Landwirtschaft sucht Gentech-Kompromiss

Am Soil-to-Soul-Podium prallten Überzeugungen aufeinander: Soll die Schweiz ihr Gentech-Moratorium lockern oder den Schutz natürlicher Züchtung verteidigen?

Susanne Sigrist |

Der Verein Soil to Soul (frei übersetzt «von der Erde bis zur Seele») organisierte in Zürich verschiedene Veranstaltungen. Wie Laura Preisinger, Kommunikationsverantwortliche von Soil to Soul, sagte, ist dieses Jahr ‒ das fünfte seit der Vereinsgründung ‒ ein sehr interessiertes Publikum gekommen, das, hätte es die Zeit erlaubt, gerne noch aktiver mitdiskutiert hätte.

Das war auch am Gentech-Podium so, doch die zwei Morgenstunden waren eng getaktet mit Gesprächen und Gemüsedegustation. Monika Schärer, bekannt als Redaktorin und Moderatorin des Schweizer Radio und Fernsehen, moderierte das Treffen zwischen Noémi Uehlinger, Geschäftsleitungsmitglied von Sativa (Züchtung von biologischem Saatgut), Claudia Vaderna, Agronomin und Geschäftsleiterin der Schweizer Allianz Gentechfrei, Guido Saurer, Ökonom und bei Economiesuisse zuständig für die Landwirtschaft, sowie Martin Rufer, Direktor des Schweizer Bauernverbands (SBV).

Volksmeinung einholen

Das Gentechfrei-Moratorium gilt seit nunmehr 20 Jahren und läuft bis 2030. Wie es nachher weitergeht, ist offen. «Das Moratorium ist eine Erfolgsgeschichte», da waren sich alle einig. «Es bietet für uns Rechtssicherheit und die Zeit, offene Fragen zu klären.» Aber, so Guido Saurer: «Ein Moratorium ist per se zeitlich begrenzt. Wir müssen darum wieder die Volksmeinung einholen.»

Gemeint ist die öffentliche Haltung zu neuen genomischen Techniken (NGT) wie zum Beispiel Crispr/Cas. Diese sind zielgerichtet, effizient und erschwinglich. «Aber sie greifen in die DNA ein, das heisst, sie sind Gentechnik, keine herkömmlichen Züchtungsmethoden, die mit Auslese und Kreuzung funktionieren», meinte Noémi Uehlinger. Und Claudia Vaderna betonte: «Es läuft vor allem viel Anwendungs-, aber sehr wenig Risikoforschung. Und es geht hier nicht nur um Pflanzenbau: Es geht auch um Tiere wie Schweine ohne Hoden oder Kühe ohne Hörner, um nur zwei Beispiel zu nennen.»

Frage nach Patentrechten

Die Frage der Deklaration wurde angesprochen, auch in Bezug auf die europäischen Nachbarn. Wer soll deklarieren und wie? «Und was passiert mit den Patentrechten?», gab die Sativa-Vertreterin zu bedenken. «Wer darf Patentrechte auf Eigenschaften erheben? Es geht um viel Geld.»

Martin Rufer meinte, man müsse die Entwicklung so steuern, dass auch kleine Züchter zu ihrem Recht kommen würden. «Wir müssen zudem eine Regelung finden, damit Importe und Exporte stattfinden können. Und natürlich brauchen wir die Akzeptanz der Schweizer Bevölkerung.» – «Wir haben mit dem Moratorium ein modernes Risikokonzept», fand Claudia Vaderna. «Wenn wir jetzt einen intransparenten Weg einschlagen – was wäre der Mehrwert? Und wer definiert uns diesen?»

«Es gibt auch viel Unsinn»

«Wir haben zwei Seiten, Gegner und Befürworter. Wir von der Schweizer Landwirtschaft streben einen Kompromiss an: ein ‹Ja, aber›. Wir sind pragmatisch», sagte Martin Rufer. «Wir brauchen alle guten Puzzleteile für unsere Produktion, und eines davon könnten diese neuen Technologien sein. Wobei, das bin ich mir bewusst: Es gibt auch viel Unsinn.»

Nachgefragt, was er sich primär davon erhoffe, meinte er: «Es wäre gut, wenn wir damit die Ertragsstabilität der Schweiz stärken könnten. Dieses Jahr hatten wir wohl ein gutes Jahr, aber für die Landwirtschaft ist es zunehmend schwierig.»

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