
Detailhandel, Landwirtschaft und Verarbeitung haben eine Absichtserklärung für eine klimafreundliche Landwirtschaft.
Reto Blunier
Bio Suisse und IP-Suisse haben am Mittwoch den Agrarmedien ihren Ansatz für eine Abgeltung der Klimaschutzmassnahmen der Schweizer Landwirtschaft vorgestellt. Er arbeitet mit Durchschnittswerten, die Agroscope bereitstellt.
Christoph Eggenschwiler, Geschäftsführer von IP-Suisse, sagte in Bern: «Der Vorteil unseres Ansatzes ist, dass ein Betrieb mit nur wenigen Angaben zu den ergriffenen Massnahmen für jedes Produktionssystem (IP-Suisse, Bio Suisse, Suisse Garantie) und für jede Produktionsrichtung und jede angebaute Kultur sowohl die absoluten Emissionen im Produktionssystem als auch die Emissionen pro Kilogramm des jeweiligen Produkts liefern kann.»
Das System sei offen für alle Betriebe in der Schweiz. Auch ÖLN-Betriebe könnten Massnahmen aus dem Katalog der erwiesenermassen wirksamen und abgegoltenen Massnahmen erfüllen, und Agroscope habe auch Umweltdaten für die Suisse-Garantie-Produktion.
Geld für Massnahmen
Rolf Bernhard, seit März 2025 Co-Geschäftsführer von Bio Suisse, machte die folgenden Ausführungen: «Ich habe für meinen Betrieb die klimarelevanten Massnahmen in unserem IT-Tool innerhalb von 22 Minuten erfasst. Unser Ansatz ist, dass Klimagelder nur für Reduktionsleistungen sowie den administrativen Aufwand bezahlt werden, die von den ergriffenen Massnahmen herrühren.
Wir wollen ein dynamisches System, das die getroffenen Massnahmen und die alljährlichen zusätzlichen Leistungen im Bereich Klima sichtbar macht und misst. Unser System soll inspirieren und motivieren, zusätzliche Leistungen zu erbringen.» Gleichzeitig würden auch die Baseline bzw. die Durchschnittswerte, von denen aus Agroscope die Senkungsleistungen der Massnahmen berechnet, regelmässig angepasst.
Anreize zur Redaktion von CO2
Über die Abgeltung der Datenerfassung und der Massnahmen würden derzeit Gespräche innerhalb des Klimabündnisses Lebensmittel laufen, das auf die Absichtserklärung der IG Detailhandel vom Juni 2025 zurückgeht. «Ende dieses Jahres ist unser Tool bereit für die Erfassung der Daten und Massnahmen. Das Ausfüllen wird mindestens in einer ersten Phase für unsere Betriebe freiwillig sein, so Rolf Bernhard weiter.
Der Ansatz von Bio Suisse unterscheidet sich von demjenigen, den die Branchenorganisation Milch (BOM) für den Milchbereich erarbeitet hat und für den sich auch die Fleischbranche interessiert. Via Richtpreiserhöhung sollen Millionen bereitgestellt werden (1 Rp./kg gäbe etwa 18 Millionen, 2 Rp./kg etwa 36 Millionen). Via detaillierte Datenerfassung soll ein Wert in Kilogramm CO2-Äquivalente (CO2-eq) pro Kilogramm Milch pro Betrieb errechnet werden.
Der Grossteil des Geldes flösse in eine Prämie in Rp./kg Milch gemäss diesem Wert. Ein Betrieb mit tiefen CO2eq/kg Milch, typischerweise ein gut geführter Holsteinbetrieb, bekäme unter diesem Titel mehr als ein Betrieb mit hohen CO2eq/kg Milch. Wenn sich ein Betrieb verbessert, bekommt er mehr, so die Idee.
Fragen und Antworten
Frage «Schweizer Bauer»: Soll im Modell von Bio Suisse und IPSuisse nur die Emissionssenkung via eine Massnahme aus einem vordefinierten Katalog abgegolten werden? Spielt die absolute Höhe der Emission pro Kilogramm Produkt überhaupt keine Rolle? Gibt es für einen Graslandbetrieb mit geschätzt 1,6 Tonnen CO2eq pro Kilo Milch und für den «klimatisch besten» Betrieb der Schweiz, einen Holsteinbetrieb mit dem Vernehmen nach 0,6 Tonnen CO2eq, für die Massnahme gleich viel, wenn sie auf einen E-Traktor setzen?
Antwort von Bio Suisse und IP-Suisse (schriftlich): Der massnahmenbasierte Ansatz möchte die Betriebe unter Mithilfe unserer Abnehmer für jede Massnahme finanziell kompensieren. Die Höhe der Kompensation hängt von verschiedenen Faktoren ab und wurde noch nicht festgelegt.
Frage «Schweizer Bauer»: Wie gehen Bio Suisse und IP-Suisse damit um, dass in Emissionen pro Kilo Milch die Biomilch und die Wiesenmilch in der Tendenz eindeutig schlechter abschneiden als die Milch aus Betrieben mit Holsteinkühen und hoher Milchleistung? Denn es gilt im Grundsatz: je mehr Gras in der Ration, desto mehr Methan (z. B. Piatkowski und Jentsch 2012)?
Antwort Bio Suisse und IP-Suisse: Das Thema Kuh und Klima ist komplex. Der Beitrag von Wiederkäuern zum Klimawandel muss im Gesamtkontext betrachtet werden. Wir verweisen dazu auf das neu erschienene Fibl-Faktenblatt «Kuh und Klima», das den aktuellen Forschungsstand zusammenfasst.
Die Klimabilanz allein reicht für eine Nachhaltigkeitsbewertung nicht aus. Produktbezogene Werte zeigen die Effizienz, erfassen aber nicht die Gesamtemissionen und weiteren Umweltwirkungen. (...) Eine kürzlich im Nature-Verlag erschienene Meta-Studie (Hashemi F. et al. 2024), die weltweit wissenschaftliche Publikationen ausgewertet hat, welche die Klimawirkung von konventionell und biologisch erzeugten Lebensmitteln vergleichen, zeigt zudem, dass biologisch erzeugte Milch und Rindfleisch ein geringeres Erderwärmungspotenzial pro Fläche und ein vergleichbares pro Produkteinheit aufweisen. (...) sal