Landwirtschaft soll multifunktional bleiben

Wie sieht die Zukunft der Landwirtschaft aus angesichts internationaler Entwicklungen? Eine einfache Antwort gibt es nicht.

Rosmarie Brunner-Zürcher |

Wie sieht die Zukunft der Landwirtschaft aus angesichts internationaler Entwicklungen? Eine einfache Antwort gibt es nicht.

Die Doha-Runde der WTO liegt im Koma, das Freihandels-abkommen mit der EU ist in den Hintergrund gerückt. Eine scheinbare Entspannung auf dem Schlachtfeld der Marktliberalisierung, die aber trüge, wie Beat Röösli vom Schweizerischen Bauernverband am vergangenen Dienstagabend auf der Liebegg sagte: «Die technischen Diskussionen für ein Freihandelsabkommen mit der EU sind weit fortgeschritten und laufen weiter. Aber der innenpolitische Widerstand wird stärker.»

Einfluss nehmen ist für die Schweiz schwierig

Das Abkommen ist also keineswegs vom Tisch, genauso wenig wie die WTO-Runde: Sobald sich die Grossen in Streitfragen einigen können – und es gehe da vor allem um Uneinigkeiten der Industrieinteressen zwischen den USA und Indien – komme wieder Bewegung in die Verhandlungen.

«Die Schweiz versucht selbstverständlich, Einfluss zu nehmen, doch das ist schwierig», sagte Röösli, der beim SBV für die Bereiche Internationales und Agrarwirtschaft zuständig ist.

Die Weltbevölkerung wächst, bis 2050 rechnet man mit rund zehn Milliarden Menschen; und auch der Wohlstand und damit der Kalorienkonsum pro Kopf steigen stetig an. Eine bessere Ernährung, insbesondere mehr Fleisch, sei eines der ersten Luxusgüter, das sich die Menschen leisteten, sagte Röösli. Nahrung wird daher immer gefragter – ein Pluspunkt für die Landwirtschaft. Doch weiterhin ist klar: Nahrung geht dahin, wo Geld ist.

Umdenken gefordert

Nur acht Prozent der Erdoberfläche werden als Wiesen und Weiden genutzt, drei Prozent als Ackerflächen; unfruchtbare Gebiete wie Wüsten dehnen sich aus. «So viele Leute mit weniger Fläche zu ernähren, fordert viel Neuerungen und ein Umdenken in vielen Bereichen.» Biodiversität sei für viele Schweizer Bauern vielleicht bereits ein Reizwort, nehme aber international ungemein an Bedeutung zu. Alle diese Punkte sprechen dafür, dass die Landwirtschaft in Zukunft an Bedeutung gewinnt.

Keine rosige Zukunft

Für die Schweiz zeigte Röösli drei mögliche Szenarien auf: eine Intensivierung der Landwirtschaft, die auf Wachstum und grosse Betriebe baut, eine stark extensive Landwirtschaft mit Neben-erwerbsmöglichkeit oder aber eine multifunktionale Landwirtschaft, die ökologisch und gleichzeitig produktionsorientiert ist.

«Der SBV setzt sich für letztere Variante ein, die sich bewährt hat», obwohl ihm deswegen vorgeworfen werden, Neuerungen zu verhindern. «Die Zukunft ist nicht nur rosig, aber es lohnt sich, weiterzukämpfen», sagte Röösli.

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