
Zukünftig müssen Marktorganisatoren die kosten selbst übernehmen sofern weniger als 50 aufgeführte Tiere werden.
Proviande
Es ist ein grauer und nasser Montagvormittag im Herbst. Im bernischen Herzogenbuchsee ist Schlachtviehmarkt. Das zweitletzte Mal in der 53-jährigen Geschichte des Marktes. Der erste fand im Januar 1972 statt, der letzte wird Ende November 2025 über die Bühne gehen.
Bereits Anfang dieses Jahres war klar, dass es für kleinere Märkte eng wird. Zu dieser Zeit wurde bekannt, dass Proviande, die Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, vom Bund weniger Geld zur Ausführung ihres Leistungsauftrags erhält, den sie auch auf den öffentlichen Schlachtviehmärkten wahrnimmt. Als Sparmassnahme kündigte Proviande an, dass Märkte mit weniger als 50 aufgeführten Tieren wegfallen würden oder dass die Marktorganisatoren für die Kosten selber aufkommen müssten.
2026 gibt es sieben Marktorte weniger
Bei einem Markt wie jenem in Herzogenbuchsee sind das gut 500 Franken, unter anderem für die Taxation der Tiere durch Vertreter von Proviande. Geld, das der Schlachtviehkommission der Gemeinde, die den Markt organisiert, nicht zur Verfügung steht.
Der Schlachtviehmarkt in Herzogenbuchsee, der einmal im Monat stattfand und seit Jahren mit rückläufigen Auffuhrzahlen kämpfte, ist also bald passé. So, wie auch fünf weitere Märkte im Kanton Bern (Biglen, Eggiwil, Fraubrunnen, Saanen, Sumiswald) und einer im Tessin.
«Wichtig ist, dass die vorhandenen Marktorte die ganze Schweiz gut abdecken und dass die Märkte dort stattfinden, wo die Tiere sind»
Dementsprechend werden auf dem Jahresmarktprogramm 2026, das Ende Monat veröffentlicht wird, rund 70 Marktdaten weniger stehen als auf dem diesjährigen. Zur Einordnung: 2024 wurden laut der IG öffentliche Märkte 629 Rindviehmärkte durchgeführt, 195 davon im Kanton Bern. Aufgeführt wurden insgesamt 55’729 Rinder.
Stabile Preissituation
Ernst Wandfluh, Nationalrat (SVP, BE) und Präsident der IG öffentliche Märkte, sagt am Telefon, ihn reue jeder Markt, der eingehe. Denn die öffentlichen Märkte sorgten für eine stabile Preissituation auf dem Fleischmarkt. Er sagt aber auch, dass Märkte mit mehr Tieren besser laufen würden, weil dann mehr Händler kämen. «Wichtig ist, dass die vorhandenen Marktorte die ganze Schweiz gut abdecken und dass die Märkte dort stattfinden, wo die Tiere sind», so Wandfluh.
Das sagt auch Leana Waber vom Berner Bauernverband (BEBV), der im Kanton Bern die öffentlichen Schlachtviehmärkte mitorganisiert. Sie ist auf dem Markt in Herzogenbuchsee anzutreffen: «Dem BEBV ist es ein grosses Anliegen, die bestehenden Märkte zu stärken, um den Bauernfamilien eine transparente Marktplattform zu bieten.»
Mittlerweile sind in Herzogenbuchsee auch die 20 aufgeführten Kühe an die Meistbietenden verkauft worden. Zum Teil zu einem Preis deutlich über der Schatzung. Im Marktlokal holen die Landwirtinnen ihre Abrechnung, trinken einen Kaffee und tauschen sich mit den Berufskollegen aus. Auch der soziale Aspekt, den die Märkte böten, dürfe in Bezug auf deren Berechtigung nicht vergessen werden, so Leana Waber.