Globi: Wenn eine falsche Zahl zum Politikum wird

Das neue Globi-Buch sorgt für Wirbel. In den sozialen Medien wurden Vorwürfe laut, Globi sei zu politisch geworden. Der Grund: Eine falsche Zahl. 

jgr |

Im November kam das neue Buch mit dem Titel «Globi und der Wald» heraus. Darin steht, dass Schweizer Kühe zu 80 Prozent Körner oder Soja fressen. Globi folgert, in Schweizer Milch stecke «ein Stück Regenwald». 

Doch– tatsächlich liegt der Kraftfutteranteil bei rund 10 Prozent. Ein junger Landwirt entdeckte den Fehler unmittelbar nach Erscheinen des Buches. Er sei an den Schweizer Bauernverband (SBV) gelangt, dieser habe dann beim Globi-Verlag interveniert, schreibt der Sonntagsblick. 

Verlagsleiterin Gisela Klinkenberg spricht gegenüber dem Sonntagsblick von einem «blöden Zahlenfehler» und einer «tendenziösen Formulierung». Klinkenberg hat sich beim SBV entschuldigt, dieser hat die Entschuldigung angenommen. 

Keine politische Agenda

In den sozialen Medien schlug der Fauxpas hohe Wellen. Kritiker sehen Globi auf dem Weg zum klimaaktivistischen Missionar, der Kindern mit fragwürdigen Fakten Weltbilder eintrichtere.

Der Grund: Globi beschäftigt sich seit Jahren mit Umweltthemen. Bereits 2008 stützte er in «Globi und der Polarforscher» einen Berggasthof in den Bündner Alpen, dem wegen des schwindenden Permafrosts der Einsturz droht. 

Eine politische Agenda weist der Verlag jedoch zurück: Globi sei «modern», aber unpolitisch. Vorwürfe, der Kinderheld neige zu Zeitgeist oder Ideologie, sind nicht neu. Eine Studie von 2012 klassifizierte den Band «Globi und der Urwald» aus den 50er-Jahren als kolonialistisch und rassistisch – eine Problematik, die er mit vielen Figuren seiner Epoche teilt.

Seit 1935 erscheint jährlich mindestens ein neues Globi-Buch. Der Verlag reagiert seit Jahren mit kontinuierlichen Anpassungen: Inhalte werden überarbeitet, veraltete Bände nicht mehr nachgedruckt. Mehr als die Hälfte der Abenteuer von Globi wurden mittlerweile aus dem Programm genommen. 

So auch «Wie Globi Bauer wurde». In diesem Band entspricht Globis Umgang mit den Tieren nicht den heutigen Tierschutzbestimmungen. Erschienen ist es 1941, verkauft wurden 285’000 Exemplare. 

Als Ersatz für «Wie Globi Bauer wurde» brachte der Verlag 2014 «Globi, der schlaue Bauer» heraus. In diesem betreibt der Kinderbuchheld  biologischen Landanbau. 

Reagiert hat der Verlag auch auf die falsche Zahl im neusten Globi-Buch. In der zweiten Auflage von «Globi und der Wald» wird die richtige Zahl zu lesen sein.

Als «Werbe-Vogel» gedacht

Übrigens: Ursprünglich war der blaue Papagei eine Werbefigur des Warenhauses Globus. Ignatius Karl Schiele, Leiter der Reklame-Abteilung des Warenhauses in Zürich, und Robert Lips, Architekturstudent und Karikaturist, haben einst Globi gemeinsam entwickelt. Globi gibt es auch als Hörbücher. 

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