Kündigungen, Rückzieher. Über dem Berner Inforama hängt der Haussegen schief. Jetzt ist Regierungsrat Andreas Rickenbacher gefordert.
Urs Zaugg, neuer Vorsteher des Amts für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern (Lanat), nahm die Kündigung des Inforama-Direktors Andreas Gasser per Ende Juli 2011 zum Anlass, die Strukturen des Inforamas überprüfen zu lassen. Nach der Überprüfung entschloss sich die Volkswirtschaftsdirektion unter der Führung von SP-Regierungsrat Andreas Rickenbacher Mitte Mai, Gassers Stelle nicht neu zu besetzen, sondern in eine Co-Leitung zu überführen. Also dass je ein Leiter für den Bereich Bildung und einer für den Bereich Beratung eingesetzt wird.
Damals wurden die heutigen Fachbereichsleiter Robert Lehmann und Martin Jutzeler als Kandidaten für die Co-Leitung gehandelt, und sie signalisierten Bereitschaft zur Kandidatur.
Lehmann wechselt Job
Vor gut zwei Wochen machte Martin Jutzeler einen Rückzieher. Den Entscheid habe er «frei von jeglichem Druck» gefällt, sagte Jutzeler.
Und jetzt nimmt auch der zweite Kandidat den Hut. Robert Lehmann verzichtet nicht nur auf die Co-Leitung, sondern verlässt das Inforama ganz. Er wechselt an die Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft (SHL). Dort tritt Lehmann zwar nicht die Nachfolge des jetzigen Lanat-Chefs Zaugg an − die Neubesetzung seiner Stelle als Leiter Logistik wurde nach einer Umstrukturierung hinfällig, und das freigewordene Dozentenpensum im Bereich Lebensmitteltechnologie und Management ist bereits wieder besetzt. Lehmann wird an der SHL im Bereich Unterricht und Beratung tätig sein.
Lehmann ist nicht der Einzige, der seit Zauggs Antritt das Inforama verlässt. Samuel Winkler, Mitglied des Führungsstabs, hat ebenfalls gekündigt, und andere Mitarbeiter hielten nach neuen Jobs Ausschau, munkelt man.
Liegt es am Lanat-Chef?
Liegen die Probleme also in Zauggs Person? Ueli Augstburger, Präsident der Fachkommission Bildung und Beratung bei der Lobag, dementiert diese Aussage nicht. Er weiss, dass sich die Zusammenarbeit mit Zaugg nicht einfach gestaltet. «Urs Zaugg ist zwar im persönlichen Umgang eine angenehme Person, informiert aber schlecht. Er nimmt Vorschläge und Bedenken zwar auf, ignoriert sie bei der späteren Umsetzung aber komplett», so Augstburger. Die Lobag sei auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Lanat angewiesen. Deshalb sei man auch bei Regierungsrat Rickenbacher vorstellig geworden und verlange wesentliche Verbesserungen von Seiten des Lanat-Chefs. «Wird die Zusammenarbeit nicht besser, so sehen wir die korrekte Umsetzung unseres Bildungs- und Beratungsauftrages als gefährdet.»
Laut Urs Zaugg haben die Verunsicherung und die Unruhe damit zu tun, dass beim Inforama eine Führungsebene gestrichen wird. Zaugg ist gezwungen, aufgrund der Sparvorgaben vom Grossen Rat am Inforama jährlich rund 600000 Franken einzusparen. Dies will er vor allem mit einer Straffung auf Führungsebene erreichen. «Die Lehrer und Berater werden davon kaum etwas bemerken», ist er überzeugt. Er bedauert Lehmanns Kündigung sehr. Geeignete Bewerbungen für die Co-Leitung seien beim Lanat aber bereits eingegangen.