
Diese Wälder leisten wichtige Dienste für Mensch und Umwelt: Sie speichern Kohlenstoff, regulieren den Wasserabfluss, erhalten die Artenvielfalt, liefern Holz und schützen vor Lawinen und Steinschlag. Die Forscher wollten wissen, inwiefern die Wälder in einem wärmeren Klima diese fünf Dienste noch leisten können.
Besonders stark betroffen wäre das heute schon trockene Saastal, schreibt die ETH am Donnerstag auf der Online-Plattform «ETH Life». Seine Ökosysteme werden sich laut den Modellen schon bei einer Erwärmung von zwei Grad Celsius stark verändern, wie die Forscher nun im Fachblatt «Global Change Biology» berichten.
Schutzfunktion geht zurück
In beiden Tälern ginge die Schutzfunktion der Wälder gegen Steinschlag und Lawinen in tiefen und mittleren Höhenlagen zurück, je nach Szenario mehr oder weniger. Auf 2000 Metern Höhe nehme sie zumindest vorübergehend zu, da dort erstmals Bäume wachsen könnten. Die Kohlenstoffspeicherung hingegen war vom Klimawandel nicht betroffen.
«Eine Zunahme der globalen Durchschnittstemperatur von mehr als zwei Grad hätte weitreichende und gravierende Folgen», lautet Bugmanns Fazit der Studie. Die Stärke der Auswirkungen sei vor allem von der aktuellen klimatischen und ökologischen Situation sowie der Topografie der Täler abhängig.
2 Grad keine sichere Grenze
Das Neue an der Studie ist, dass sie auch Szenarien verwendet, die das Klima in der Schweiz beim sogenannten 2-Grad-Ziel berechnen. Dies ist die international angestrebte Limitierung der globalen Erwärmung auf zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Wert. Dies wird allgemein als «sichere» Grenze betrachtet, was die Auswirkungen auf die Ökosysteme betrifft.
Die Resultate zeigten jedoch, dass zumindest in trockenen Regionen ein Anstieg von zwei Grad nicht als sicher betrachtet werden könne, schreiben die Forscher. Sie sind der Ansicht, dass in den betroffenen Gebieten Anpassungsstrategien unumgänglich sind.
Dies könnte eine gezielte Waldpflege in tiefen Lagen sein, um die Trockenheit abzumildern. Aber auch eine andere Baumarten-Zusammensetzung bis hin zum Anpflanzen von heute gebietsfremden Arten, die Trockenheit besser tolerieren, seien denkbar, erklärte Bugmann.