
Auch der Tourismus kann Teil der Alpsaison sein und soll durch den Verein gefördert werden.
Julia Schwenter
Am Donnerstag wurde in Bern der Verein «Lebendige Alpsaison» gegründet. «Er wird ab sofort die Umsetzung des Eintrags in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco koordinieren und sich um die Kommunikation auf nationaler Ebene kümmern», heisst es in einer Mitteilung. Alle involvierten Akteurinnen sollen die Alpwirtschaft gemeinsam voranbringen.
Entsprechend wurden Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster Organisationen in die Vereinsorgane gewählt – vom Tourismus und den Naturpärken über die Landwirtschaft und die Museen bis hin zu Forschung und Beratung. Präsident des Vereins «Lebendige Alpsaison» ist Peter Küchler, der ehemalige Leiter des Landwirtschaftszentrums Plantahof in Landquart GR.
Tradition seit dem Mittelalter
Die Alpsaison steht für eine bis ins Mittelalter zurückreichende Tradition, bei der das Vieh im Sommer auf höher gelegene Weiden getrieben wird. Durch diese Bewirtschaftung entstand eine einzigartige Kulturlandschaft. Und handwerkliches Wissen sowie lebendige Bräuche der Alpenregionen wurden bewahrt. Die Anerkennung dieser Tradition «zeigt den hohen Wert, den die Alpsaison für das soziale, kulturelle und wirtschaftliche Leben in der Schweiz hat und ist eine grosse Chance für die Alpwirtschaft», heisst es.

Die Alpsaison hat eine lange Tradition. Viele Bräuche und handwerkliches Wissen wurden dank ihr bewahrt.
Ruggli, Laax
Um den Älplerinnen und Älplern im Verein das nötige Gewicht zu verleihen, wird die Geschäftsstelle vom Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verband (SAV) im Mandat geführt. Das Bundesamt für Kultur und die meisten alpwirtschaftlichen Kantone haben dem Verein bereits ihre finanzielle Unterstützung zugesagt. Nun gelte es weitere Mitglieder zu gewinnen, um dem Verein die nötige Breite und Schlagkraft zu verleihen.
Die Unesco hat im Rahmen der Anerkennung folgendes Video über die Alpweidesaison veröffentlicht. Hans Schild, Präsident der Alp Oltscheren, erklärt darin wie die Alpwirtschaft entstanden ist. Im Video wird auch Schweizerdeutsch gesprochen.
Leistungen der Alpwirtschaft sichtbarer machen
Der Verein ist fortan die zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Unesco-Anerkennung und für die nationale Kommunikation zuständig. Der Verein werde zukünftig Umsetzungsprojekte begleiten und initiieren. Ein wichtiges Ziel sei es, die Leistungen der Alpwirtschaft sichtbarer zu machen und ihren Wert für Biodiversität und Tourismus zu vermitteln.
«So werden die Konsumentinnen und Konsumenten auch bereit sein, mehr für unsere Alpprodukte zu bezahlen», betonte Moritz Schwery vom SAV. Der Verein wolle auch neue Akzente setzen, um die Herausforderungen der Alpwirtschaft gemeinsam anzugehen, wie die Anpassung an den Klimawandel oder den Alppersonalmangel.
In einem Interview mit dem «Schweizer Bauer» betonte der Präsident des neuen Vereins «Lebendige Alpsaison», dass dieser nicht direkt politisch tätig sein werde: «Wir sehen uns als Vertreter des immateriellen Kulturgutes und wollen über die Landwirtschaft hinaus wirken, in die Kultur, in den Tourismus, in die ganze Bevölkerung.
Neun Schweizer Traditionen als Unesco-Weltkulturerbe
Die «Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit» der Unesco (die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) zeigt vielfältige lebendige Traditionen, Bräuche und Ausdrucksformen, die Gemeinschaften als Teil ihres Kulturerbes pflegen. Sie fördert den Schutz und die Wertschätzung dieser Kulturen weltweit.
Aus der Schweiz haben es bisher neun Traditionen auf diese Liste geschafft: das Winzerfest in Vevey, die Basler Fasnacht, der grenzüberschreitende Alpinismus, das Uhrmacherhandwerk im Jurabogen, die Prozessionen der Karwoche in Mendrisio, das Wissen und die Praxis zum Schutz vor Lawinen, die Alpsaison, das Schweizer Grafikdesign und das Hornussen.