
Familie Schweizer aus Utzigen war mit zwölf Kühen auf dem Bundesplatz und ist seit sechs Jahren Teil der Sichlete.
Anja Tschannen
Mitten in der Herbstsession verwandelt die traditionelle Sichlete den Berner Bundesplatz in einen Bauernmarkt. Kühe ziehen durch die Stadt, Marktstände bieten regionale Produkte, und Brauchtum wird sichtbar.
Ziel ist der direkte Austausch zwischen Landwirten und Stadtbevölkerung. Trotz weniger Stände als früher bleibt das Fest ein Symbol für Nähe zu Landwirtschaft, Regionalität und Versorgungssicherheit – und bringt ländliche Kultur ins Herz der Bundesstadt.
Clemens Thalmann kam mit seinen Tieren
Clemens Thalmann vom Hattihof in Aeschi bei Spiez BE nimmt seit einigen Jahren mit seiner Familie und den Bauernhoftieren an der Sichlete teil.

Clemens Thalmann vom Hattihof in Aeschi bei Spiez nimmt seit einigen Jahren mit seiner Familie und den Bauernhoftieren an der Sichleten teil.
Anja Tschannen
«Wir wurden angefragt, mit Tieren zu kommen, um Begegnungen zwischen Tieren und Kindern sowie zwischen Stadt und Land zu ermöglichen. Es ist für uns zwar ein grosser zeitlicher Aufwand, hierherzukommen, aber es lohnt sich. Für den Streichelzoo haben wir 10 Ziegen, 6 Schafe und 10 Hühner dabei. Es ist eigentlich ein einfaches Angebot und für uns Alltag. Für die kleinen Kinder ist es jedoch ein Erlebnis, das ihnen in Erinnerung bleibt. Zu Hause halten wir Milchschafe und Legehennen – insgesamt 100 Tiere. Agrotourismus und Schule auf dem Bauernhof sind weitere Betriebszweige. Wir arbeiten viel mit Kindern und haben uns auf die Begegnung zwischen Menschen und Landwirtschaft spezialisiert. Zudem betreiben wir einen Hofladen. Die Milch geben wir ab und kaufen dann die daraus hergestellten Produkte wieder zurück, um sie selbst zu verkaufen.»
Yolanda Ast kam mit ihren Produkten
Yolanda Ast aus Oberwil im Simmental BE kommt zum vierten Mal mit ihren Produkten an die Sichlete. Die Landwirtin und Älplerin vermarktet alle Produkte selbst.

Yolanda Ast aus Oberwil im Simmental BE kommt zum vierten Mal mit ihren Produkten an die Sichlete. Die Landwirtin und Älplerin vermarktet alle Produkte selbst.
Anja Tschannen
«Für mich ist die Sichlete ein Highlight, weil wir einmal im Jahr mit unseren Produkten in die Stadt Bern kommen können. Die Dankbarkeit der Leute ist extrem spürbar. Wir gehen in Aarberg und Ostermundigen an den Monatsmarkt mit all unseren eigenen Produkten. Mein Mann metzget selbst, und während der Alpzeit produzieren wir unseren Käse direkt auf der Alp. Alle unsere Produkte vermarkten wir selbst. Wir haben insgesamt 18 Kühe sowie Rinder und Ziegen. Im Sommer gehen wir mit unserem ganzen Tierbestand – inklusive Hühnern, Katzen und Hund – auf unsere Alp Pfyffenegg in Abländschen. Sie liegt auf 1380 mü.M., also nicht extrem hoch. Mein Mann und ich machen alles selber, und auch unsere zehnjährige Tochter hilft mit. Wir produzieren elf verschiedene Sorten: Mutschli, Alp- und Hobelkäse, Ziegenkäse, Raclettekäse sowie verschiedene Würste.»
Martin Gläser, der Imker mit Markterfahrung
Martin Gläser aus Lüterswil BE kommt seit rund 20 Jahren an die Sichlete. Der Imker hat viel Markterfahrung und bietet alles rund um Honig an.

Martin Gläser aus Lüterswil BE kommt seit rund 20 Jahren an die Sichleten. Der Imker hat viel Markterfahrung und bietet alles rund um Honig an.
Anja Tschannen
«Wir sind seit 44 Jahren hier in Bern auf dem Markt und waren auch viele Jahre an der BEA vertreten. Dadurch haben wir den Berner Bauernverband kennen gelernt, und seit rund 20 Jahren sind wir nun auch ein Bestandteil der Sichlete. Die Sichlete ist natürlich etwas Einzigartiges: Sie bringt der Stadtbevölkerung die Natur und die Landwirtschaft näher. Jedes Jahr wird ein neues Thema gewählt. So können Kinder, die nicht vom Land kommen, einen Einblick in die Landwirtschaft erhalten – eine gute Sache. Wir führen eine Wanderimkerei mit rund 50 Bienenstöcken, mit denen wir auch in die Berge ziehen. Den Wald-, Blüten- und Wabenhonig stellen wir selbst her und verkaufen ihn direkt. Kollegen von uns produzieren zusätzlich Honigwein und Honiglikör für uns. Aus dem vielfältigen Angebot an Honigtäfeli und Kosmetik wählen wir das Beste aus und bieten es hier zum Verkauf an.»
Lisa Hofer, die Konditorin
Lisa Hofer aus Emmenmatt BE ist gelernte Konditorin Confiseurin. Sie nimmt zum ersten Mal an der Sichlete teil und möchte den Brauch fortführen.

Lisa Hofer ist zum ersten Mal an der Sichleten und verkauft Backwaren.
Anja Tschannen
«Meine Eltern kommen seit 2013 mit Backwaren an die Sichlete. Bisher habe ich ihnen dabei geholfen, die Backwaren vorzubereiten. Dieses Jahr bin ich zum ersten Mal selbst an der Sichlete mit dabei. Da meine Eltern bald pensioniert werden, möchte ich das Ganze weiterführen. Die Sichlete ist für mich ein schöner Brauch – und es ist wertvoll, den Konsumenten die unmittelbare Nähe zum Produkt zu ermöglichen. Ansonsten gehe ich mit meinen Backwaren an den Wochenmarkt in Langnau BE. Produziert werden sie auf unserem Biohof. Bisher haben wir auf dem fünf Hektar grossen Betrieb 1,5 Hektaren Gemüse angebaut. Dieses Jahr haben wir damit jedoch aufgehört, da mein Vater in Pension geht. Auf 50 Aren bauen wir verschiedene Blumen an. Alles, was auf unserem Hof produziert wird, vermarkten wir direkt. Ich freue mich sehr darauf, auch künftig Teil der Sichlete zu sein.»